Kriegerische Auseinandersetzungen haben seit der
Antike den Weinbau stark beeinflusst. In erster Linie waren dies naturgemäß negative Auswirkungen, aber es gab auch durchaus positive Aspekte. Bei der Eroberung neuer Gebiete wurden seit jeher von den Siegern neben anderen Pflanzen auch Rebstöcke gepflanzt, um den Besitzanspruch und den Willen zum längeren Bleiben zu dokumentieren. Das jüngste Beispiel ist die Eroberung der Golanhöhen beim Sechstagekrieg im Jahre 1967, wo die
Israelis nach der Besetzung dort Reben pflanzten. Wenn es in den eroberten Gebieten bereits einen Weinbau gab, wurden die Weinberge des Gegners häufig vernichtet. Dies war besonders bei den Feldzügen jener Völker der Fall, bei denen es aus zumeist religiösen Gründen ein
Alkoholverbot gab.
Die römischen Legionäre hatten bei den unzähligen Kriegszügen einen enormen Bedarf an Wein. In nahezu allen Gebieten des Römischen Weltreiches bewirkte dies einen enorm positiven Einfluss auf den Weinbau, unter anderem auch in
Deutschland und
Österreich. In Europa brachte der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) extrem negative Auswirkungen. Rund zwei Drittel der Rebflächen wurden vernichtet und nachher nie mehr wiederbepflanzt. Die Rebfläche in Deutschland betrug vorher 300.000 Hektar gegenüber 100.000 heute.
So schmerzhaft und zerstörerisch die Eroberung der Gebiete in der
Neuen Welt für die Eingeborenen und deren Kulturen ab Anfang des 16. Jahrhunderts auch war, wurde dort der Weinbau erst begründet. Vorher war in Nord- und Südamerika und auch in
Australien,
Neuseeland und
Südafrika ein Weinbau bzw. die Gewinnung von Wein unbekannt. Die Motivation der europäischen Eroberer für den Weinbau war (auch) die Gewinnung von
Messwein. Deshalb lagen die Verantwortung und auch die Kenntnisse für die weinbauliche Kultivierung zumeist bei Mönchsorden der katholischen
Kirche. Kriegerische Auseinandersetzungen haben sehr oft die Handels- und Konsumgewohnheiten verändert.
Als sich anfangs des 18. Jahrhunderts
Frankreich und
England bekriegten, wurden der schon lange Zeit florierende Export französischer Weine nach England verboten. Dies führte dazu, dass der
Portwein des mit England verbündeten
Portugals ungemein populär wurde. Das durch Kriegseinwirkungen am meist betroffene Gebiet war die französische
Champagne auf Grund der strategischen Lage. Die dortigen Weinberge wurde im Verlaufe der Geschichte mehrere Dutzend Mal vernichtet. Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) war das Gebiet von Schützengräben und Stacheldraht-Verhauen durchschnitten. Trotzdem wurde der Rest der Weinberge von den Weinbauern auch während der fürchterlichen Schlachten bearbeitet und weiterhin Wein und
Champagner erzeugt. Siehe auch unter
Trinkkultur.