Der römisch-katholische Mönchsorden (auch in der Schreibweise Karthäuser) wurde 1084 durch den später heilig gesprochenen Bruno (1035-1101) in La Chartreuse bei Grenoble in Frankreich gegründet. Der Name Kartause (für Kloster) leitet sich von der lateinischen Bezeichnung Cartusia für den Gründungsort der ersten Kartause ab. Die Ordensregeln sind in abgeminderter Form auch heute noch strengste Askese (Fasten mit dreimal wöchentlich Brot, Wasser und Salz), Gebot des ewigen Schweigens (Verständigung nur durch Zeichen) und das Gebet (acht Stunden täglich). Das Ordens-Motto lautet: Stat crux dum volvitur orbis (Das Kreuz steht fest, während der Erdball sich weiterdreht). Im Mittelalter besaßen die Kartäuser umfangreiche Weinbergflächen unter anderem im französischen Cahors, in der Schweiz, im deutschen Trier an der Mosel und im spanischen Priorato.
So wie die Mönchsorden der Benediktiner und Zisterzienser haben die Kartäuser zur Entwicklung des Weinbaus in einigen europäischen Ländern sehr viel beigetragen. Die intensive Beschäftigung mit Weinbau hängt wie bei allen anderen Orden mit der besonderen Bedeutung des Messweins bei der Heiligen Kommunion (Eucharistie) zusammen. Angrenzend an den Jardin de Luxembourg (Palastgarten) in Paris legten sie eine Kollektion von Obstbäumen und Weinreben an, mit denen sie Handel trieben. Diese wurde Mitte des 19. Jahrhunderts beim Bau der großen Boulevards zerstört. Es ist jedoch noch ein Katalog mit 1.300 Rebsorten-Namen vorhanden. Berühmt wurde der Orden auch durch die Herstellung spezieller Kräuterliköre, vor allem dem nach dem Gründungskloster benannten Likör Chartreuse. Heute umfasst der Orden nur mehr knapp 1.000 Mitglieder.
Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.
Andreas Essl
Autor, Modena