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Lexikon
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In erster Linie wird mit diesem Begriff der Name für eine Rebsorte assoziiert. Tatsächlich handelt es sich um einen Überbegriff für verschiedene Spielarten, Kreuzungen bzw. Neuzüchtungen mit Muskateller-Beteiligung und auch gar nicht so selten nicht miteinander verwandten Rebsorten. Man kann deshalb auch nicht von einer Sortengruppe und schon gar nicht Muskateller-Familie sprechen (dasselbe Phänomen gilt übrigens auch für die vier Namensgruppen Lambrusco, Malvasia, Trebbiano und Vernaccia). Es gibt Muskateller-Sorten mit Beeren in allen erdenklichen Farbschattierungen von weiß, gelb, grau, grün, rosa, rot, braun, violett, blau und schwarz. Nach einer der zahlreichen Hypothesen soll die Sorte bereits um 3.000 v. Chr. den Ägyptern und Persern bekannt gewesen sein, wofür manchmal auch Wandmalereien als Indiz genannt werden. Dafür fehlen aber jegliche, stichhaltige Beweise, denn mit solchen bildlichen Darstellungen ist eine Identifikation selbstverständlich nicht möglich.

Muscat Blanc - Traube Muscat Blanc, Blatt, Trauben Muscat Gris/Rouge und Muscat Noir

Abstammung

Die Abstammung ist jedenfalls unbekannt, vermutlich sind die Elternsorten bereits ausgestorben. Als wahrscheinliche Herkunft wird Griechenland oder Italien angesehen. Dafür spricht, dass es in beiden Ländern Nachkommen und verwandtschaftliche Beziehungen zu anderen Sorten gibt. Demnach wurde sie möglicherweise von den Griechen nach Europa gebracht und von den Römern in ihrem Herrschaftsbereich verbreitet. Angeblich waren bereits die Kaiser Karl der Große (742-814) und Friedrich I. Barbarossa (1122-1190) große Muskatellerverehrer. Dass Muskatellerwein im Nibelungenlied erwähnt wird, scheint eine Mär zu sein, denn im Anfang des 13. Jahrhunderts entstandenen mittelhochdeutschen Original steht nichts davon.

Eigenschaften

Der Name bezieht sich auf den typischen Geruch/Geschmack der Trauben bzw. des Weines, den Muskatton. Über die Bedeutung gibt es aber mehrere Varianten. Da es sich um eine sehr alte, möglicherweise bereits in der Antike bekannte Rebsorte handelt, soll damit das Lateinische „musca“ (Fliege) gemeint sein, weil der intensive Duft Insekten anzieht. Das wird dann auch mit der von Columella (1. Jhdt. n. Chr.) und Plinius dem Älteren (23-79) erwähnten antiken Vitis apiana in Verbindung gebracht. Andere Hypothesen nennen die Städte Muscat im Sultanat Oman oder Moschat, heute ein Vorort von Athen.

Es gibt ein Indiz, dass der Name sich nicht von der Muskatnuss ableitet, denn dieses Magnoliengewächs wurde erst nach 1500 von den Portugiesen von den Banda-Inseln nach Europa gebracht. Der Name Muscat/Muskateller wurde aber schon früher verwendet. Für den typischen Muskatton sind zwei Ursachen/Stoffe verantwortlich, nämlich Muskatnuss und Moschus. Solche Aromen kommen auch bei anderen Sorten wie z. B. Traminer vor, die alle zu den Bukettsorten gezählt werden.

Muskateller-Sorten

Sorten unter diesem Namen sind in alten Dokumenten vieler Länder zu finden. Die erste Erwähnung erfolgte um das Jahr 1230 durch den Naturforscher Bartholomaeus Anglicus (1190-1250) in seinem Werk „De proprietatibus rerum“, in dem er von „Wein, der aus Muscattrauben extrahiert wurde“ berichtet. Der berühmte Petrus de Crescentiis (1230-1320) erwähnte in seinem Werk „Ruralia Commoda“ eine Tafeltraube „Muscatellus“ (Italien). Weitere Berichte gibt es von Sorten namens Muscat (1394 in Frankreich), Muscatel (1513 in Spanien), Muscatelli (1536 in der Schweiz) und Muscateller (1546 in Deutschland); letztere durch den Botaniker Hieronymus Bock (1498-1554) in seinem „Kreütter Buch“. Im deutschsprachigen Raum wird oft zwischen Gelber Muskateller bzw. Weißer Muskateller (Muscat Blanc) und Roter Muskateller (Muscat Gris und/oder Muscat Rouge) unterschieden und in Deutschland in den Statistiken sogar extra ausgewiesen. Die wichtigsten Muskateller-Sorten:

Synonyme und Homonyme

Das sind aber bei weitem nicht alle. Im Weinlexikon sind rund 150 Muskateller-Sorten enthalten. Der Begriff „Muskat/Muscat“ ist als Namensteil in vielen Rebsortennamen bzw. Synonymen und Homonymen in den jeweiligen Landesprachen enthalten, obwohl es sich nicht immer um Muskatellersorten handelt. Das sind unter anderem Meski (Tunesien); Misket (Bulgarien); Moscatel (Spanien, Portugal); Moscato, Moscatello (Italien); Moschato, Moschoudia, Muskuti (Griechenland); Muskat, Muskateller (Deutschland, Österreich); Muskotály (Ungarn). Speziell Muscat Blanc und Muscat d’Alexandrie waren oft entweder Vorfahre bei natürlichen Kreuzungen oder Kreuzungspartner bei Neuzüchtungen (die Sorten sind dort angeführt).

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)

Stimmen unserer Mitglieder

Andreas Essl

Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.

Andreas Essl
Autor, Modena

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