Der ungarische Tafeltrauben-Züchter János Mathiász (1838-1921) war der produktivste Tafeltrauben-Züchter der Welt. Er begann seine Laufbahn, indem er 1.600 Rebsorten sammelte, darunter viele französische und italienische Trauben. Im Jahre 1881 übernahm er die Leitung der 100 Acker großen Andrássy-Weingärten, wo er sich (erfolglos) dem Kampf gegen die Reblaus bemühte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand ein großer Bedarf an Tafeltrauben. Durch eine Reise nach Frankreich wurde Mathiász motiviert, nicht nur Trauben zu übernehmen, sondern neue zu kreuzen. Nach dem Kauf von 50 Acker Rebflächen bei Kecskemet begann seine züchterische Tätigkeit und wurde von seinem jüngeren Bruder Jozsef unterstützt.
Züchtungsziel waren neue Sorten mit früher bis später Reifezeit, schönem Aussehen, guter Transportfähigkeit, reichem Ertrag, und Resistenz gegen Krankheiten und Fäulnis. Er züchtete die unglaubliche Menge von 3.500 Sorten. Die erfolgreichsten sind Csaba Gyöngye (Perle von Csaba), Königin der Weingärten (Szölöskertek Királynöje), Königin Elisabeth (Erzsébet Királyné Emléke), Kossuth Ferenc, die nach seiner zweiten Frau benannte Mathiász Jánosne (Mathiász Jánosne Muskotály), Milleniumtraube (Ezeréves Magyarország Emléke) und Thalloczy Lajos (Muscat Thalloczy Lajos). Von diesen sind heute noch rund 70 namentlich bekannt und davon ein Dutzend weltweit verbreitet. Viele wurden bei Neuzüchtungen verwendet. In Ungarn sind auf rund 2.200 und weltweit auf rund 12.000 Hektar Máthiasz-Tafeltrauben angebaut. Auch sein Bruder Jozsef Mathiász war züchterisch tätig; von ihm stammt unter anderem die Tafeltraube Darányi Ignác.
János Mathiász: Food&Wine, Közkincs, Hivatkozás
Trauben: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)
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Prof. Dr. Walter Kutscher
Lehrgangsleiter Sommelierausbildung WIFI-Wien