Versuche, bei verschiedenen Stadien der Weinbereitung Musik als biologische Prozesse positiv beeinflussendes bzw. qualitätsverbesserndes Mittel einzusetzen, gibt es vereinzelt immer wieder. Das Weingut K+K Kirnbauer (Mittelburgenland) lässt Weine beim Fassausbau mit Musik berieseln. Die zwei österreichischen Gastronomen Markus Bachmann und Thomas Köberl ließen sich eine Methode unter der Bezeichnung „Sonor Wines“ sogar patentieren. Dabei werden die Moste während der Gärung mit Melodien von Mozart, Operettenarien, bzw. auch Walzer-, Polka- oder Schrammelmusik beschallt, wobei die Lautsprecher direkt im Tank angebracht sind.
Nach Meinung der beiden hat das ungewöhnliche Verfahren keinesfalls einen esoterischen Hintergrund, sondern konkrete Auswirkungen auf die Hefestämme, die Dauer und Intensität der Gärung sowie das Mundgefühl. Anwendung findet diese Methode in unterschiedlicher Ausprägung bzw. Anwendung bei vereinzelten Weinen durch die Weingüter Mayer Vitikultur, Meßmer Herbert, Ott Stefan, Pretterebner Rolf und Zeilinger-Wagner. Diese verwenden Werke verschiedener Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms und Miles Davis.
Die beiden Erfinder begründen die angeblichen Einflüsse wie folgt: „Die Schallwellen ersetzen die Eigenenergie, die die Hefe braucht, um sich zu bewegen. Auch deren Form verändert sich. Unter dem Mikroskop zeigt sich, dass die Hefestämme keine Ketten mehr bilden, sondern dass sie rund sind und frei schweben. Sie bieten damit mehr Ober-, sprich Reaktionsfläche. Durch die Beschallung bekommt die Hefe mehr Treibstoff, um besser zu arbeiten.“ Als angeblicher Beweis dient ein einzelner Versuch am Klosterneuburger Weinbauinstitut. Dort wurde ein Grüner Veltliner des Jahrgangs 2009 beschallt. Die beschallte Probe habe höhere Glycerinwerte gehabt als die unbeschallte. Und der Restzuckerwert sei mit 0,2 Gramm deutlich niedriger gewesen als beim Vergleichswein (0,49 g), bei gleichem Alkoholgehalt. Die Weine sind extrem trocken, sowie viel extraktreicher und fülliger.
Das zitierte Klosterneuburger Weinbauinstitut meint jedoch, dass es sich bei besagtem Experiment lediglich um einen einzigen Vorversuch gehandelt habe. Daher seien auch keine wisenschaftlich begründeten Aussagen zulässig, ob die Proben-Unterschiede tatsächlich auf die Beschallung zurückzuführen sind und alles nur Annahmen aufgrund einer einmaligen Momentaufnahme seien (Zitatende). Möglicherweise üben die physikalisch wirkenden Schallwellen tatsächlich irgendeine Wirkung aus, da der Most ja dadurch „bewegt“ wird.
Die Qualität der Musik hat aber ganz sicher keinerlei Zusammenhang mit einer möglichen besseren Weinqualität. Vielleicht wirken ja von der Unter-Staudenbacher Feuerwehrkapelle gespielte Volksweisen sogar besser als eine von den Wiener Philharmonikern vorgetragene Beethoven-Symphonie. Da es keine wissenschaftlich begründeten Fakten durch Langzeitversuche gibt, ist der Erfolg solcher Methoden nicht seriös beurteilbar. Musikbeschallung wird auch unter anderem im Rahmen des sogenannten Bioenergetischen Weinbaus eingesetzt.
Siehe zum Themenkomplex auch unter den Stichwörtern Astrologie, Bauernregeln (Bauernkalender), Brauchtum im Weinbau, Esoterik bei der Weinbereitung, Mondphasen, Trinksprüche und Zitate berühmter Persönlichkeiten.
Musiknoten: Pixabay
Fasskeller: Weingut Bassermann-Jordan
Es gibt unübersichtlich viele Quellen im Web, bei denen man sich Wissen über Wein aneignen kann. Doch keine hat den Umfang, die Aktualität und die Richtigkeit der Informationen des Lexikons von wein.plus. Ich benutze es regelmäßig und verlasse mich darauf.
Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen