wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Mumm

Das traditionsreiche Champagner-Haus in Reims im Nordosten Frankreichs mit dem heutigen Namen G.H. Mumm Champagne wurde im Jahre 1827 von den drei aus Hessen-Deutschland stammenden Brüdern Jacobus (1779-1835), Gottlieb (1782-1852) und Philipp Mumm (1779-1835), sowie Friedrich Giesler und G. Heuser aus dem Rheinland gegründet. Anfangs firmierte das Unternehmen unter dem Namen P. A. Mumm & Co. Das „P. A.“ bezieht sich auf den Vater der drei Brüder, Peter-Arnold Mumm (1733-1797), welcher bereits im Jahre 1761 einen Weinhandel im Rheinland in Deutschland gegründet hatte. Anfangs gab es keine eigenen Weinberge, doch bereits im Gründungsjahr wurde eine große Menge Champagner nach Deutschland, Belgien, England und Russland exportiert. Schon im Jahre 1837 trennte sich Friedrich Giesler und gründete eine eigene Firma. Nach dem Tod von Gottlieb Mumm im Jahre 1852 zerstritten sich die Partner und es entstanden in der Folge zwei Firmen in Reims.

G.H. Mumm Champagner - Kellerei Reims / Produktion 1879

Georges Hermann Mumm, der Sohn des Gründers Gottlieb Mumm, gründete das Unternehmen G. H. Mumm & Co. Sein Cousin Jules Mumm (1809-1863), der Sohn des Gründers Jacobus Mumm, firmierte nun unter dem Firmennamen Jules Mumm & Co. Die nun unabhängigen zwei Firmen blieben aber in engem Kontakt mit dem Unternehmen Peter Arnold Mumm in Deutschland. G. H. Mumm & Co. brachte die heute noch bestehende Hauptmarke „Cordon Rouge“” erstmals 1875 auf den Markt; der Name ist eine Hommage an die Ehrenlegion. Ab 1882 wurde der Weinbergbesitz sukzessive vergrößert. Um 1890 wurde die Marke G. H. Mumm zum bevorzugten Champagner der europäischen Königshäuser in Österreich-Ungarn, Belgien, Niederlande, Preußen, Dänemark, Schweden, Norwegen und England, sowie der Großherzöge von Oldenburg und Hessen-Darmstadt.

Die Schwester-Firma Firma Jules Mumm & Co wurde durch finanzielle Probleme im Jahre 1910 aufgelöst. G. H. Mumm kaufte Teile davon auf und erwarb auch die Namensrechte für die Marke „Jules Mumm“. Das nun einzige Mumm-Unternehmen in Frankreich war sehr erfolgreich. Der inzwischen in den Adelstand erhobene Georges Hermann von Mumm war noch immer deutscher Staatsbürger. Bei Kriegsausbruch 1914 wurde er verhaftet und sein Unternehmen konfisziert. Die Geschäfte führte der frühere Verkaufsleiter Georges Robinet (1869-1953) weiter. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde 1918 die Firma versteigert und ging in Besitz der Gruppe „Société Vinicole de Champagne“, die den Firmennamen G. H. Mumm weiterführen durfte.

Sektfirma Mumm im Rheingau

Es konnte jedoch nicht verhindert werden, dass der in Reims geborene Godefroy Hermann von Mumm (Sohn von Georges Hermann Mumm) 1922 in Eltville (Rheingau) eine Sektfirma namens Mumm & Co gründete. Es gab jahrelange Prozesse mit den Franzosen, die der deutschen Firma die Verwendung des Namens Mumm verbieten wollten. Schließlich blieb Mumm-Eltville Sieger. Als einzige Auflage darf Mumm Deutschland nur die Farben schwarz und weiß bei der Etikettierung verwenden. Im Jahre 2001 wurde die Firma vom Sektmulti Rotkäppchen erworben, was in der Folge zur neuen Firmenbezeichnung Rotkäppchen-Mumm führte. Der „Weinzweig“ der deutschen Familie G.H. von Mumm (also mit „von“) ist weiterhin in Familienbesitz.

Champagnerfirma Mumm in Reims

Während der Zeit von Robinet wurde in der französischen Mumm-Firma der Name „Cordon Rouge“ forciert. Der Name Mumm wurde im Hintergrund gehalten, weil man durch den deutschen Namen Absatz-Schwierigkeiten in Frankreich befürchtete. Zwischen 1940 und 1944 war die Champagne von der deutschen Wehrmacht besetzt. Gleich nach der Besetzung trat Godefroy Hermann von Mumm in Erscheinung und betrachtete sich als legitimer Erbe. Georges Robinet wurde fristlos entlassen. Der neue Besitzer führte das Unternehmen in der Kriegszeit sehr erfolgreich, aber der Champagner konnte natürlich nur begrenzt abgesetzt werden, nicht zum Beispiel in den USA. Nach der Invasion durch die Alliierten und deren Vormarsch verabschiedete sich Godefroy Hermann von Mumm im August 1944 von seinen Angestellten und geriet darauf in englische Gefangenschaft.

Nach dem Krieg wurde die Firma wieder von Gruppe „Société Vinicole de Champagne” übernommen, die bald darauf den Namen auf G. H. Mumm & Co., Société Vinicole de Champagne, Successeurs änderte. Dieser wurde Jahrzehnte lang in vollem Umfang auf dem Etikett angeführt. Das Unternehmen wurde nun von René Lalou (1877-1973) geleitet, der schon vor dem Zweiten Weltkrieg dem Vorstand angehört hatte. Nach seinem Tod wurde er mit der Marke „René Lalou“ geehrt, die aber heute nicht mehr produziert wird. In der Folge gab es eine starke Expansion. Heute gibt es Zweigbetriebe bzw. Beteiligungen in den Ländern Argentinien, Chile, Kalifornien (Domaine Mumm Napa) und Südafrika (Cape Mumm). Im Jahre 1959 wurde Perrier-Jouët und im Jahre 1985 Heidsieck & Co. Monopole (ging später in Besitz von Vranken) übernommen. Die „Mumm-Gruppe” wurde dann selbst dreimal verkauft und ist seit 2005 in Besitz des Riesenkonzerns Pernod Ricard.

Produktion & Marken

Heute verfügt das Unternehmen über rund 220 Hektar eigene Rebflächen. Außerdem liefern 600 Vertragswinzer zusätzlich Trauben an. Die Standardmarke des Hauses ist „Cordon Rouge“, die rund 85% der Produktion ausmacht. Das „Rouge“ hat natürlich nichts mit der Weinfarbe zu tun (denn es gibt keinen roten Champagner), sondern mit dem typischen, bei allen Mumm-Produkten diagonal über das Etikett verlaufenden und im diesen Fall roten Streifen (Band). Dieser jahrgangslose Champagner wird aus rund 45% Pinot Noir, 25% Chardonnay, 20% Pinot Meunier und bis 15% Reserveweinen älterer Jahrgänge assembliert. Er lagert drei Jahre auf der Hefe. Ein Jahrgangs-Champagner gleichen Namens wird nur in den besten Jahren produziert. Eine seltene Version davon ist der „Grand Cordon“. Der „Rosé“ wird aus 60% Pinot Noir und je 20% Chardonnay und Pinot Meunier assembliert. Beim süßen „Demi-Sec“ dominiert mit 50% Anteil Pinot Meunier. Die Marke „Grand Cru“ wird mit den aus Grand-Cru-Gemeinden stammenden Reben Pinot Noir (60%) und Chardonnay (40%) assembliert.

Als Cuvée de Prestige gilt der Blancs de blancs „Mumm de Cramant“, der von 100% Chardonnay-Reben aus der Gemeinde Cramant produziert wird. Jährlich werden etwa neun Millionen Flaschen Champagner produziert. Davon werden 40% in Frankreich und 60% in über 100 Ländern weltweit vertrieben. Die Firma hat traditionell als Sponsor enge Beziehungen zu Kunst, Luftfahrt, Motorsport und Segelsport (Admiral’s Cup und Sailing Tour de France). Von 2000 bis 2015 war Mumm offizieller Partner der Formel-1-Rennen und durch die dabei verspritzte Jeroboam-Flasche bei jeder Siegerehrung dabei. Auch bei Schiffstaufen ist Mumm eine bevorzugte Marke. Im Film-Klassiker „Casablanca“ genießt der Nachtklub-Besitzer Rick (Humphrey Bogart) mit Ilsa (Ingrid Bergmann) einen Mumm-Champagner. Und auch in der Asterix-Folge VI „Tour de France“ prangt das „rote Band“ auf einer Amphore und wird als „spritziges Getränk, das bei Galeerentaufen verwendet wird“ angepriesen.

Champagnergenuss im Weltraum

2018 wurde „Grand Cordon Stellar“ vorgestellt. Mit speziellen Flaschen und Gläsern ist es damit möglich, Champagner auch im Zustand der Schwerelosigkeit zu genießen. Nach dem Verlassen einer kleinen Menge des Champagners bildet sich ein kleiner Schaumball, der mit dem Glas aufgefangen wird. Wegen der Schwerelosigkeit belegt die Flüssigkeit sofort das gesamte Innere des Mundes und verstärkt die Geschmacks-Empfindungen. Im Video (zu Ansicht anklicken) wird dies anschaulich gezeigt. Der Champagner soll bei künftigen Raumfahrtmissionen und bei kommerziellen Raumfahrt-Flügen angeboten werden.

Bild links: CC BY-SA 3.0, Link
Bild rechts: aus dem Buch „Wines of the World - Characterized & Classed by Henry Vizetelly“ (1875)

Stimmen unserer Mitglieder

Thomas Götz

Seriöse Quellen im Internet sind rar - und das Weinlexikon von wein.plus ist eine solche. Bei der Recherche für meine Artikel schlage ich regelmäßig im wein.plus-Lexikon nach. Dort erhalte ich zuverlässige und detaillierte Informationen.

Thomas Götz
Weinberater, Weinblogger und Journalist; Schwendi

Das größte Weinlexikon der Welt

26.387 Stichwörter · 46.995 Synonyme · 5.323 Übersetzungen · 31.721 Aussprachen · 203.074 Querverweise
gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER