Die Literatur über das Thema Wein und Weinbau ist zumindest so vielfältig und umfangreich wie die Weine dieser Welt. Schon im Alten Testament der Bibel aber auch älteren Werken ist Wein ein zentrales Thema und wird oftmals erwähnt. Weinbau und Weinkultur auf professionellem Niveau gab es bereits bereits vor zumindest 6.000 bis vielleicht sogar 8.000 Jahren in der Antike. Der Ursprung der kultivierten Weinrebe bzw. des Weinbaus liegt im Zweistromland Mesopotamien, in Transkaukasien (Georgien) oder nach neuesten Erkenntnissen in Südost-Anatolien in der Türkei. Bereits zu dieser Zeit wurde schon über Wein geschrieben, man kann dies jedoch noch nicht als Weinliteratur bezeichnen. Als erster Zeuge griechischer Weinkultur gilt Homer, der in seinen Werken Ilias und Odyssee um 730 v. Chr. in poetischer Form über Weinbau und Weingenuss berichtet.
Viele weitere antike Autoren schrieben aus landwirtschaftlicher oder historischer Sicht über den Themenkreis. Das waren unter anderem Hesiod (~750-680 v. Chr.), Anakreon (~580-495 v. Chr.), Sokrates (470-399 v. Chr.), Xenophon (430-354 v. Chr.), Aristophanes (450-380 v. Chr.), Aristoteles (384-322 v. Chr.) und Strabo (63 v. Chr.-28 n. Chr.). Die Ärzte Hippokrates (460-377 v. Chr.) und Galen (129-216) befassten sich intensiv mit dem gesundheitlichen Aspekt des Weingenusses. Der aus einem ganz anderen Kulturkreis stammende und um 400 v. Chr. lebende Karthager Mago schrieb ausführlich über die Weinbaupraktiken der Phöniker. Seine Werke sind zwar nicht mehr erhalten, aber er wird häufig von späteren, speziell römischen Autoren zitiert.
Einen ersten Höhepunkt erreichte das fachliche Schrifttum in der römischen Antike im 1. Jhdt. n. Chr. mit zahlreichen Publikationen über Landbau bzw. Landwirtschaft mit dem Teilbereich Weinbau. Nur weniges davon ist aber erhalten geblieben und nur mehr in Fragmenten in Form von Abschriften oder Nachdrucken vorhanden. Einige römische Autoren kann man bereits durchaus als Fachautoren bezeichnen, die wichtigsten sind wohl Cato der Ältere (234-149 v. Chr.), Varro (116-27 v. Chr.), Vergil (70-19 v. Chr.), Columella (1. Jhdt.), Plinius der Ältere (23-79) und Palladius (4. Jhdt). Und auch die Poeten Horaz (65-8 v. Chr.), Ovid (43 v. bis 8 n. Chr.) und Seneca (1-65) huldigten in Form von Lyrik, Essay, Gedicht oder Satire dem Wein. Aufschlussreiche Informationen über die Ess- und Trinkkultur der Römeroberschicht im 1. Jhdt. n. Chr. enthält das bekannte Werk Satyricon.
Nach dem Niedergang des Römischen Reiches und darauffolgenden Wirren der Völkerwanderung gab es auch einen Niedergang im Weinbau und damit auch der Literatur darüber. Erst im Hochmittelalter beginnend um 900 n. Chr. gewann durch die Leistungen der Mönchsorden der Benediktiner und später Zisterzienser der Weinbau und diesbezügliches Schrifttum wieder an Bedeutung. Das im 10. Jahrhundert entstandene landwirtschaftliche Sammelwerk Geoponika greift auf einige der oben erwähnten antiken Weinautoren der Griechen und Römer zurück. Zu den berühmtesten Weinautoren des zu Ende gehenden Mittelalters bis zum Beginn der Neuzeit zählen Hildegard von Bingen (1098-1179), Petrus de Crescentiis (1230-1320), Arnaldus de Villanova (1240-1311) und Johann Rasch (1540-1612) mit seinem „Weinbuch: Von Baw, Pfleg und Brauch des Weins“.
Ab Anfang des 17. Jahrhunderts beschäftigten sich viele Autoren in bereits wissenschaftlichen Qualität mit dem Thema. Der Naturforscher Philipp Jakob Sachs von Löwenheim (1627-1672) gründete im Jahre 1670 in Breslau die älteste medizinisch-naturwissenschaftliche Zeitschrift der Welt. In seiner Abhandlung über den Rebstock begründete er den Begriff Ampelographie. Die theoretischen Überlegungen über Weinbau und Weinbereitung von Balthasar Sprenger (1724-1791) sind bereits wissenschaftlich begründet und durch praktische Versuche abgesichert. Sein 3-bändiges Weinbaubuch mit 2.300 Seiten mit Weinbautechniken und Charakterisierung der Rebsorten, in dem er auch antike Autoren behandelt, gilt als Standardwerk.
Ab dieser Zeit begann in steigendem Umfang eine Diversifizierung der Weinliteratur. Erstmals wurden neben den klassischen Themen Weingartenpflege, Rebsortenkunde und Weinbereitungs- bzw. Kellertechniken auch spezielle Themen wie zum Beispiel die Verkostung und qualitative Beurteilung von Weinen (Weinbewertung) mit entsprechendem Vokabular (Weinansprache) oder „Welcher Wein zu welchem Essen“ sowie Publikationen über Weinbaugebiete und deren Weine (Weinführer) behandelt. In diesem Zusammenhang entstand auch die schreibende Zunft der Weinkritiker und gewann zunehmend an Bedeutung.
Viele berühmte Persönlichkeiten haben Aussprüche über Wein getätigt, wovon unzählige Beispiele unter dem Stichwort Zitate angeführt sind. In Biographien wird auch häufig auf die Trinkkultur bzw. die Trinksitten prominenter Leute eingegangen und deren alkoholische Vorlieben bzw. Lieblingsweine erwähnt. In der folgen den Aufstellung sind rund 200 Autoren, Journalisten, Publizisten und Weinkritiker von der Antike bis zur Neuzeit alphabetisch gereiht. Entweder haben sie über das Thema Wein und Weinbau in irgendeiner Form erwähnenswerte Abhandlungen veröffentlicht oder einfach „nur“ – so wie der zuallererst angeführte Alkäus mit „In vino veritas“ – einen bedeutsamen Ausspruch über Wein getätigt. Die Aufstellung ist auch ein „Who is Who“ der Weinliteratur. Einige davon sind Mitglied von Weinfeder e.V., einer Vereinigung deutschsprachiger Weinpublizisten:
Als wertvolle und ergiebige Quelle für die im Weinlexikon enthaltenen Biographien zahlreicher Persönlichkeiten wurde mit freundlicher Genehmigung des Vereins Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V. die Dokumentation „Persönlichkeiten der Weinkultur - Kurzbiographien aus 16 Jahrhunderten“ (Schriften zur Weingeschichte Nr. 140, Wiesbaden 2002) von Paul Claus und Mitarbeitern verwendet. Auf der Website wird kostenlos die Bibliographie zur Geschichte und Kultur des Weines mit rund 30.000 erfassten Werken über Wein zur Verfügung gestellt. Siehe auch unter Weinbaupersönlichkeiten und Weinkritiker.
Das Lexikon umfasst inklusive der Bilder und Graphiken rund 6.000 A4-Seiten, das ist ungefähr der Umfang und auch Inhalt dieser Weinbücher. Diese wurden auch als Quelle genutzt (siehe dazu unter Weinlexikon).
Schreibfeder: von Bruno/Germany auf Pixabay
antike Bücher: von Gerhard G. auf Pixabay
Weinbücher: von Norbert F. J. Tischelmayer
Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.
Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien