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Umgangssprachliche Bezeichnung (auch Artisan Wine, Naked Wine, Vin Nature oder allerdings weinrechtlich nicht zulässig Naturwein) für auf eine bestimmte Art hergestellte Weine, die zur Gruppe der Alternativweine zählen. Dazu gehören auch der Raw Wine und der Orange Wine. International gesehen sind „Natural Wines“ der thematische Überbegriff, unter dem sich auch „Raw Wines“ einordnen lassen können. Die schäumenden Produkte werden als Pétillant Naturel oder Pét Nat bezeichnet. Die Anfänge der Natural-Wine-Bewegung liegen im Frankreich der 1980er-Jahre. Als Pioniere gelten vor allem die beiden Winzer Jules Chauvet (1907-1989) und Jacques Néauport. Diese begannen zu experimentieren, wie man Wein ohne Einsatz von Antioxidationsmitteln und Schwefel sowie mit so wenig wie möglich Eingriffen im Keller herstellen kann. 

Natural Wine - Graphik

Regeln

Seitdem hat sich „vin nature“ zu einer Gegenkulturbewegung entwickelt, die sich der Homogenisierung, Industrialisierung und der Kultur der Parkerisierung (Einheitsweine, um einem bestimmten Muster bzw. von vielen Konsumenten gewünschten Geschmack zu entsprechen) entgegengestellt, welche die 1990er- und 2000er-Jahre dominierte. Die Produktion basiert auf Grundsätzen des Biologischen oder Biodynamischen Weinbaus (egal ob mit oder ohne Zertifizierung). Die Kellerarbeiten erfolgen nach dem nichtinvasiven Grundsatz „so viel wie notwendig, so wenig wie möglich“. Ziel ist es, den Wein möglichst wenigen physischen Belastungen auszusetzen bzw. die Typizität von Rebsorte und Terroir zu betonen. Ebenso bezieht sich das aber auch auf Weinbergsbewirtschaftung wie zum Beispiel ein minimaler Rebschnitt. Die einzelnen Regeln im Detail:

Diese Aufstellung ist aber als Bruttokatalog zu verstehen. Inzwischen gibt es einige Erzeugerorganisationen, deren Regeln mehr oder weniger recht unterschiedlich sind. Dazu zählen vor allem die vom Kultwinzer Nicolas Joly gegründete biodynamische Winzervereinigung La Renaissance des Appellations in Frankreich sowie „Triple A“ und „ViniVeri“ in Italien. 

Weinrecht

Diese Weinkategorie ist jedoch nicht unumstritten. Kritiker behaupten, dass damit angestrebt bzw. erreicht wird, mögliche Weinfehler „salonfähig“ zu machen. Ein trüber Wein mit auffälligem Depot reicht normalerweise aus, um einem Wein Qualität abzusprechen. Natural Wines können auch einen höheren Gehalt an Brettanomyces oder flüchtigen Säuren aufweisen. Ersteres wird von manchen Konsumenten als „besonderer Geschmack“ vor allem bei Rotweinen geschätzt.

Es gibt (noch) keine EU-weite weingesetzliche Definition für die alternativen Weintypen, aber in einigen Ländern länderspezifische Regelungen. Mit einer Gesetzesnovelle 2018 wurde in Österreich die Verwendung der Begriffe „Orangewine“ und „Natural Wine“ rechtlich geregelt. Bei Landwein sind eine Trübung und eine oxidative Note nicht als Weinfehler anzusehen; der Wein ist verkehrsfähig, wenn er die Zusatzbezeichnungen „Orangewein“ oder „orangewine“ trägt. Ausschließlich biologisch wirtschaftende Betriebe dürfen die Zusatzbezeichnung „natural wine“ statt „Orangewein“ angeben.

Bei diesen Weinen darf keine Anreicherung zur Erhöhung des natürlichen Alkoholgehaltes, keine Süßung und kein Zusatz von Weinbehandlungsmitteln außer Bentonit und schwefliger Säure erfolgen. Angaben wie zum Beispiel „Naturwein“ sind bei sämtlichen Weinen nicht zulässig. Bei Schaumwein (nicht bei Qualitäts-Sekt, Champagner etc. ) und Perlwein sind eine Trübung und eine oxidative Note nicht als Weinfehler anzusehen und sind verkehrsfähig, wenn sie die Zusatzbezeichnung „Pétillant naturel“ („Pét Nat“) tragen. Die Vorschrift ist ebenso auf die niedrigste Qualitätsstufe (Wein mit oder Angabe von Rebsorten und Jahrgang und ohne nähere Herkunftsbezeichnung als Österreich) anwendbar. 

weiterführende Informationen

Siehe bezüglich der Produktion von alkoholischen Getränken unter Champagner (Schaumweine), Destillation (Destillate), Spirituosen (Typen), Weinbereitung (Weine und Weintypen) und Weingesetz (weinrechtliche Belange).

Graphik: © 2022 - Norbert F. J. Tischelmayer
Quelle: Österreich Wein Marketing GmbH 

 

Stimmen unserer Mitglieder

Dr. Christa Hanten

Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.

Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien

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