Die rote Rebsorte stammt aus Italien. Synonyme bzw. Spielarten sind Balsamea, Balsamina, Barzemin, Berzamino, Borgogna, Marzemina Cenerenta, Marzemina di Napoli, Marzemina Nera, Marzemina Veronese, Marzemino d’Isera, Marzemino d’Istria, Marzemino del Tirolo, Marzemino della Terra Ferma Veneta, Marzemino Nero und Marzemino Trevigiano. Die zwei häufigsten Spielarten bzw. Klone sind Marzemino Comune und Marzemino Gentile. Trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer Ähnlichkeiten darf sie nicht mit den Sorten Lambrusco Barghi, Marzemina Nera Bastarda, Merzifon Karasi, Negrone (Marzemino di Padova), Pavana, Uva Rara (Balsamea) oder Vertzami verwechselt werden. Gemäß im Jahre 2006 erfolgten DNA-Analysen ist Marzemino (so wie auch Lagrein) das Ergebnis einer vermutlich natürlichen Kreuzung zwischen Teroldego x unbekannter vermutlich ausgestorbener Sorte. Zusätzliche Analysen ergaben die Elternschaft von Marzemino für die Sorten Marzemina Bianca und Refosco dal Peduncolo Rosso. Die Hypothesen einer Abstammung aus der slowenischen Gemeinde Marzemin, von Merzifon in der Türkei oder aus Griechenland erwiesen sich als nicht haltbar.
Die erste Erwähnung dieser sehr alten Sorte erfolgte am 6. Juni 1409. In einem Dokument wird von einem Bankett zu Ehren von Papst Gregor XII. (1335-1417) mit dabei servierten Weinen berichtet: Marzemino von Gradiscutta, Ramandolo von Torlano, Ribolla von Rosazzo, Verduzzo von Faedis und Refosco von Albana. In der Oper „Don Giovanni“ von Wolfgang A. Mozart (1756-1791) wurde dem Wein mit dem Ausruf „Versa il vino! Eccellente Marzemino!“ ein musikalisches Denkmal gesetzt. Am Kaiserhof in Wien war der Wein hochgeschätzt. Sie wurde vom Botaniker Johann S. Kerner (1755-1830) in einem Katalog der damaligen Rebsorten in beschrieben. Früher war die Sorte auch Bestandteil im klassischen Chianti-Rezept.
Die mittel bis spät reifende Rebe ist anfällig für Pilzkrankheiten, insbesondere für Botrytis und Echten Mehltau. Sie erbringt fruchtige, granatrote, eher tanninarme Rotweine mit leicht bitteren Aromen nach Kirschen, Pflaumen und Veilchen. Die Sorte ist in Venetien in den DOC-Weinen von Breganze, Colli di Conegliano, Garda, Merlara und Trentino, in der Lombardei in den DOC-Weinen Botticino, Capriano del Colle, Cellatica, Riviera del Garda Bresciano und Terre del Colleoni, sowie in der Emilia-Romagna im DOC-Wein Colli di Scandiano e di Canossa zugelassen. Im Jahre 2016 wurden in Italien insgesamt 785 Hektar Rebfläche ausgweisen. Kleine Bestände gibt es auch in Australien, Brasilien, Neuseeland und in der Schweiz (Kym Anderson).
Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: M.I.P.A.A.F - National Vine Certification Service
Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.
Andreas Essl
Autor, Modena