Bezeichnung (aus altgriechisch morphé = Gestalt, Form und logie = Lehre) für ein Teilgebiet in vielen Wissenschaftszweigen. In der Biologie ist dies die Lehre von der Struktur und Form der Organismen (Menschen, Tiere, Pflanzen). Sie umfasst die Klassifikation der Organismen anhand ihrer Gestalt. Das ist bei der Weinrebe die Blattform, die Traubenform, sowie die Beschaffenheit und Farbe der Beeren, die charakteristisch für die jeweilige Rebsorte ist. Dazu zählt aber auch die phänologische Änderung während des Wachstums im jährlichen Vegetationszyklus vom Austrieb bis zum Blattfall. Hingegen ist die Physiologie (grch. phýsis = Natur) die Lehre von den Lebensvorgängen mit dem bei Pflanzen zentralen Vorgang der Photosynthese.
Die Morphologie ist die Grundlage für die Taxonomie und die Evolutionslehre. Der Begriff wurde erstmals 1796 von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) und unabhängig davon 1800 vom Physiologen Karl Friedrich Burdach (1776-1847) geprägt. Bei der vergleichenden Morphologie wird versucht, in der Formenvielfalt der Individuen bestimmte Merkmale eines Organismus zu erkennen und eine Klassifikation anhand von charakteristischen Merkmalen der Grundorgane abzuleiten. Die drei Grundorgane bei Pflanzen sind Blatt und Sprossachse oberhalb, sowie des Wurzelstock unterhalb des Bodens.
Neben der beschreibenden und vergleichenden Morphologie ist die funktionelle Morphologie von Bedeutung, da sie Wechselwirkungen zwischen Struktur und Funktion als untrennbare Einheit aufzeigt. Eine Struktur wird als Spezialisierung an eine bestimmte Funktion verstanden, das bedeutet die Angepasstheit eines Organismus an seine Lebensweise. Unter anderem zählt die Resistenz bestimmter Rebenspezies gegen die Reblaus oder Pilze, sowie die Widerstandsfähigkeit bestimmter Rebsorten gegen Trockenheit und Dürre dazu. Unter Geomorphologie versteht man die Lehre bzw. Wissenschaft von den verschiedenen Oberflächenformen der Erde als Teilgebiet der physischen Geografie und der dynamischen Geologie. Diese untersucht nicht nur das Relief der Natur- und Kulturlandschaft, sondern auch die Kräfte und gesetzmäßigen Abläufe, durch die die verschiedenen Formen gestaltet werden. Unter anderem sind dies die starken Einflüsse des Klimas. Siehe auch komplette Aufstellungen rebsortenrelevanter Stichwörter unter Weinrebe sowie bezüglich Weinberg unter Rebfläche.
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)
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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“