In den Oststaaten gebräuchlicher Name für Sorten mit dem Namensteil Malvasia; siehe dort
Malvasia ist vor allem in Italien, Spanien und Portugal gebräuchliche Bezeichnung bzw. Synonym (mehrere Namen für eine Sorte) und Homonym (ein Name für mehrere Sorten) für zahlreiche Rebsorten. Von den über 100 Sorten ist aber nur ein Teil genetisch verwandt. Es gibt sie in den Beerenfarben weiß, hellgrün, grau, rosé, rot, blau und schwarz mit unterschiedlichen geschmacklichen Merkmalen bzw. Aromen, zum Beispiel mit und ohne Muskatton. Zusammengefasst haben die Rebsorten mit „Malvasia“ im Namen einen genetisch diversen Hintergrund und zeigen eine ebenso heterogene Morphologie (äußere Erscheinungsform). Das heißt, es gibt keine besonderen Malvasia-spezifischen Merkmale. Der Name Malvasia benennt also zwar relativ häufig einen Weintyp jedoch nicht eine häufig fälschlicherweise so bezeichnete Rebsortenfamilie (dasselbe Phänomen gilt übrigens auch für die vier Namensgruppen Lambrusco, Muskateller, Trebbiano und Vernaccia).
Der Name Malvasia ist vermutlich ein Hinweis auf den Hafen Monemvasia im südöstlichen Peloponnes, der im Mittelalter ein Umschlagplatz für Dessertweine aus dem Mittelmeer war. Eine wichtige Produktionsstätte war Kreta. Die Händler aus der damaligen Seemacht Venedig importierten dokumentarisch belegt bereits im Jahre 1278 „Vinum de Malvasias“. Diese waren damals so bedeutend, dass die venezianischen Weinläden sogar „Malvasie“ hießen. Diese Weine wurden aber aus verschiedenen griechischen Rebsorten gekeltert, die oft miteinander verschnitten wurden. Zu den Kandidaten zählen Aïdani Aspro, Aïdani Mavro, Assyrtiko, Athiri Aspro, Athiri Mavro, Kydonitsa, Liatiko, Monemvasia, Thrapsathiri und Vilana.
Der Name Malvasia wurde schließlich zum Synonym für exzellente Weine und fand auch Eingang in die Weltliteratur. Shakespeares Falstaff würdigt einen Malvasia und Thomas Mann lässt in „Buddenbrooks“ eine Bouteille Malvasier aus dem Keller holen. Welche Sorten die Autoren dabei gemeint hatten, ist vermutlich nicht einmal diesen beiden klar gewesen. Der Name Malvasia wurde in verschiedenen Sprachen abgewandelt bzw. verballhornt. Im Englischen wurde Malmsey daraus und bezeichnet auch eine Weintype des Madeira. In Frankreich wird Malvoisie, in Kroatien Malvazija und im deutschsprachigen Raum Malvasier verwendet. Außerdem gibt es auch noch die Schreibweisen Malvagia, Malvasie, Malvasijie, Malvasika und Malvasiya. In zahlreichen Quellen und Publikationen ist oft nur kurz „Malvasia“ angegeben, was die Identifikation erschwert.
Es gibt zumindest 25 verschiedene Sorten mit „Malvasia“ im Haupnamen, sowie unzählige in Synonymen. In den einzelnen Ländern und auch Regionen werden diese Sorten unterschiedlich genannt. Dass es hier...
Die Nutzung des Lexikons ist nicht nur zeitsparend, sondern auch äußerst komfortabel. Zudem ist die Aktualität der Informationen perfekt.
Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“