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Lutherwein

Bezeichnung für einen speziellen Wein aus der Weinbaugemeinde Donnerskirchen im Burgenland (Österreich). Er stammt aus dem Jahre 1526 und ist damit einer der ältesten Erwähnungen einer Trockenbeerenauslese. Die Bezeichnung „Lutherwein“ ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass sich die Donnerskirchner Bürger hartnäckig zur Religion des Reformators Martin Luther (1483-1546) bekannten und erst unter großem Druck wieder zum katholischen Glauben gebracht werden konnten. Die fürstliche Familie Esterházy erwarb im Jahre 1653 den Besitz der Freiherren von Leisser, in deren Keller ein Fass mit dem Lutherwein lagerte. Dieser wurde als zentraler Lagerraum aller Esterházyschen Guts- und Zehentweine ausgebaut. Das Lutherweinfass aber wurde auf die Burg Forchtenstein gebracht und im Keller gelagert. Dieser wird heute als „Lutherkeller“ für Veranstaltungen genutzt.

Lutherwein - Lutherkeller Burg Forchtenstein

Fürst Paul I. Esterházy (1635-1713) ließ 1687 folgende Inschrift in lateinischer Sprache in das Fass schnitzen (gekürzt): Der Wein dieses Fasses wurde im Gebirge von Donnerskirchen im Jahre 1526 gelesen. Er gehörte der Familie Rueber; die nachfolgende Familie Laizer ließ ihn im Jahre 1585 in ein neues Faß füllen. im Jahre 1653 wurde der Wein hierher in die Burg Forchtenstein geführt und schließlich im Jahre 1687 auf Befehl des Fürsten des Heiligen Römischen Reiches und Palatin des Königreiches Ungarn Paul Esterházy in dieses dritte Faß gefüllt.

Dieser Text enthält aber einige Fehler bzw. Ungereimtheiten. So ist das Lesejahr 1526 nicht gesichert und die Familie Gruber (nicht Rueber) kaufte das Fass nicht 1585, sondern erst 1612. Trotzdem ist nicht daran zu zweifeln, daß der Wein uralt gewesen und aus Donnerskirchen gekommen sein muss. Wenn zu festlichen Anlässen Wein entnommen wurde, füllte man die gleiche Menge mit ausgekochten Kieselsteinen wieder auf, um eine Oxidation zu vermeiden. Den letzten Tropfen des legendären Weines verkostete man im Jahre 1852, das heißt nach 326 Jahren, auf Burg Forchtenstein. Der Lutherwein zählt damit zu den ältesten Weinen, der noch genießbar war. Der Wert wurde damals mit 1,447.176 Gulden für eine Halbe (0,906 Liter) errechnet, was heute € 2,2 bis 2,9 Mio entspräche. 

Lutherwein - nachgebautes Fass der WG St. Martinus und Originaltext

Die Tradition des „Lutherweines“ wird im Leisserhof fortgesetzt. Der ehemalige Gutshof beherbergt seit 1989 zwei Restaurants. eine umfangreiche Vinothek (Weindom) mit Weinen burgenländischer Spitzenwinzer und den Gutskeller mit einem Weinmuseum. Seit Jahrgang 1957 ruhen im Keller Trockenbeerenauslesen, die nach dem historischen Vorbild gekeltert werden. Der Komponist Joseph Haydn (1732-1809), Hofmusik-Kapellmeister des Fürsten Nikolaus I. Josef Esterházy (1714-1790) wurde auch mit Wein aus dem Gutskeller entlohnt. Daran erinnert das Haydn-Fass. Das Original-Lutherweinfass gibt es nicht mehr. In den 1970er-Jahren wurde im Auftrag der (nicht mehr bestehenden) Winzergenossenschaft St. Martinus ein immer noch in den Kellerräumlichkeiten befindliches Fass mit dem Originaltext hergestellt (siehe im Bild). Siehe auch andere Superlative unter Rekorde.

Lutherkeller Forchtenstein: Esterházy - Andreas Hafenscher
Fass mit Inschrift: WG St. Martinus Donnerskirchen

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Früher benötigte man eine Fülle an Lexika und Fachliteratur, um im vinophilen Berufsleben up to date zu sein. Heute gehört das Weinlexikon von wein.plus zu meinen besten Helfern, und es darf zu Recht als die „Bibel des Weinwissens“ bezeichnet werden.

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Lehrgangsleiter Sommelierausbildung WIFI-Wien

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