wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Inzucht-Depression

Unter Inzucht versteht man die Paarung relativ naher Blutsverwandter. In der Pflanzenzucht erfolgt dies durch Selbstung (Selbstbefruchtung) und Kreuzung naher Verwandter, um genetisch möglichst homozygote (reinerbige) Inzuchtlinien zu erhalten. In der Tierzucht erfolgt Inzucht durch Geschwisterverpaarung und die Rückverpaarung. Das Maß für die Inzucht ist der Inzuchtkoeffizient. Inzucht-Depression steht für den Verlust genetischer Fitness und Leistungsfähigkeit durch fortwährendes Einkreuzen von Individuen der gleichen Abstammungslinie. Der Effekt kann bei der Kreuzung von neuen Rebsorten entstehen, wenn positive Eigenschaften einer Sorte verstärkt werden sollen und deshalb Vorfahren fortwährend eingekreuzt werden.

Inzuchteffekte entstehen aber auch dann, wenn durch die bei der Rebenblüte zu 98% erfolgende Selbstbefruchtung entstandenen Beerenkerne ausgesät werden und zu einem Sämling auswachsen. Dadurch sind im Verlaufe der Evolution auf natürliche Art und Weise viele Tausende neuer Sorten entstanden, von denen dann vom Menschen die besten (zum Beispiel die ertragreichsten, widerstandsfähigsten und wohlschmeckendsten) selektiert wurden. Das ist aber heute im Weinbau in der Regel nicht der Fall, weil die Vemehrung nicht generativ (sexuell), sondern vegetativ durch Teilung einer Pflanze erfolgt.

Vorteile und Nachteile

Inzucht führt dazu, dass immer mehr Allele homozygot bzw. reinerbig werden, also in beiden diploiden Chromosomensätzen gleich vorhanden sind. Gemäß den mendelschen Regeln erscheinen durch Inzucht insbesondere auch rezessive Gene des Genotyps im Phänotyp. Folge der Inzucht ist damit die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit des homozygoten Auftretens von Extremen in beiden Richtungen, also sowohl möglicher krankhafter als auch besonders leistungsfähiger Genkombinationen.

Es kommt nicht selten vor, dass im genetischen Sinne reinerbige Lebewesen geringere Vitalität und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten aufweisen, da die genetische Information in beiden Chromosomensätzen gleich ist und dadurch weniger unterschiedliche Gene vorhanden sind (Inzuchtdepression). Andererseits besteht Züchtung gerade darin, die positive Seite von Inzucht zu nutzen, indem gezielte Inzucht mit Selektion der geeigneten und besten Typen verbunden wird.

Zwitterblüte

In der Natur schützen sich viele Pflanzen mittels eines molekularer Mechanismus gegen gegen negative Inzuchteffekte. Ein hochgradig diverses Gen zerstört die Pollen (Blütenstaub), die den gleichen Genotyp wie die Mutterpflanze aufweisen. Wenn also der Pollen von der Pflanze selbst oder von einem nahen Verwandten stammt, kann die Pflanze nicht erfolgreich bestäubt werden. Im Weinbau werden aber sich selbst befruchtende Zwitterblüten verwendet, weil ja das Ziel der Ertrag und nicht die Erzeugung von Nachkommen ist. Deren Blütenknospen beinhalten sowohl männliche als auch weibliche Organe.

Heterosis-Effekt

Unter Fitness ist die Angepasstheit an die Umwelt (bei Pflanzen z. B. Resistenzen gegen Schädlinge, Krankheiten, Frost oder Trockenheit). Kreuzt man nah verwandte Pflanzen immer wieder miteinander, wird die gleiche Erbinformation weitergegeben. Das führt dazu, dass nur noch  bestimmte Allele (Genabschnitte) weitervererbt werden. Der Genpool der entsprechenden Population bzw. Art wird dadurch stetig verkleinert. Dies bewirkt unter anderem ein Nachlassen der Wüchsigkeit, geringere Erträge, einen späteren Austrieb, sowie Anfälligkeit für verschiedene Rebkrankheiten (siehe dazu unter Rebstock-Feinde). Die moderne Pflanzenzüchtung zielt stark auf heterozygote (mischerbige) Individuen ab. Mischerbige Nachfahren (Hybriden) zweier reinerbiger Elternteile sind widerstandsfähiger und erbringen höhere Erträge, was man als Heterosis-Effekt bezeichnet. 

weiterführende Informationen

Siehe zum Themenkomplex auch unter Blüte, Chromosom, DNA, Kreuzung, Neuzüchtung, Rebsorten-Bestimmung und Züchtung, sowie Aufstellungen relevaner Stichwörter unter den Stichwörtern Rebfläche und Weinrebe.

Quelle: WIKIPEDIA Inzucht

Stimmen unserer Mitglieder

Thomas Götz

Seriöse Quellen im Internet sind rar - und das Weinlexikon von wein.plus ist eine solche. Bei der Recherche für meine Artikel schlage ich regelmäßig im wein.plus-Lexikon nach. Dort erhalte ich zuverlässige und detaillierte Informationen.

Thomas Götz
Weinberater, Weinblogger und Journalist; Schwendi

Das größte Weinlexikon der Welt

26.387 Stichwörter · 46.995 Synonyme · 5.323 Übersetzungen · 31.721 Aussprachen · 203.080 Querverweise
gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER