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Klingelberger

Dieser Name für den Riesling ist im gesamten deutschen Anbaugebiet Baden zugelassen, wird aber vor allem im Bereich Ortenau verwendet. Der Name leitet sich vom Gewann Klingelberg ab, dies ist der oberste Teil der Einzellage Schlossberg in 400 Meter Seehöhe in Durbach. Der Klingelberg wurde mit dem Weingesetz 1971 auf Grund der geringen Größe von nur 2,5 Hektar nicht als Einzellage ausgewiesen. Der nach Süden ausgerichtete steile Klingelberg ist dokumentarisch belegt wohl schon über tausend Jahre mit Weinreben bestockt. Der Boden besteht aus humusarmem Verwitterungsgestein aus Granit und ist teilweise mit Porphyr und Gneis durchsetzt. Es handelt sich um einen sehr kargen Boden mit wenig Wasserspeicherungs-Vermögen. Dies zwingt die Wurzeln in die Tiefe, lässt nur geringe Erträge zu und erbringt komplexe, mineralische Weine. Im Weinbestand von Markgraf von Baden (Schloss Staufenberg) wurde 1680 der Klingelberger gesondert genannt und damit höherer Wert als den übrigen Weinen beigemessen. Die damalige Bestockung bestand aber noch aus einem gemischten Satz mit 15 Sorten.

Im Jahre 1776 wurde der Klingelberg neu bestockt und mit 8.000 Setzlingen einer Rieslingsorte aus den herrschaftlichen Reben zu Karlsruhe-Durlach bepflanzt. Da die Reben nicht so recht gediehen, ließ 1782 Großherzog Carl Friedrich von Baden (1728-1811) 2.200 Rieslinge aus dem Weinberg in Bergen und 1.500 Rieslinge aus einem Rebgut bei Frankfurt nachpflanzen. Damit war der Klingelberg der erste sortenreine Weinberg in ganz Baden. Gleichzeitig wurden auch die Anbaumethoden optimiert. Die Sorte gedieh vortrefflich und war sehr begehrt, so dass schon bald Setzlinge aus dieser Lage zur Vermehrung des Rieslings in ganz Baden verwendet wurden. Deshalb wurde dieses Pflanzgut Klingelberger genannt und diesr Name hat sich bis heute erhalten. Dem innovativen Großherzog (er hatte in Baden auch die Leibeigenschaft abgeschafft und die Schulpflicht eingeführt) ist zu verdanken, dass Schloss Staufenberg und der Klingelberg als Pflanzstätte des Qualitätsweinbaus in Baden bezeichnet werden. Auf Carl Friedrich gehen auch die Erstpflanzungen der zwei Sorten Gewürztraminer und Clevner (Traminer) zurück.

Der Klingelberger Riesling war von Anfang an ein Mischsatz aus zumindest drei verschiedenen Klonen, es gibt daher keine einzelne Spielart. Die Beeren des typischen Klingelbergers besitzen einen markanten, als „Auge“ bezeichneten schwarzen Punkt und sind etwas abgeflacht. Außerdem verfärben sie sich bei Sonneneinstrahlung ins Bläuliche. Durch den starken Frost im Jahre 1956 erfror ein Großteil der Rieslinganlagen. Von der extrem selten gewordenen Variante dieses alten Klingelbergers sind deshalb nur noch vereinzelt Stöcke zu finden. In Durbach waren noch wenige Stöcke vorhanden. Im Winter von 2004 auf 2005 wurden davon Stecklinge angefertigt, veredelt und damit im April 2006 ein Teil des Klingelbergs mit 1,1 Hektar bestockt. Das Projekt wird vom Weinbauinstitut in Freiburg wissenschaftlich begleitet. Es sollen rund 30 verschiedene Rieslingvarianten parallel zum alten Klingelberger gepflanzt werden. Auswertungen über Wuchs, Widerstandsfähigkeit, Ertrag, Reifezeitpunkt und andere Spezifikas werden dann über Jahre durchgeführt, um die Unterschiede dokumentieren zu können.

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Egon Mark

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Egon Mark
Diplom-Sommelier, Weinakademiker und Weinberater, Volders (Österreich)

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