Bezeichnung (mundartlich „Kerzerlprobe“) für ein in alten Zeiten weithin übliches, aber äußerst ungenaues und deshalb auch lebensgefährliche Prozedur, während der Gärung in einem Weinkeller mittels einer brennenden Kerze den Gehalt an dem dabei entstehenden Kohlendioxid zu messen bzw. dadurch den Gärungsfortschritt festzustellen. Früher wurden die Gärgase auch über sogenannte Gärgitter in der Kellertüre und/oder über die Dampfröhre (einem Entlüftungsschacht) abgeführt. Dies konnte aber ohne eine entsprechende mechanische Absaugung nur ungenügend erfolgen. Denn das Kohlendioxidgas ist etwa eineinhalbmal schwerer als Luft. Wird diese nicht durch einen Luftzug etwas bewegt, so sammelt sich das Kohlendioxid in den bodennahen Luftschichten am tiefsten Punkt des Kellers.
Die normale Atemluft enthält etwa 1 Prozent Kohlendioxid. Bei einer Kohlendioxid-Konzentration in der Atemluft von 8 bis 10 Prozent treten alsbald Atemnot, beschleunigter Herzschlag, Kopfschmerzen, Erregung, Schwächegefühl, krampfartige Zuckungen und schließlich Bewusstlosigkeit auf. Das bedeutet, dass bei einer Erhöhung von etwa 9% der Tod innerhalb von 5 bis 10 Minuten eintreten kann, eine Erhöhung von 20% wirkt sich innerhalb kürzester Zeit absolut tödlich aus. Die Kerze erlischt aber erst bei etwa 10%. Siehe auch unter Brauchtum im Weinbau und Weinbereitung.
Bilder und Textquelle: Feuerwehr Retz
Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.
Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien