Diese neue Verschlussart wurde ab Anfang der 1990er-Jahre als Alternative zum Naturkorken wegen des dort vermehrt auftretenden Korkschmeckers populär. Die Stöpsel werden zumeist aus einer Gummi- oder Teflon-Mischung erzeugt. Derzeit kommen drei Verfahren zur Anwendung. Beim Spritzgussverfahren werden die Stopfen einzeln gegossen, sie sind meist hart und sehr glatt und nicht besonders flexibel. Beim Extrusions-Verfahren (extrudere = hinausstoßen, treiben) wird eine zähflüssige, geschäumte Kunststoffmasse in einem kontinuierlichen Verfahren durch eine Düse gepresst. Von diesem dabei entstehenden Strang werden dann die Stopfen abgeschnitten. Bei der Coextrusion (Zusammenführen von Materialien) wird in einem Rohr aus Kunststoff, das für radiale Elastizität sorgt, ein Kern aus homogener, geschäumter Kunststoffmasse eingebracht. Dieser Typ gilt als der geeignetste hinsichtlich Flexibilität, Dichtigkeit und Gleichmäßigkeit.
In der Schweiz sind Kunststoffkorken schon länger ein Standard und in der Neuen Welt vor allem in Neuseeland werden sie in großem Umfang verwendet. Es gibt sie in farbigen Ausführungen, aber auch in einer dem Naturkorken weitgehend angenäherten Farbe und Aussehen. Nach Untersuchungen im Weinbau-Institut Geisenheim geht die schweflige Säure (oder Schwefeldioxid) mit dem Kunststoff-Korken Reaktionen ein und wird relativ rasch innerhalb weniger Jahre abgebaut. Studien in Australien ergaben ebenfalls einen rascheren Schwefeldioxid-Abbau, sowie eine zu hohe Sauerstoff-Durchlässigkeit, was die Weine rascher altern lässt und zur Oxidation und Verderb führen kann. In der Zwischenzeit gibt es jedoch auch spezielle Kunststoffkorken mit einer dosierten, das heißt kontrolliertem Zuführ von Sauerstoff (siehe dazu unter Sauerstoffmanagement). Der diesbezüglich größte Hersteller weltweit ist die Firma Nomacorc. Siehe auch andere Verschlussarten unter Verschlüsse.
Bild: © SPIEKO Flaschenverschlüsse
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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach