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Massandra

Berühmtes Staatsweingut der Ukraine am Rande von Jalta an der Südküste der Krim. Es umfasst heute rund 2.500 Hektar Rebfläche mit mehreren Satelliten-Betrieben. In Nähe des Dörfchens Massandra hatte Graf Michail Woronzow (1782-1856) das Alupka-Schloss erbauen und Weinberge anlegen lassen, für die er neue Rebsorten für die Krim wie unter anderem Aligoté, Cabernet Sauvignon, Pedro Ximénez und Sémillon importierte. Fürst Lev Golizyn besaß in der Nähe das Weingut Nowyj Swet (Neue Welt), wo er Schaumweine produzierte und den Ruhm des Krimsekts begründete. Durch Worinzow angeregt, beauftragte der letzte russische Zar Nikolaus II. (1868-1918) in den 1890er-Jahren den Fürsten Golyzin mit der Erbauung des „schönsten Weingutes der Welt“ in der Nähe des Dorfes Massandra, sowie mit der Erschließung der Südküste für die Produktion von Süßweinen. Dieses hatte den alleinigen Zweck, die Zaren-Sommerresidenz Livadia mit Wein zu versorgen.

Massandra - Palast

Georgische Bergarbeiter trieben tiefe Keller in den Felsen; auf drei Ebenen befinden sich jeweils sieben Stollen mit idealen Lagerbedingungen (13 bis 14 °C und 90 bis 95% Luftfeuchtigkeit). Ab dem Jahre 1897 wurden von Graf Woronzow und Fürst Golizyn die ersten Weine produziert, wobei man zunächst den damals schon berühmten Château d’Yquem zu kopieren versuchte, und später Madeira, Portwein, Sherry und Tokajer. Klima und Boden eigneten sich vorzüglich für die Rebsorten der großen Vorbilder, die Weine entwickelten aber einen eigenständigen Charakter. Noch unter Fürst Golizyn wurde 1898 Alexander Yegorow als Verantwortlicher nach Massandra berufen. Er überstand die russische Revolution von 1917 und wurde 1936 trotz seiner vorrevolutionären Vergangenheit wiederum Leiter des Weingutes. Sein Enkel Yuri Yegorow ist (nach seinem 1937 durch den Geheimdienst NKDW hingerichteten Vater Dimitri) heute in bereits dritter Generation Chef der Weinkellereien.

Massandra - Weingut

Im Jahre 1922 wurden die Weinvorräte aller Paläste des Zaren von Moskau, St. Petersburg und Livadia auf Befehl Stalins nach Massandra gebracht und blieben dort unter Verschluss. Man nahm wieder die Produktion mit der strengen Qualitätskontrolle wie zur Zarenzeit auf, so dass es heute in den Beständen nur eine kurze Lücke in den 1920er-Jahren gibt. Im November 1941 begann die deutsche Invasion der Krim. Aber schon im September hatte Yegorow den Inhalt des Weinkellers an drei Orte evakuieren lassen. Als dann im Februar 1945 die berühmte Konferenz von Jalta dort stattfand, befand sich der Wein bereits wieder auf dem alten Platz. Heute werden auf dem Weingut traditionellerweise nach wie vor zum großen Teil (aber nicht ausschließlich) Süßweine aus verschiedenen Muskateller-Sorten und Saperavi produziert, die teilweise auch gespritet werden.

Die idealen Klimabedingungen ergeben Trauben mit extrem hohem Zuckergehalt. Die Fässer werden aus Eichenholz aus den Wäldern der Umgebung gebaut. Die Vinifikations-Methoden sind sehr ähnlich denen von Madeira, Portwein und Sherry. Unter den idealen Lagerungs-Bedingungen entstehen Weine, die über hundert Jahre und noch weit älter werden können. Die schon von Fürst Golizyn begründete „Massandra-Kollektion“ wird weitergeführt. Jährlich kommen rund 10.000 Flaschen hinzu, die zum Teil erst nach Jahrzehnten auf den Markt gelangen. Im Jahre 1990 erfolgte bei Sotheby’s in London eine Auktion, bei der Weine (in genießbarem Zustand) bis 1880 zurück versteigert wurden. Spezial-Weinhändler bieten auch heute noch Weine bis Anfang des 20. Jahrhunderts zurück an. Bei Sotheby’s wurde 2001 ein Sherry Jahrgang 1775 um $ 43.000 versteigert. Ein vom Zaren Nikolaus II. geschätzter Wein im Portweinstil ist Kagor, der zu besonderen Anlässen gereicht wurde.

Palast: Von A.Savin - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
Weingut: Von SilvioMartin - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

Stimmen unserer Mitglieder

Markus J. Eser

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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

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