Dieses Erziehungssystem (auch MPCT, Minimal Pruning, Non-pruning-system, auf deutsch Minimalschnitt) wurde am Forschungsinstitut CSIRO in den 1990er-Jahren in Australien entwickelt. Das extensive System erfolgt mit dem Ziel, den Arbeitsaufwand möglichst zu reduzieren. Es findet auch bei der Spaliererziehung Anwendung. Alle Arbeiten im Weinberg werden fast ausschließlich maschinell durchgeführt. Manuelle Arbeiten sind nur in Ausnahmefällen notwendig. Nach dem Stockaufbau und Zapfenschnitt wird in den Ertragsjahren nur mehr in der Kordonrichtung maschinell auf kurze Triebe zurückgeschnitten.
Das System bewirkt eine völlig andere Laubdachstruktur und Traubenzone; die Triebe befinden sich am äußeren Bereich der großen Laubwand. Die hohen Augenzahlen führen zwar zu einer deutlich geringeren Austriebsrate, die Anzahl der Triebe ist aber trotzdem größer. Das Wachstum der Triebe geht deutlich zurück, die Trauben sind lockerbeeriger und kleiner, die Beeren haben einen geringeren Durchmesser. Es liegen noch keine großen Erfahrungswerte vor. Vorteile sind neben dem stark reduzierten Aufwand bezüglich Laubpflege die geringere Anfälligkeit für Botrytis und Falschen Mehltau sowie eine rasche Blattflächenentwicklung, Nachteile sind stärkere Neigung zu Wasserstress und Verrieselung sowie sehr viele kleine Trauben.
Nach der Umstellung im ersten Jahr mit hohen Erträgen stellt sich in den Folgejahren ein Gleichgewicht zwischen Triebentwicklung und Wurzelmasse ein. Der Rebstock reguliert sich sozusagen selbst, was der natürlichen Entwicklung der Rebe entspricht. Die Weinlese kann nur mittels Traubenvollernter erfolgen. Das System ist nicht für alle Rebsorten geeignet. Sehr gut für Bacchus, Dornfelder, Müller-Thurgau, Kerner, Riesling und Scheurebe. Nur bedingt für Blaufränkisch, Blauer Portugieser, Grüner Veltliner, Merlot, Pinot Noir, Pinot Meunier, Traminer und Zweigelt. Siehe komplette Aufstellungen themenverwandter Stichwörter unter Erziehungsform (Systeme) sowie Weingartenpflege (Maßnahmen und Tätigkeiten).
Bild links: Von Oswald Walg - DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, CC BY 3.0 de, Link
Bild rechts: Von Oswald Walg - DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, CC BY 3.0 de, Link
