Die konstitutionelle Monarchie Marokko (arabisch المغرب al-Maghrib) im Nordwesten Afrikas mit der Hauptstadt Rabat umfasst 446.550 km². Sie ist durch die Straße von Gibraltar vom europäischen Kontinent getrennt. Marokko grenzt im Norden an das Mittelmeer, im Westen an den Atlantischen Ozean und im Osten an Algerien. Die Südgrenze ist umstritten.
Der Weinbau geht bis auf die Phöniker zurück. Anfang des 1. Jahrhunderts übernahmen die Römer die Herrschaft, nannten die neue Provinz Mauretanien (und die Bevölkerung Berber) und führten Rebsorten aus den Mittelmeerländern ein. Es gibt zahlreiche archäologische Funde. Das Bild links zeigt ein Mosaik des Weingottes Bacchus in Volubilis, einer archäologischen Stätte im Gebiet der Präfektur von Meknès. Ende des 7. Jahrhunderts wurde das Gebiet von den Arabern erobert. Durch die frühe Islamisierung und das damit verbundene Alkoholverbot kam der Weinbau völlig zum Erliegen.
Von 1912 bis 1956 war Marokko französisches Protektorat. Vor dem ersten Weltkrieg kamen viele französische Kolonisten ins Land und begründeten den Weinbau inmitten großer Wüstengebiete mit heißem und trockenem Klima. Es wurden große Weinmengen in den Languedoc geliefert, um Massenweine mit Alkohol anzureichern. 1956 wurde Marokko unabhängig und es gab ein Exportverbot nach Frankreich. Eine Enteignung der französischen Weingutbesitzer erfolgte 1973, bis 1985 wurde der größte Teil der Weinberge vom Staat übernommen und die Weinproduktion drastisch reduziert.
Doch dann gab es eine Kehrtwende. Die fast völlig zerstörten Weinberge wurden mit Hilfe französischer Experten wieder reaktiviert. Inzwischen ist Marokko zu einem der größten Weinproduzenten in der islamischen Welt geworden. Der Staat geht mit dem religiös begründeten Alkoholverbot etwas toleranter um als andere islamische Staaten wie zum Beispiel Saudi-Arabien oder der Iran, denn der größte Teil der Produktion wird im Land konsumiert; nach offizieller Lesart von Touristen.
Im Jahre 2021 umfassten die Rebfächen 42.286 Hektar und die Wein-Produktionsmengen 409.000 Hektoliter. Der größte Teil der Flächen dient für die Erzeugung von Tafeltrauben und Rosinen. Der Rebsortenspiegel (Kym Anderson):
Rebsorte |
Farbe |
Synonyme bzw. Namen in Marokko |
Hektar |
Italia | weiß | - | 3.333 |
Cinsaut | rot | Cinsault | 3.239 |
Muscat d’Alexandrie | weiß | Muscat Romain | 2.093 |
Mazuelo | rot | Carignan Noir, Cariñena | 1.230 |
Alicante Henri Bouschet | rot | Alicante Bouschet | 919 |
Chardonnay | weiß | - | 880 |
Garnacha Tinta | rot | Grenache Noir | 786 |
Sultana | weiß | Sultaniye | 721 |
Cardinal | rot | - | 624 |
Cabernet Sauvignon | rot | - | 604 |
Airén | weiß | - | 440 |
Sauvignon Blanc | weiß | - | 440 |
Syrah | rot | Shiraz | 347 |
Merlot | rot | - | 333 |
Clairette | weiß | - | 113 |
andere weiße Sorten | weiß | - | 740 |
andere rote Sorten | rot | - | 746 |
Nach französischem Vorbild wurde im Jahre 1956 das Appellationssystem AOG (Appellation d’Origine Garantie) eingeführt. Das wichtigste und beste Anbaugebiet ist die Region Fèz-Meknès in den nördlichen Ausläufern des Atlas-Gebirges. Hier liegen die Appellationen Sais, Beni Sadden, Beni M’Tir, Guerrouane und Zerkhoun mit Rotweinen vor allem aus den aus Frankreich eingeführten Sorten Carignan Noir (Mazuelo), Cinsaut und Grenache Noir (Garnacha Tinta). Ein weiteres Anbaugebiet ist die Küstenebene um die Hauptstadt Rabat in den Regionen Chellah, Gharb, Zaer und Zemmour.
Der Bereich Berkane-Oudaya liegt im Osten an der Grenze zu Algerien. Südlich an der Küste in der Region Casablanca gibt es die Zonen Doukkala, Sahel und Zennata. Ein Problem im marokkanischen Weinbau ist neben dem heißen, trockenen Klima der der dem Schirokko ähnliche Chergui oder Sharqi, ein heißer trockener Wind aus der Sahara. Er lässt die Trauben sehr schnell zu Rosinen verdorren. Das Bild oben rechts zeigt ein traditionelles Wasserpumpsystem für den Oudaya-Weinberg.
Die Produktion wird von zwei riesigen Weingütern bestimmt. Die staatseigene „Domaine de Sahari“ bei Meknès wurde 1993 erbaut. Eine bekannte Marke ist die Rotwein-Cuvée „Rouge de Guerrouane“ aus Cinsaut, Carignan Noir, Grenache Noir, Alicante Bouschet und Syrah. Der 1964 gegründete zweite Betrieb „Celliers de Meknès“ bewirtschaftet rund 2.100 Hektar und produziert 24 Mio. Flaschen jährlich. Bekannte Marken sind die Rotwein-Cuvée „Rouge de Guerrouane“ sowie der Bordeaux-Verschnitt „Chateau Roslane“. Weitere Erzeuger sind Chaudsoleil und Sicomar. Eine Spezialität als Erfrischungsgetränk ist der süße AOG-Dessertwein Vin gris aus der Lage Boulaouane zwischen Casablanca und Marrakesch. Dieser Rosé wird aus den Sorten Cinsaut und Carignan Noir hell gekeltert und macht rund 10% der Produktion aus. Marokko ist auch wichtiger Lieferant für Korken.
Landkarte: © Goruma
Flagge: Gemeinfrei, Link
Wappen: Gemeinfrei, Link
Bacchus: par David Ooms - flickr.com/photos, CC BY 2.0, Lien
Wasser-Pumpsystem: Par mustapha ennaimi - flickr.com/photos/ennaimi, CC BY 2.0, Lien
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Dominik Trick
Technischer Lehrer, staatl. geprüfter Sommelier, Hotelfachschule Heidelberg