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Kalifornien

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Californië (N)

Kalifornien (englisch California) mit der Hauptstadt Sacramento ist mit 423.970 km² der flächenmäßig drittgrößte und mit Abstand bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA. Es  liegt im Westen des Landes und grenzt an den Pazifischen Ozean, die Bundesstaaten Oregon, Nevada und Arizona sowie den mexikanischen Bundesstaat Baja California auf der gleichnamigen Halbinsel. Der offizielle Beiname Kaliforniens lautet Golden State (Goldener Staat). Im Jahre 1846 erklärten US-amerikanische Siedler die Unabhängigkeit Kaliforniens (Bear Flag Republic) und proklamierten ihre eigene Republik Kalifornien, was zum Mexikanisch-Amerikanischen Krieg führte. Am 9. September 1850 wurde Kalifornien als 31. Staat in die USA aufgenommen. 

Kalifornien - Landkarte, Flagge und Logo

Historie

Kalifornien kann man als Mutterland des Weinbaus in den USA bezeichnen. Es trägt auch völlig zu Recht den schönen Beiamen „Wine State“, denn Wein ist hier ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die Spanier führten im 16. Jahrhundert die spanische Sorte Listán Prieto in Mexiko ein, die hier Misión und später in Kalifornien Mission hieß. Im Jahre 1769 hatte der Franziskanermönch Junipero Serra (1713-1784) bei der Gründung der Mission „San Diego“ in Kalifornien angeblich den ersten Weinberg mit dieser Rebe angelegt. Hier gab es nicht die großen Schwierigkeiten wie an der Ostküste des Atlantiks, denn das trockene Klima verhinderte Pilzkrankheiten und die Rebstöcke gediehen prächtig.

terassierte Rebflächen im Napa Valley

Die Weine wurden damals auf ziemlich primitive Art hergestellt; ein zeitgenössischer Bericht gibt darüber Auskunft: Zwischen zwei Bäumen hing eine mit gestampften Trauben gefüllte Kuhhaut (Weinschlauch), in welcher die Gärung erfolgte. Ganz unten war ein Stopfen, den man zum Füllen eines Becher Weins einfach herauszog. Zumeist wurde der Mission-Wein zu Schnaps gebrannt und zum Spriten des Restweines verwendet. Um das Jahr 1833 pflanzte ein Franzose mit dem symbolträchtigen Namen Jean-Louis Vignes (1780-1862) erstmals aus Europa importierte Reben in der Nähe von Los Angeles. General Mariano Vallejo (1808-1890) war der letzte mexikanische Gouverneur von Kalifornien, das ab 1846 zuerst selbstständig und vier Jahre später 1850 zum 31. US-Staat wurde. Er hatte in Sonoma ein Weingut angelegt und war der erste Weinbauer großen Stils. Im Jahre 1849 brach in Kalifornien das Goldfieber aus und Wein aus Zinfandel wurde zum beliebtesten Getränk der Goldgräber.

Weinbaupionier Agoston Haraszthy

Der große Durchbruch wurde durch den Ungarn Agoston Haraszthy (1812-1869) ab dem Jahre 1860 eingeleitet, der in Sonoma das Weingut Buena Vista Winery gründete und hunderte europäische Rebsorten einführte. In unmittelbarer Nachbarschaft gründete der Deutsche Jacob Gundlach ein Weingut, das 1973 unter dem Namen Gundlach-Bundschu reaktiviert wurde. Ein weiterer Pionier war der aus Preußen stammende Charles Krug (1825-1892), der 1861 in St. Helena im Napa Valley die Charles Krug Winery gründete und junge Winzer ausbildete. Der gebürtige Franzose Paul Masson (1859-1940) wurde ab 1892 mit seinem Schaumwein berühmt und als „Champagne King of California“ bezeichnet. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich eine vielfältige Weinkultur mit qualitativ hochwertigen Weinen aus eingeführten europäischen Vinifera-Sorten.

University of California

Um 1880 wurde von der University of California ein Weinforschungszentrum in Berkeley gegründet, aus dem später Davis entstand. Im Jahre 1890 wurde bereits eine Million Hektoliter Wein erzeugt. Die Reblaus-Katastrophe ab 1880 zerstörte viele Weingärten, aber sie wurden neu aufgebaut. Doch die Prohibition (1920-1933) brachte den totalen Niedergang der amerikanischen Weinkultur. Erst in den 1950er-Jahren bahnte sich eine Revolution an. Es begann mit kleinen Weinbaubetrieben, die mit Chardonnay und Pinot Noir sowie französische Eichenfässern experimentierten. Für den Wiederaufschwung maßgeblich verantwortliche Pioniere waren Robert Mondavi (1913-2008), der im Jahre 1966 seine erste Kellerei in Oakville im Napa Valley gründete, und Joe Heitz (1919-2000). Beide wurden vom berühmten Önologen André Tchelistcheff (1901-1994) unterstützt. Die hohe Qualität kalifornischer Weine wurde auch durch eine bereits legendäre Weinverkostung (Paris Wine Tasting) bestätigt.

Kalifornien - terrassierte Weinberge im Sonoma County

Weinbauregionen

Kalifornien gliedert sich in fünf große Weinbauregionen, die aber keinesfalls mit den dann weiter unten angeführten Klimaregionen deckungsgleich sind. Die Regionen sind in politische Counties (Provinzen) mit jeweils mehreren AVA-Bereichen unterteilt sind. Diese können aber auch über die politischen County-Grenzen hinausgehen, wie es bei Wild Horse Valley (Counties Napa und Solano) und Los Carneros (Counties Napa und Sonoma) der Fall ist:

Central Coast

Die Region umfasst rund 25.000 Hektar Rebfläche. Sie bildet einen 560 km langen Streifen vom Norden südlich der San Francisco Bay bis Los Angeles im Süden.

Central Valley (Delta & Inland)

Die riesige Region umfasst 140.000 Hektar Rebfläche für Keltertrauben, sowie weitere 80.000 Hektar für die Tafeltrauben- und Rosinen-Produktion. Von hier stammen drei Viertel der kalifornischen Weinmenge.

North Coast

Die Region umfasst 50.000 Hektar Rebfläche. Sie bildet einen 160 km langen und 80 km breiten Streifen von der San Francisco Bay bis hinauf nach Mendocino. Hier befindet sich u. a. der bekannteste Weinbaubereich, das Napa Valley.

Sierra Foothills

Die zwischen dem Central Valley und den Rocky Mountains liegende Region war einstmals sehr bedeutend. Heute umfasst sie nur mehr 2.100 Hektar Rebfläche.

South Coast

Die weinbaulich weniger bedeutende Region liegt zwischen den beiden Städten Los Angeles im Norden und San Diego an der mexikanischen Grenze im Süden.

Kalifornien Weinbaugebiete

Klimaregionen

Die Rebflächen erstrecken sich über 1.000 Kilometer entlang der Pazifikküste. Es gibt mehr verschiedene Bodentypen als in allen anderen Weinbaugebieten der Welt. Alleine im nur knapp 50 Kilometer langen Napa Valley sind es über 30. Die wichtigsten Weinbaugebiete liegen auf derselben geographischen Breite wie Südspanien und Süditalien. Eine der Varianten für die Namensgebung lautet, dass die Spanier dem heißen Land den treffenden Namen „Caliente Fornella“, auf deutsch „heißer Ofen“ gaben. Es wird aber auch eine wunderschöne schöne Amazonenkönigin namens Califia genannt; eine Romanfigur. Besonders entlang der Küste wird die Sonnenwärme erheblich durch die kühlen Winde und Nebel des Pazifiks abgemildert. Zwischen April und September gibt es kaum Niederschläge, sodass in vielen Weinbergen künstliche Bewässerung erfolgen muss.

Die Klimata sind sehr unterschiedlich, sodass schon in den 1930er-Jahren umfangreiche Analysen erfolgten. An der University of California in Davis wurde vom Wissenschaftler Albert J. Winkler (1894-1989) eine Einteilung in fünf Klimaregionen bzw. Zonen auf der Basis eines Temperatursummensystems geschaffen und dann 1944 als Klassifizierungs-System offiziell eingeführt. Als Basis dafür werden vom 1. April bis 31. Oktober alle Tages-Durchschnitts-Temperaturen gemessen.

Alle Werte über 50 °Fahrenheit (10 °C) werden addiert und ergeben die „Degree-Days“. Wenn zum Beispiel die Durchschnitts-Temperaturen an insgesamt 130 Tagen 70 °F betrugen, errechnet sich ein Wärmefaktor von 70 minus 50 x 130 (Tage) = 2.600. Die Niederschlagsmengen wurden aber erstaunlicherweise nicht berücksichtigt. Für jede Region werden Empfehlungen für Rebsorten, Unterlagen und Erziehungsformen ausgegeben. Die besten trockenen Weine werden in den Regionen I, II und III produziert, die Regionen IV und V sind vor allem für alkoholangereicherte Weine, Tafeltrauben und Rosinen geeignet. 

Region I - Wärmefaktor bis 2.500 Degree-Days

Vergleichbar mit Mosel, Burgund, Loire und Champagne. Dier Region ist besonders für die Sorten Chardonnay, Riesling, Pinot Noir und Sauvignon Blanc geeignet. Dazu zählen zum Beispiel Carneros und Mendocino (North Coast); Santa Clara, Santa Cruz und Monterey (Central Coast).

Region II - Wärmefaktor 2.501 bis 3.000 Degree-Days

Vergleichbar mit Bordeaux (Frankreich) und Piemont (Italien). Die Region ist besonders für die Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Nebbiolo und Zinfandel geeignet. Von hier stammen die besten trockenen Weine. Dazu zählen zum Beispiel das südliche Napa Valley und Sonoma (North Coast).

Region III - Wärmefaktor 3.001 bis 3.500 Degree-Days

Vergleichbar mit Rhône und Toskana. Die Region ist besonders für Grenache Noir (Garnacha Tinta), Sangiovese und Syrah geeignet. Dazu zählt zum Beispiel das nördliche Napa Valley.

Region IV - Wärmefaktor 3.501 bis 4.000 Degree-Days

Vergleichbar mit Zentralspanien. Dazu zählt großteils das Central Valley und San Diego County (South Coast).

Region V - Wärmefaktor über 4.000 Degree-Days

Vergleichbar mit Griechenland und Tunesien. Dazu zählen Teile des Central Valley.

Weingesetz

Das Weingesetz ist recht einfach gefasst und ermöglicht den Produzenten einen großen Spielraum. Es gibt weit weniger Einschränkungen als in Europa. Unter anderem sind in der EU verbotene Weinbereitungs-Techniken wie Spinning Cone Column oder das Beimischen von aromatischen Eichenholzextrakten und verschiedenen Aromastoffen zulässig bzw. erlaubt.

Die Varietals (Rebsortenweine) machen den Großteil der Produktion aus. Sie müssen zumindest 75% der angegebenen Rebsorte enthalten. Für Cuvées gibt es den speziellen kalifornischen Begriff Meritage. Die Generics (Gattungsweine) tragen eine Ursprungsbezeichnung. Wird ein County genannt, muss der Wein zu 75% von dort stammen. Bei Nennung einer AVA müssen es 85% und bei Nennung eines Weinberges bzw. Lage 95% sein. Die früher in großem Umfang übliche, aber unkorrekte Nennung von europäischen Herkunfts-Bezeichnungen wie zum Beispiel Burgundy, Chablis, Chianti, Sherry, Port und Rhine ist nun auf Grund des im Dezember 2005 zwischen der EU und den USA unterzeichneten Weinhandelsabkommens zumindest für neue Weinmarken nicht mehr zulässig (siehe dazu unter dem entsprechenden Abschnitt im Stichwort Weingesetz).

Rebsorten

Im Jahre 2022 umfassten die Weinberge 195.000 Hektar Rebfläche und die Wein-Produktionsmengen 18 Millionen Hektoliter. Weitere 120.000 Hektar werden für die Produktion von Tafeltrauben und als weltweit führender Produzent Rosinen großteils aus der mit 80.000 Hektar Rebfläche häufigsten Sorte Thompson Seedless (Sultana) genutzt. Es gibt eine große Sortenvielfalt mit vielen speziell für die kalifornischen Verhältnisse kreierten Neuzüchtungen. Rund 40% sind mit Weißwein- und 60% mit Rotweinsorten bestockt. Der Rebsortenspiegel (Statistik Kym Anderson):

Rebsorte

Farbe

Synonyme bzw. Name in Kalifornien

Hektar

Chardonnay weiß - 38.555
Cabernet Sauvignon rot - 31.000
Merlot rot - 18.924
Tribidrag rot Zinfandel 19.000
Pinot Noir rot - 15.091
Colombard weiß French Colombard 10.000
Syrah rot - 7.803
Sauvignon Blanc weiß - 6.000
Pinot Gris weiß - 5.223
Rubired rot - 4.556
Chenin Blanc weiß - 2.923
Durif rot Petite Sirah, Petite Syrah 2.664
Barbera rot - 2.500
Garnacha Tinta rot Grenache Noir 2.497
Ruby Cabernet rot - 2.425
Riesling weiß - 1.550
Cabernet Franc rot - 1.408
Mazuelo rot Carignane 1.373
Muscat d’Alexandrie weiß Muscat of Alexandria 1.285
Viognier weiß - 1.200
Sangiovese rot - 800
Gewürztraminer / Traminer weiß Gewurztraminer 700
Petit Verdot rot - 700
Muscat Blanc / Muskateller weiß - 650
Cot rot Côt, Malbec 600
Malvasia Bianca di Piemonte weiß Malvasia Bianca 554
Monbadon weiß Burger 498
Alicante Henri Bouschet rot - 400
Tempranillo rot - 387
Monastrell rot Mataro 380
Sémillon weiß - 360
Symphony rot - 324
Carnelian rot - 316
Listán Prieto rot - 265
Triplett Blanc weiß - 244
Pinot Blanc weiß - 220
Chambourcin rot - ?
Seyval Blanc weiß - ?

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden von der University of California umfangreiche Feldversuche gemacht, geeignete Unterlagsreben zu finden. Anfang der 1960er-Jahre wurde dann von Davis empfohlen, die Unterlage AxR 1 in küstennahen Gebieten einzusetzen, was auch in großem Umfang erfolgte. Dies stellte sich als großer Fehler heraus, denn diese Unterlage war nur mäßig reblausresistent. Das Comeback der Reblaus erfolgte in den 1980er-Jahren und verursachte riesige Schäden in den kalifornischen Weinbergen. Das war einerseits eine Katastrophe, bot aber die Chance, unerwünschte Bestände zu ersetzen.

Produzenten

Mitte des 20. Jahrhunderts gab es nur 25 Weinbaubetriebe, heute sind es bereits weit über 2.000 zum Teil sehr kleine Betriebe. Die 25 größten Produzenten erzeugen rund 90% der Weinmenge. Bekannte Produzenten sind Abreu, Almaden Vineyards, Araujo, Beaulieu Vineyard, Beringer, Bronco Wine Company (mit der Marke Charles Shaw), Buena Vista Winery, Chalone Vineyard, Charles Krug Winery, Chateau Montelena, Clos du Bois, Clos Du Val Winery, Concannon, Dominus Estate, Fetzer, Francis Ford Coppola Winery, Freemark Abbey Winery, Gallo, Grgich Hills, Gundlach-Bundschu, Hanzell, Heitz, Inglenook Winery (vormals Niebaum-Coppola und Rubicon), Iron Horse, Jordan, Kendall-Jackson (Jackson Family Wines), Kenwood, Korbel, Krankl Manfred, Marimar Estate, Martha’s Vineyard, Louis M. Martini, Paul Masson, Mayacamas Vineyards, Mondavi, Opus One, Joseph Phelps, Pine Ridge, Ridge Vineyards, Screaming Eagle, Sebastiani, Siduri Wines, Simi Winery, Spring Mountain Vineyard, Stag’s Leap Wine Cellars, Sutter Home und Wine Group (Franzia). Weitere sind bei den Bereichen (AVA) angeführt.

Landkarte: von National Atlas of the United States - Gemeinfrei, Link 
Flagge: von Donald Graeme Kelley - Eigenes Werk, Gemeinfrei, Link
Logo: von Donald Graeme Kelley, Gemeinfrei, Link
Sonoma County und Weinbaugebiete: Wine Institute of California

Stimmen unserer Mitglieder

Roman Horvath MW

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Roman Horvath MW
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gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

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