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Lexikon
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Karl der Große

Charlemagne (GB)

Nach dem Tod von Pippin III. dem Kurzen (714-768) teilten sich dessen Söhne Karlmann (751-771) und Karl (742–814) den Thron. Nach dem frühen Tod seines Bruders wurde Karl im Jahre 771 zum Alleinherrscher des fränkischen Reiches. In zahlreichen Kämpfen dehnte er sein Reich als größtes seit dem römischen Imperium über das heutige Frankreich, Belgien, Deutschland, Österreich und die Schweiz aus und legte den Grundstein für ein christliches Abendland. Zu Weihnachten des Jahres 800 ließ er sich von Papst Leo III. (750-816) in Rom zum römischen Kaiser krönen. Neben Handel, Gewerbe und Landwirtschaft förderte er die kulturelle Entwicklung und die Wissenschaften und schuf auch eine umfassende, rechtliche Ordnung mit auch weingesetzlichen Belangen. Darüber hinaus förderte er durch zahlreiche Gesetze und Schenkungen von Weingärten auch den Weinbau, wovon zahlreiche Urkunden zumeist an Klöster bzw. Orden in weit über 50 Orten bezeugen.

Karl der Große - Karte Expansion des Frankenreiches - Gemälde von A. Dürer

In der von ihm erlassenen und 812 aufgezeichneten „Capitulare de villis vel curtis imperii Caroli Magni“ (Landgüterverordnung über die Verwaltung der Krongüter) sind unter anderem die Dreifelderwirtschaft, die Obstpflege, die Zucht von Vieh und der Weinbau geregelt. Enthalten sind strenge Bestimmungen bezüglich Hygiene bei der Weinbereitung mit dem Verbot, die Weintrauben mit den Füßen zu stampfen oder die Weine in Tierhäuten aufzubewahren, sowie Gebote zur Verwendung von Fässern mit Eisenringen und dass jeder Rebstock drei bis vier „coronas de racemis“ (Büglinge bzw. Bogreben) haben sollte. Weiters gewährte er angeblich den Winzern das Recht, selbst gekelterten Wein auszuschenken und dies durch einen grünen Strauß (Buschen) über der Eingangstüre anzuzeigen. Das gilt in vielen Quellen als „Geburtsstunde“ der Buschenschank. In der Capitulare selbst oder in anderen Originalquellen ist diese Tatsache aber nicht erwähnt und deshalb ungesichert.

Die dichten Wälder in der Rheinebene wurden auf Karls Anweisung hin gerodet und mit Rebstöcken aus Ungarn, Italien, Spanien, Lothringen und der Champagne bepflanzt. Dabei wurde der Selektion qualitätsvoller Rebsorten großes Augenmerk geschenkt, indem die „guten fränkischen Sorten“ von den „schlechten hunnischen Sorten“ getrennt wurden. Ob sich das „hunnisch“ schon damals auf die Rebsorte Heunisch (Gouais Blanc) bezogen hat, ist eher zweifelhaft, aber nicht unmöglich. Auch beim Bestimmen der besten Weinbergslagen hat der Kaiser angeblich Einfluss genommen. Er beobachtete er bei einer Schiffsfahrt auf dem Rhein zu seiner Pfalz in Ingelheim (Rheinhessen), dass an den Hängen des Rüdesheimer Berges der Schnee zuerst schmolz und befahl daraufhin, hier einen Weinberg anzulegen und mit Reben aus Orléans zu bepflanzen. Möglicherweise handelte es sich um die wiederbelebte Rebsorte. Es ist aber nicht gesichert, um welche Stelle genau es sich dabei tatsächlich handelte, denn die berühmten Rheingauer Lagen Steinberg und Johannisberg entstanden erst viel später.

Karl der Große - Reiterstatue im Lovre, Capitulare de villis und Königsthron im Aachener Dom

Eine ähnliche Geschichte wird über den Corton-Berg im Burgund erzählt, den er ebenfalls als gute Lage erkannt hat. Im Jahre 775 schenkte er den oberen Teil des Hanges der Abtei Saulieu, die zu seinen Ehren den dort gekelterten Weißwein Corton-Charlemagne nannte. So heißt er in der Gemeinde Aloxe-Corton auch heute noch. Karl der Große war ein mäßiger Trinker und verabscheute die Trunkenheit. Dazu bemerkte er: „Nur wer die Mäßigkeit liebt, ist ein wahrer Freund des Weins“. Bei öffentlichen Gastmählern soll er nicht mehr als dreimal über Tisch, das heisst, nicht mehr als drei Pokale getrunken haben. Angeblich liebte er besonders den Muskateller. Zu seinen Lieblingsweinen zählte der Rotwein aus Cornas an der mittleren Rhône. Angeblich trank er aber dann im hohen Alter lieber Weißwein, da Rotwein unerwünschterweise seinen weißen Bart färbte. Die zwölf Monate des Jahres benannte der Herrscher in seiner Muttersprache und gab dem Oktober den Namen „Windume Manoth“ (Monat der Weinlese). In seiner Zeit entwickelte sich in Europa auch erstmals die Produktion von Bier in größerem Umfang.

Landkarte: CC BY-SA 3.0, Link 
Karl der Große: von Albrecht Dürer - Gemälde, Gemeinfrei, Link 
Reiterstatue: von © Marie-Lan Nguyen / Wikimedia, Gemeinfrei, Link 
Capitulare: Von Charlemagne - medieval manuscript, Gemeinfrei, Link 
Königstrhron: Von Berthold Werner, CC BY-SA 3.0, Link

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Roman Horvath MW

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