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Luther Martin

Der Reformator Martin Luther (1483-1546) trat einem Gelübde Folge leistend im Jahre 1505 dem strengen Bettelorden der Augustiner-Eremiten bei. Zwei Jahre später wurde er zum Priester geweiht und 1512 erhielt er die Professur für Bibelexegese an der Universität zu Wittenberg, die er bis zu seinem Tode innehatte. Er wollte damalige Fehlentwicklungen der Römisch-katholischen Kirche beseitigen und sie in ihrer ursprünglichen evangelischen Gestalt wiederherstellen (re-formieren). Unter anderem prangerte den damals weit verbreiteten Ablasshandel an, den Freikauf von Sünden. Am 31. Oktober 1517 verfasste er seine berühmten 95 Thesen gegen die Bußpraxis der Kirche (dass er diese an die Kirchentür schlug, ist wahrscheinlich nur eine Legende). Er löste letztlich damit (nicht von ihm beabsichtigt) die Reformation und Spaltung der Kirche aus.

Martin Luther 1529 und Ablassbrief von 1513

Hier stehe ich, ich kann nicht anders

Ab 1519 eskalierte das Verhältnis zwischen ihm und der katholischen Kirche bzw. dem Papst Leo X. (1475-1521). Am 10. Dezember 1520 verbrannte er die Bannandrohungs-Bulle zusammen mit dem Kirchen-Gesetzbuch und Büchern seiner Gegner. Nach einem Bericht des päpstlichen Legaten Alexander stärkte sich Luther mit einem Blauen Trollinger (Schiava Grossa) vor seiner Abreise vom Reichstag zu Worms, bei dem er am 18. April 1521 die Widerrufung seiner Schriften mit dem berühmten Ausspruch „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen“ ablehnte und deshalb die Reichsacht ausgesprochen wurde. Im Jahre 1521 wurde vom Papst über Luther ein lebensbedrohlicher Kirchenbann verhängt. Er flüchtete unter dem Pseudonym „Junker Jörg“ durch Hilfe des sächsischen Kurfürsten Friedrich III. (1463-1525) auf die Wartburg und übersetzte dort in nur zehn Monaten das Neue Testament der Bibel in eine volksnahe Hochsprache. Später folgte auch das Alte Testament.

Zitate von Luther

Martin Luther werden viele Zitate im Zusammenhang mit Wein und Weingenuss zugesprochen. Einige sind erst posthum bekannt geworden und deshalb nicht zweifelsfrei tatsächlich von ihm. Der wohl bekannteste Ausspruch, der erst 1775 publiziert wurde: „Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Thor sein Leben lang“. Weitere sind: „Abgearbeitete und alte Leute übereilt der Wein eher und leichter, denn die noch starken Leibes, jung, ohne Sorgen und freien Mutes sind“ sowie „Der Wein ist unter allen Früchten die alleredelste in der ganzen Welt, der das Herz des Menschen erquickt und erfreut“. Das von ihm 1529 geschaffene Lied „Eine feste Burg ist unser Gott“ soll beim Genuss einer Flasche Niersteiner in Oppenheim entstanden sein.

Die „Lutherstadt“ Eisleben (Sachsen-Anhalt) ist sein Geburts- und Sterbeort. Zu seinen Lebzeiten wurde hier von den Klöstern umfangreicher Weinbau mit ausgedehnten Weinbergen betrieben. Heute sind davon nur mehr Reste vorhanden. Luther schätzte den hiesigen Landwein. Er bewertete den Wein höher als das Bier: „Der Wein ist gesegnet und hat das Zeugnis in der Schrift, das Bier dagegen ist menschliche Tradition“. Er hatte großes Verständnis hatte für maßvollen Genuss von Wein. Anlässlich der Hochzeit seiner Nichte 1538 bemerkte er: „Man soll den Gästen einen guten Trunk geben, dass sie fröhlich werden, denn wie die Schrift sagt: Das Brot stärkt des Menschen Herz, der Wein aber macht ihn fröhlich“. Kein Verständnis aber hatte er für die weit verbreitete Trunksucht und warnte in einer Tischrede: „Sauft, dass Euch das Unglück ankomme. Die wollen nicht alt werden, denn der beste Teil des Menschen vergeht durch die Trunkenheit“. Sein Vorschlag: „Man sollte das Geld, ein jedes Handwerk für sich, das man versaufen will, zusammenlegen und in der Not bedürftigen Mithandwerkern leihen“.

Luther erhielt oft Geschenke in Form von Lebensmitteln und Wein. Sein Gönner Kursfürst Johann Friedrich I. von Sachsen (1503-1554) sendete ihm 1536 ein Fass mit rund 400 Litern. Ebenso ist eine Sendung aus dem Jahre 1543 dokumentiert, wobei sich der Fürst in einem Begleitschreiben für die einfache Qualität entschuldigt: „Wir hätten Euch gerne besseren geschickt, so ist er uns doch diesmal nicht besser gewachsen“. Die Familie Luther baute auch selbst Wein an, sie besaß einen eigenen Weinberg mit zumindest 600 Rebstöcken. Denn dokumentarisch belegt bestellte Luther im Jahre 1544 brieflich 600 Weinpfähle zum Stützen der Weinstöcke. In einen Brief an seinen Hausknecht weist er diesen an, dass der Wein rechtzeitig von der Hefe in ein anderes Fass abgezogen werden müsse und dies mehrmals zu wiederholen sei. Bier und Wein waren auf Grund der oft verseuchten Wasserquellen alltägliche Getränke, allerdings warnt Luther vor zu frühem Genuss: „Alten Menschen soll man Wein einschenken, junge Kinder soll man mit Milch tränken und vor acht Jahren keinen Wein zu trinken geben“.

Messwein

Luther setzte sich vehement dafür ein, dass das Abendmahl wieder in der Urform gefeiert werden sollte. Nicht nur der Priester, sondern auch alle Gläubigen müssen beim Abendmahl gemäß dem Auftrag von Jesus Brot und Wein (Messwein) zu sich nehmen. Zu Luthers Zeiten stand sowohl in der katholischen als auch in der Reformations-Kirche allgemein fest, dass nur Wein zulässig ist. Diskutiert wurde lediglich, ob er mit Wasser vermischt werden sollte. Luther lehnte dies - wie auch die anderen Reformatoren Hus und Calvin - immer kategorisch ab und bestand auf der Urform. Ausgelöst durch den Mangel an Wein in nördlichen Ländern tauchte die Frage auf, ob Wein durch andere Getränke (Traubensaft, Milch, Wasser) ersetzt werden könnte. Darüber ist der sogenannte Liquoristische Streit (liquor = Flüssigkeit) innerhalb der christlichen Religionen entstanden.

Zum Messwein als das „Blut Christi“ hatte Luther einen ganz besonderen Bezug. Es gibt zwei von Zeugen verbürgte Begebenheiten, bei denen er verhinderte, „das heilige Blut des Herrn entweihen zu lassen“. Im Jahre 1542 stieß bei einer Messe in Wittenberg eine Frau mit dem Mund so hart an den Messkelch, dass etwas Blut und Wein auf ihren Mantel, ihre Jackel und auf einen Kirchenstuhl vergossen wurde. Luther leckte das verschüttete Blut mit aller Ehrfurcht vom Mantel der Frau. Nachher wurde der Stuhl abgehobelt und die Späne zusammen mit den Kleidungsstücken der Frau verbrannt. Auf seiner letzten Reise nach Eisleben im Februar 1546 wenige Tage vor seinem Tod musste Luther in Halle seine Reise unterbrechen, da die Saale auf Grund von Unwettern über die Ufer getreten war. Er hielt in der Kirche eine Messe. Die vielen Kommunikanten hatten ihn stark ermüdet und seine zitternde Hand war die Ursache, dass etwas vom gesegneten Wein auf den Fußboden tropfte. Luther fiel auf seine Knie und sog den Wein mit dem Munde auf, um ihn nicht mit Füßen zu treten und damit zu entweihen.

Martin Luther: Von Lucas Cranach der Ältere, Gemeinfrei, Link
Ablassbrief: Von Klugschnacker - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, Link

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