Bezeichnung für ein relativ lang andauerndes Klima-Phänomen von 1450 bis 1850, das weltweit mit regionalen und zeitlichen Schwerpunkten in Europa, Nordamerika, Russland und China aufgetreten war. Davor hatte es im Zeitraum 900 bis 1350 hauptsächlich in Europa ein ausgeprägtes Temperaturhoch gegeben, das als Mittelalterliche Warmzeit bezeichnet wurde. Die Weinbaugrenze lag damals viel weiter im Norden an der südlichen Ostseeküste. Ab 1450 begann sich das Klima wieder zu verschlechtern. Besonders kalte Zeitabschnitte erstreckten sich von 1570 bis 1630 und von 1675 bis 1715. Verbunden damit war eine weltweite Ausdehnung der Gletscher. Um 1700 gab es die größte Eisausdehnung, danach zogen sich die Gletscher wieder langsam zurück. Dieser Rückzug dauert immer noch an, viele Gletscher in den Alpen sind bereits vollständig abgeschmolzen.
Es gab immer wieder extrem kalte, frostige Winter und niederschlagsreiche, stark verregnete Sommer. Die Durchschnitts-Temperaturen lagen ein bis eineinhalb Grad Celsius unter den heutigen. Missernten in der Landwirtschaft waren die Folge und die daraus resultierenden Hungersnöte bedrohten die Bevölkerung. Das führte zu mehreren Auswanderungs-Wellen vor allem nach Nordamerika. Im 15. Jahrhundert fror zumindest zweimal die Ostsee komplett zu. Im Winter 1780 konnte man den Hafen von New York auf dem Eis überqueren. Auf den Großen Seen in Nordamerika blieb das Eis manchmal bis zum Juni bestehen.
Besonders extrem war das Jahr 1816 im Nordosten Amerikas und im Westen und Süden Europas. Es ging in die Geschichte als „Jahr ohne Sommer“ ein und wurde deshalb in Deutschland im Volksmund mit „Achtzehnhundertunderfroren“ bezeichnet. Auch der Weinbau in Europa war von der Klimaveränderung schwer betroffen und es gab viele Missernten mit schlechten und übersauren Jahrgängen, die aber immer wieder durch gute und herausragende Jahre mit sogar einigen Jahrhundertweinen unterbrochen wurden. Ein besonders saurer Jahrgang wurde in Wien unter der Bezeichnung Reifbeißer bekannt.
Als Ursachen für die Kleine Eiszeit wurden verstärkter Vulkanismus, eine geringere Aktivität der Sonne (Auftreten von Sonnenflecken) und eine Wiederbewaldung landwirtschaftlicher Flächen nach einem Bevölkerungsrückgang durch Krankheiten erwogen. Bei durch die Abkühlung veränderten Meeresströmungen wird eine verstärkende Rolle vermutet. Siehe zum diesem Themenkomplex auch unter Klima, Klimawandel, Treibhauseffekt und Wetter.
Graphik: von DeWikiMan - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link
Gemälde: Von Hendrick Avercamp - Teylers Museum, Gemeinfrei, Link
Quelle: WIKIPEDIA - Kleine Eiszeit
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Prof. Dr. Walter Kutscher
Lehrgangsleiter Sommelierausbildung WIFI-Wien