Der Bundesstaat mit der Hauptstadt Boston ist einer der sechs Staaten des so bezeichneten Neu-England an der atlantischen Nordostküste der USA. Hier betraten nach neuesten Forschungen europäische Seefahrer bereits um das Jahr 1000 nach Christi amerikanisches Festland. Die „Entdeckung“ Amerikas erfolgte somit also bereits 500 Jahre vor Christoph Columbus (1451-1506), der erst im Jahre 1492 die Insel Guanahani erreichte. Es gilt als gesichert, dass dies an der Stelle der heutigen Stadt Boston erfolgte, und zwar durch den Isländer Leif Eriksson. Dieser fand in den Wäldern zahlreiche Wildreben mit riesigen Trauben vor, die von den Bäumen hingen - er nannte das Gebiet „Vinland“. Mit der berühmten „Mayflower“ landeten nach 66-tägiger Reise 102 puritanische Pilgerväter am 11. November 1620 am östlichsten Punkt der USA, dem Cape Cod und gründeten sieben Tage später die Kolonie „New-Plymouth“. Sie versuchten bald, aus den Wildreben Wein zu gewinnen. Dies blieb aber ohne Erfolg, denn die hier wachsenden Sorten der Spezies Vitis labrusca hatten den für Europäer unangenehmen, starken Foxton. Nahe der Stadt Concord selektionierte der Farmer Ephraim Wales Bull (1806-1895) im Jahre 1849 aus Wildreben-Kernen die berühmte rote Rebsorte, die er nach der Stadt benannte. Sie zählt noch heute zu den erfolgreichsten Amerikaner-Reben.
Heute sind zwei Bereiche als AVA (American Viticultural Area) klassifiziert, dies sind Martha’s Vineyard (diese größte neuenglische Insel hat nichts mit dem gleichnamigen berühmten Weinberg im Napa Valley in Kalifornien zu tun) und Southeastern New England (zweiteren Bereich teilt man sich mit den zwei Bundesstaaten Connecticut und Rhode Island). Die meisten Rebflächen liegen im Umland von Worcester und auch auf einigen vorgelagerten Inseln in der Massachusetts Bay. Es gibt sehr oft Winterfröste, nur an der Küste ist das Klima gemäßigter. Berühmt auf Grund des milden Klimas ist die Halbinsel Cape Cod als Feriengebiet der Reichen (zum Beispiel der Familie Kennedy). Traditionell sind hier noch viele Hybriden verbreitet, die durch den amerikanischen Weinbau-Pionier Philip Wagner (1904-1996) ab Anfang der 1940er-Jahre populär gemacht wurden. Zunehmend werden nun europäische Sorten kultiviert. Wie in allen neuenglischen Staaten wird auch viel Obstwein aus Beeren, Birnen und Äpfeln produziert. Die bekanntesten der rund 20 Weinbaubetriebe sind Broad Hill Vineyards (Holliston), Cape Code Winery, Chicama Vineyards (West Tisbury auf der oben erwähnten Insel), Mellea Farm Vineyards (Dudley), Nashboba Valley Winery - wo auch Bier gebraut wird (Bolton), Afina Winery (Ashburnham) und Vineyard Hill Winery (Westminster).
