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Kellerrecht

In einem Weinkeller gibt eine Reihe von Anstandsregeln, wie man sich korrekt zu verhalten hat. In vielen alten Kellerräumlichkeitenm ist das in humorvoller Art und Weise auf Schildern im Eingangsbereich sehr oft in Reimform ersichtlich gemacht. In alten Zeiten gab es auch Strafen für die Nichteinhaltung der zumeist in Verbotsform artikulierten Regeln. Der Sünder wurde vom Kellermeister oder Kellerknecht über ein leeres Fass gelegt und der verlängerte Rücken mit dem „Kellermesser“ bzw. „Bandmesser“ (ein altes Handwerksgerät der Küfer) mit Schlägen bearbeitet. Die Verbote sind lokal zwar etwas unterschiedlich, jedoch ausnahmslos verpönt sind das Klopfen an die Fässer (um den Füllstand festzustellen), Fluchen, Schreien, Singen, Rauchen und Saufen (unmäßiger Weinkonsum).

Kellerrecht - drei verschiedene Tafeln bzw. Sprüche

Die meisten Verbote sind selbsterklärend, hingegen gibt es für das „Klopfen an Fässern“ (leere Fässer klingen anders als volle Fässer) mehrere Deutungen. Eine der ältesten Begründungen für das Verbot sind die durch das Klopfen erzeugten Schallwellen, die den in Ruhe reifenden Wein (angeblich) negativ beeinträchtigen. Der zweithäufigst genannte Grund ist die unziemliche Neugier, denn man öffnet als Gast ja auch nicht Kästen . Ein schönes Beispiel ist auf einer Tafel im Keller vom Bürgerspital zum Heiligen Geist in Würzburg im Anbaugebiet Franken zu finden (rechts im Bild):

Vernimm, viellieber Kellergast, wonach Du Dich zu richten hast,
Wenn Du betrittst das Reich des Weins, des „Pfülben“, „Neuberg” oder „Steins“.
Zum Ersten: qualm’ nicht wie ein Schlot! Es herrscht hier strenges Rauchverbot,
denn edler Wein und Kellerluft, vertragen keinen Tabakduft.
Punkt zwei: das Klopfen unterlass, am vollen wie am leeren Fass.
Du ziehst auch nicht im fremden Haus, aus Neugier die Schubladen raus.
Zum dritten: Gröl und lästre nicht! Man legt auf guten Ton Gewicht,
und außerdem - wie Du ja weißt, bist Du hier Gast beim „heil’gen Geist“.
Hältst Du Dich nicht ans Kellerrecht, wirst Du belehrt vom Kellerknecht,
nicht eben höflich und human, schau Dir nur seine Fäuste an!

Siehe auch eine komplette Aufstellung von Gepflogenheiten rund um den Weinbau unter Brauchtum im Weinbau.

Quelle: Rechte und Bräuche im Weinberg und Keller sowie manche Kuriosität
Schriften zur Weingeschichte Nr. 156 v. Gisela Graff-Höfgen, Ges. f. Geschichte d. Weins
Bild mitte: Norbert F. J. Tischelmayer
Bild rechts: Klostergut Schelzberg

Stimmen unserer Mitglieder

Prof. Dr. Walter Kutscher

Früher benötigte man eine Fülle an Lexika und Fachliteratur, um im vinophilen Berufsleben up to date zu sein. Heute gehört das Weinlexikon von wein.plus zu meinen besten Helfern, und es darf zu Recht als die „Bibel des Weinwissens“ bezeichnet werden.

Prof. Dr. Walter Kutscher
Lehrgangsleiter Sommelierausbildung WIFI-Wien

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