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Lexikon
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Nebbiolo

Die rote Rebsorte stammt aus Italien. Die rund 100 Synonyme bezeugen das hohe Alter und die weite Verbreitung in Italien aber auch in vielen anderen Ländern. Die wichtigsten sind zahlreiche Bezeichnungen mit Nebbiolo und ergänzendem Namensteil wie unter anderem Nebbiolo del Piemonte, Nebbiolo di Barbaresco, Nebbiolo di Campione und Nebbiolo di Nizza, sowie Barbesino, Barolo, Brunenta, Bruneta, Chiavennasca, Farinella, Femmina, Lampia, Marchesana, Martesana, Melasca, Melaschetto, Melascone, Michet, Monferrina, Morsano di Caraglio, Nibio, Nibiol, Nubiola, Nubiolum, Picotender, Picotendre, Picotendro, Picotèner, Picotenero, Picoutendro, Picoutendro Maschio, Picoutener, Picutener, Poctener, Pruinè, Prunent, Pugnet, Prunent, Rossetta, Spagna, Spana, Spana Commune, Spana Piccola, Spanna, Spanna Grossa, Tandis und Uva Spana.

Abstammung

Sie darf trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer oder Namens-Ähnlichkeiten nicht mit den Sorten Chatus (Nebbiolo di Dronero, Nebbiolo Pairolè), Croatina (Nebbiolo di Gattinara), Dolcetto (Nebbiolo), Freisa oder Nebbiolo Rosé verwechselt werden. Bei der weißen Sorte Arneis (mit Synonym Nebbiolo Bianco) handelt es sich um keine farbliche Mutation (oder umgekehrt). Es gibt vier verschiedene Nebbiolo-Spielarten/Klone:

  • Nebbiolo Bolla – einstmals sehr verbreitet, fallende Tendenz
  • Nebbiolo Lampia – am meisten verbreitet
  • Nebbiolo Michet – durch GFLV-Virus (Reisigkrankheit) veränderte Nebbiolo Lampia
  • Nebbiolo Rosé – morphologisch sehr unterschiedlich; ein direkter Nachkomme

Gemäß im Jahre 2004 erfolgten DNA-Analysen haben sich die ersten drei als genetisch identisch erwiesen. Bei Nebbiolo Rosé gibt es jedoch erhebliche Unterschiede. Die Abstammung der Nebbiolo ist unbekannt, zumindest ein Elternteil ist wahrscheinlich bereits ausgestorben. Gemäß den DNA-Analysen bestehen Beziehungen zu vielen Sorten aus dem Piemont und der Lombardei, weshalb Nebbiolo als Leitsorte gilt. Die Sorte Bubbierasco entstammt einer Kreuzung Nebbiolo x Bianchetta di Saluzzo. Eine Eltern-Nachkommen-Beziehung gibt es mit den Sorten Brugnola, Freisa, Nebbiolo Rosé, Negrera, Neretto di Bairo, Pignola Valtellinese, Rossola Nera und Vespolina. Einer davon könnte also ein Elternteil der Nebbiolo gewesen sein, alle anderen sind direkte Nachkommen. Nebbiolo war auch Kreuzungspartner der Neuzüchtungen Bric und Rubin Bolgarskii.

Nebbiolo - Weintraube und Blatt

Die von Plinius dem Älteren (23-79) erwähnte „Spionia“ (Spanna) wird als möglicher Vorfahre genannt, wofür es aber keine Belege gibt. Jedenfalls handelt es sich um eine sehr alte Rebsorte, die ab dem 13. bis zum 19. Jahrhundert in vielen Dokumenten im Piemont in den Schreibweisen Neblorii, Nebiolo, Nubliolio, Nibiolii, Nebiolus und Nebiolio, sowie Chiavennasca, Prünent, Picotendro und Spanna genannt wird. Unter anderem bezeichnete der mittelalterliche Autor Petrus de Crescentiis (1230-1320) im Jahre 1303 die Traube als „köstlich“ und den Wein daraus mit „exzellent“. Die besondere Stellung der Sorte belegt eine Satzung der Gemeinde La Morra aus 1431. Darin wird jedem eine hohe Geldstrafe und im Wiederholungsfall sogar der Verlust der rechten Hand angedroht, der nur eine einzige Nebbiolo-Traube aus dem Weingarten abschneidet.

Eigenschaften

Die sehr spät reifende Rebe ist auf Grund des frühen Austriebs empfindlich gegen Spätfrost. Der Name leitet sich vom italienischen Wort für Nebel (nebbia) oder Schnee (neve) ab. Er bezieht sich wie das Synonym „Prunent“ auf den weißgrauen Wachsbelag (Duft) der Beeren. oder nach anderer Version den Nebel, den es beim späten Reifwerden bei der Weinlese geben kann. Bei feuchtem Blühwetter neigt sie zum Verrieseln. Am besten gedeiht sie in sonnenreichen Gebieten auf Kalkmergelböden. Die Sorte erbringt säure- und tanninbetonte Rotweine mit Aromen nach Schokolade, Veilchen, Kirschen, Lakritze und Rosen, die hohes Alterungspotential aufweisen. Nebbiolo wird zu den Cépages nobles (besten Sorten) gezählt. 

Anbauflächen

Das Potential dieser Sorte wurde vom französischen Önologen Louis Oudart Mitte des 19. Jahrhunderts erkannt, als er den trockenen Stil der heute berühmten DOCG-Weine Barbaresco und Barolo kreierte. Bis dahin wurde sie nämlich hauptsächlich süß ausgebaut. In Italien wird sie heute vor allem in den Regionen Aostatal, Lombardei und Piemont (hier oft unter Chiavennasca oder Spanna) kultiviert. Dort ist sie oft mit hohem Anteil u. a. in den DOC/DOCG-Weinen Albugnano, Barbaresco, Barolo, Boca, Bramaterra, Canavese, Carema, Colline Novaresi, Coste della Sesia, Fara, Gattinara, Ghemme, Langhe, Lessona, Nebbiolo d’Alba, Roero, Sizzano und Valtellina enthalten. Die Anbaufläche in Italien beträgt insgesamt 7.551 Hektar.

Weitere Länder in Europa sind Frankreich (1 ha), Österreich, Rumänien (0,2 ha), Schweiz (2 ha) und Spanien (0,1 ha). In Übersee sind dies Argentinien (32 ha), Australien (107 ha), Brasilien (0,4 ha), Chile (11 ha), Kanada (0,2 ha), Mexiko (180 ha), Neuseeland (1 ha), Südafrika (24 ha), Uruguay (25 ha) und USA (63 ha). Im Jahre 2016 wurden insgesamt 7.997 Hektar Rebfläche ausgewiesen. Sie liegt damit im weltweiten Rebsortenranking auf Rang 87 (Statistik Kym Anderson).

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)

Stimmen unserer Mitglieder

Markus J. Eser

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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

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