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Montpellier

Hauptstadt der südfranzösischen Region Languedoc-Roussillon im Département Hérault unweit der Mittelmeerküste. Im Jahre 1289 gründete hier Papst Nikolaus IV. (1227-1292) durch die Schrift Quia Sapientia eine Universität mit den Disziplinen Medizin, Theologie, Jura und Philosophie. Diese entwickelte sich zu einem intellektuellen Zentrum mit hohem Niveau. Unter anderem lehrte hier der berühmte Arzt Arnaldus de Villanova (1240-1311). Im Jahre 1872 wurde die „École Nationale Supérieur Agronomique“ als Zweig der Universität gegründet. Anlass für die Gründung war die durch die beiden Mehltaupilze und der Reblaus verursachten Katastrophe im französischen Weinbau. Auch Jules Émile Planchon (1823-1888), der im Jahre 1868 die Reblaus endlich als Verursacher des rätselhaften Rebstock-Sterbens identifizieren konnte, war hier als Professor für Botanik tätig. Heute zählt die Abteilung Weinbaukunde weltweit zu den bedeutendsten Instituten.

Montpellier - Bulle von Papst Nikolaus IV. und Universität (medizinische Fakultät)

Der erste Leiter war Professor Gustave L. E. Foëx (1844-1906). Er befasste sich intensiv mit Amerikaner-Reben und experimentierte in großem Umfang mit reblausresistenten Unterlagen. Damit begründete er die besondere Stellung des Zweiges Ampelographie an der Universität. Foëx legte auch den Grundstein für eine Sammlung französischer und amerikanischer Reben, die heute viele Rebsorten, Unterlagen und Wildreben umfasst. Darunter befinden sich viele ausgestorbene und nicht mehr verwendete Sorten. Das Herbarium ist neben Magarach (Krim-Ukraine) weltweit führend. Es wurde 1949 bis 1950 von Prof. Jean Branas (1905-1998) in die Domaine de Vassal verlegt, weil dort der Sandboden frei von Reblaus und Nematoden ist. Das Anwesen liegt zwischen dem Mittelmeer und dem Etang de Thau (Lagune) in Marseillan.

Montpellier - Herbarium der Domaine de Vassal

Der Spezialist für Rebkrankheiten Pierre Viala (1859-1936) studierte in Montpellier, wurde hier Professor für Weinbau, legte durch eine USA-Reise die Basis für die berühmte Unterlage „41 B“ und veröffentlichte mit Victor Vermorel (1848-1927) den siebenbändigen Klassiker „Ampélographie“ mit 24.000 beschriebenen Rebsorten und vielen Farbtafeln. Weitere bedeutende Persönlichkeiten an der Universität waren bzw. sind unter anderem Denis Boubals (Reblaus, Mehltau, Gründung Domaine du Chapître), Jean-Michel Boursiquot (Rebsortenbestimmung), Jean Branas (Virenkrankheiten, Klonen-Selektion), Alain Carbonneau (Laubdach-Mikroklima, Erziehungsformen), Pierre Galet (Rebsortenbestimmung), Louis Ravaz (Gründung des Weinbau-Institutes in Cognac, Erweiterung der Rebensammlung), Thierry Lacombe  und Paul Truel (beide Rebsorten-Bestimmung).

Durch erfolgreiche DNA-Analysen ist in Montpellier ein weltweit anerkanntes Zentrum für Rebsorten-Bestimmung entstanden, wobei eng mit Spezialisten der University of California zusammengearbeitet wird. In den 1990er-Jahren war dies vor allem Dr. Carole Meredith bei den Sorten Chardonnay, Durif, Gouais Blanc, Durif (Petite Sirah) und Syrah. Seit dem Jahre 1946 wird die Weiterentwicklung der Weinbauforschung von der INRAE finanziert und Fachleute bereitstellt. Zum Teil in Zusammenarbeit mit anderen Instituten wurden von Montpellier-Fachleuten unter anderem die Neuzüchtungen Arriloba, Chasan, Chenanson, Clarin, Ederena, Ganson, Gramon, Monerac, Odola und Perdea kreiert. Siehe auch unter Weinbau-Institutionen.

Päpstliche Bulle: Von Vpe in der Wikipedia - CC BY-SA 2.5, Link 
Universität: Download from Vpe at Wikipedia,  CC BY 1.0, Link

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Sigi Hiss

Es gibt unübersichtlich viele Quellen im Web, bei denen man sich Wissen über Wein aneignen kann. Doch keine hat den Umfang, die Aktualität und die Richtigkeit der Informationen des Lexikons von wein.plus. Ich benutze es regelmäßig und verlasse mich darauf.

Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen

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