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Kober 5 BB

Die berühmte Unterlagsrebe ist eine interspezifische Neuzüchtung zwischen amerikanischen Wildreben der Spezies Vitis berlandieri x Vitis riparia; es ist eine rein weibliche Sorte. Synonyme sind 5 BB, 5 BB Selection Kober, Berlandieri x Riparia Kober 5 BB, C-25, Craciunel 25, Kober, Kobera 5 BB, Kobravka, Selektsii Kobera, Teleki 5 BB und Teleki Kober 5 BB. Es handelt sich um eine der ersten reblausfesten Unterlagen, die weltweite Bedeutung erlangt hat und die noch heute in vielen Ländern in Form verschiedener Klone verwendet wird. Der Werdegang zeigt, wie langwierig und aufwändig die Neuzüchtung von Reben ist und wie sorgfältig und genau man dabei vorgehen muss. Alle Züchtungsvorgänge müssen penibel dokumentiert werden.

Kober 5 BB - Unterlagengarten von Franz Kober 1930 und Trauben

Zsigmond Teleki

Der ungarische Weingutsbesitzer Zsigmond Teleki (1854-1910) war mit seinen verwendeten Unterlagsgreben wie zum Beispiel Solonis nicht zufrieden und hatte erfahren, dass die Wildrebe Vitis berlandieri und deren Hybriden ausgezeichnet für Kalkböden geeignet sind. Er bezog 22 Pfund Samen davon vom Rebschulbetreiber Euryale Rességuier. Samen deshalb, weil der Verkehr mit Rebteilen wegen der am Höhepunkt befindlichen Reblauskatastrophe zumindest zwischen einzelnen Staaten stark eingeschränkt war. Teleki pflanzte auf den Rebflächen seines Betriebes in Villány rund 40.000 Sämlinge. Er war im Glauben, nur reine Vitis berlandieri erhalten zu haben, aber es stellte sich heraus, dass nur 10 Berlandieri-Sämlinge und der größte Teil Hybriden aus Kreuzungen zwischen Vitis berlandieri x Vitis riparia, Vitis berlandieri x Vitis rupestris und andere waren.

Franz Kober

Die von Teleki selektierten Berlandieri-Riparia-Hybriden stellten später die Grundlage für die Unterlagen Kober 125 AA, Kober 5 BB, Teleki 5 A (laut dem Nachkommen Andor Teleki identisch mit Kober 5 BB), Teleki 5 C, Teleki 8 B und SO 4 (Selektion Oppenheim 4) dar. Der mit Teleki befreundete Franz Kober (1864-1943) beauftragte diesen im Jahre 1904, ihm von jeder ausgeprägten Type Berlandieri x Riparia Triebe nach Österreich (damals noch das Habsburger-Reich) zu schicken. Kober pflanzte diese Stecklinge in einem vom Ackerbauministerium gepachteten Grundstück am Nußberg in der Nähe von Wien (Österreich) aus. Kober nahm vorher eine Selektion vor. Er hatte dabei 50 Typen in vier Gruppen ausgewählt, die er mit A, B, C und D benannte. Die Gruppenzuordnung erfolgte nach morphologischen Gesichtspunkten (Form und Aussehen).

Namensgebung 

Aus rund 100 Pflanzen selektierte Kober besonder robuste und wuchskräftige heraus, die er mit einem Doppelbuchstaben kennzeichnete. So kam die Kober 5 BB zu ihrem Namen, denn der 5. Stock der Gruppe BB stellte sich letztlich als bester für die österreichischen Standort-Verhältnisse heraus. Diesen (einzigen) Rebstock ließ Kober nun in der Rebschule in Wiener Neustadt vegegativ vermehren. Im Jahre 1920 trat er damit 16 Jahre nach Beginn des Projektes an die Öffentlichkeit. Das war relativ rasch, denn nicht selten dauert es mehrere Jahrzehnte, bis eine neue Rebsorte oder Unterlage zugelassen wird.

Kober hatte die Herkunft von Teleki verschwiegen und sie als „Kober-Rebe“ bezeichnet. Die grundlegende (und auch sehr wichtige) Grundselektion hatte aber schon Sigmund Teleki gemacht. Beide Züchter machten den Fehler, sehr ähnliche Typen mit gleicher Nummernbezeichnung gemischt zu vermarkten. In den einzelnen Weinbauländern wurde aus diesem Gemisch eine Reihe von Selektionen durchgeführt. Der Direktor der Weinbauschule Krems (Niederösterreich) Ferdinand Reckendorfer selektierte aus der Kober 5 BB die Unterlagen R(eckendorfer) 7, R 27, R 43 und 8-35. Und der deutsche Biologe Dr. Carl Börner (1880-1953) selektionierte 59 B(örner), 65 B und 68 B. All diese Selektionen erlangten aber keine Bedeutung. Für einen breiten Einsatz der Unterlage setzte sich besonders der österreichische Weinbaufachmann Josef Mader (1876-1938) ein.

Eigenschaften

Die Widerstandsfähigkeit gegen die Wurzelläuse der Reblaus ist gut. Sie ist zwar anfällig gegen die Blattreblaus, was aber als Unterlagsrebe keine Rolle spielt (sehr wohl aber bei der Vermehrung). Sie besitzt gute Verträglichkeit bei Kalkböden und Trockenheit. Die halbtief wurzelnde Rebe ist wuchsstark, was sich auch auf den Oberteil auswirkt. Sie ist widerstandsfähig gegen Chlorose, aber weniger gut für zum Verrieseln neigende Sorten. Heute werden verschiedene Klone der Kober 5 BB nach einer phytosanitären Kontrolle vermarktet (Pflanzengesundheits-Zeugnis). Die Unterlage wird in vielen Ländern verwendet.

Bild links: Von Unbekannt, Postkarte Geisenheim, GFDL 1.2, Link 
Bild rechts: Von Joachim Schmid, Geisenheim, CC BY 3.0 de, Link

Stimmen unserer Mitglieder

Dr. Christa Hanten

Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.

Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien

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