Der russische Botaniker und Pflanzenzüchter Iwan Wladimirowitsch Mitschurin oder in anderer Schreibweise Ivan Vladimirovic Micurin oder Michurin (1855-1935) wurde in Koslow geboren. Wegen seiner späteren großen Erfolge wurde seine Heimatstadt nach ihm auf Mitschurinsk umbenannt. Es gelang ihm,
frostresistente Obstsorten für das kontinentale Klima Russlands zu züchten, die den Obstbau für weite Gebiete dieses Landes mit tiefen Wintertemperaturen überhaupt erst möglich machten. Unter dem zaristischen Regime bekam er noch keine Unterstützung, doch bereits kurze Zeit nach der Oktoberrevolution erhielt er große Mittel und kreierte in der Folge 300 neue Sorten, darunter waren auch viele
Neuzüchtungen von Reben. Eine der Sorten heißt übrigens auch
Mitschurinski. Seine unbestreitbaren Leistungen müssen jedoch zum Teil auch kritisch betrachtet werden.
Mitschurin war der Ansicht, dass
Sämlinge durch Erziehung und geeignete Pfropfpartner und nicht durch die Mendel’schen Gesetze beeinflusst werden. Die so erzielten Veränderungen hielt Mitschurin irrtümlich für erblich. Seine Ansichten wurden zur Grundlage der offiziellen Parteilehre und für das Land verbindlich. Auf der Grundlage von Mitschurins Ideen entstanden in der gesamten UdSSR und nach dem Zweiten Weltkrieg, auch in den meisten Ostblockstaaten Schulen und wissenschaftliche Einrichtungen, die nicht die Vererbungslehre des Augustinermönchs Gregor Mendel (1822-1884), sondern die Methoden des Sowjetmenschen Mitschurin weiterentwickeln und lehren sollten. Die Botanik wurde zur Parteisache und Ideologie. Die Folge war, dass Obst und Gemüse in den frühen 1960er-Jahren im Ostblock zur Mangelware wurde. Siehe zum Thema auch unter
Züchtung.