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Orléans (Rebsorte)

Die weiße Rebsorte stammt aus Deutschland. Synonyme bzw. farbliche Spielarten sind unter anderem Gelber Orléans, Gros Riesling, Grüner Orléans, Hartheunisch, Harthengst, Orleaner, Orléans Jaune, Orléanstraube, Orleanzer, Orlänzsch, Weißer Wälscher und Weißer Orléans. Das Attribut „hart“ bezieht sich auf die dickschaligen Beerenhäute der ertragreichen Rebe. Sie erbringt alkohol- und körperreiche, säurebetonte Weißweine mit vielfältigen Aromen nach getrockneter Aprikose, Kräutern, Heu und Bienenwachs. Gemäß DNA-Analysen gibt es keine (früher vermutete) Verbindung zur Sorte Heunisch (Gouais Blanc), obwohl scheinbar einige Synonyme darauf hinweisen. Nach einer Hypothese von Lambert von Babo (1790-1862) soll sie auf Geheiß von Kaiser Karl dem Großen (742-814) aus Orléans eingeführt und am Rüdesheimer Berg angepflanzt worden sein, der später auch „Berg Orléans“ hieß. In der Gegend von Orléans wurden aber nie Sorten dieses Namens erwähnt.

Orléans (Rebsorte) - Weintraube und Blatt

Herkunft

Die Sorte gehört zu den am frühesten nachgewiesenen fränkischen Sorten. Eine erstmalige Erwähnung erfolgte durch den Botaniker Hieronymus Bock (1498-1554) 1539 in seinem „Kreütter Buch“ als Harthinsch. Sie war früher in Deutschland weit verbreitet und wurde häufig im Mischsatz gemeinsam mit anderen Sorten wie Elbling, Weißer Heunisch (Gouais Blanc), Riesling, Ruländer (Pinot Gris), Silvaner und Traminer angebaut. Die Rebe war auf Grund des Ertrag-Reichtums sehr beliebt. Friedrich Bassermann-Jordan (1872-1959) schreibt in seinem bekannten Buch „Geschichte des Weinbaus“, dass dann der Riesling die ursprünglich am Rhein beheimateten Sorten Trollinger (Schiava Grossa) und Orléans verdrängt habe.

Gemäß dem „Weinbuch“ des Agrarwissenschaftlers Dr. Wilhelm Hamm (1820-1880) aus dem Jahre 1865 war die Sorte Orléans bis Mitte des 19. Jahrhunderts in vielen prominenten Lagen in der Pfalz angepflanzt. Die Forster Einzellagen Jesuitengarten, Kirchenstück und Ungeheuer waren mit einem Mischsatz aus den Sorten Orleans, Traminer und Riesling bestockt. Der von Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) erwähnte legendäre 1811er Kometenwein war also vermutlich kein sortenreiner Riesling. Auf Schloss Johannisberg kamen 1857er-Orleansweine noch zur Auktion. Der letzte bekannte Orleanswein wurde 1921 in Rüdesheim gekeltert. Danach wurden die letzten Weingärten gerodet und die Sorte galt lange als ausgestorben.

Reaktivierung

Erst in den 1980er Jahren gelang es Helmut Becker (1927-1989) in Geisenheim aus verwilderten Stöcken am Rüdesheimer Berg die Sorte wieder zu züchten. Anfang der 1990er-Jahre erfolgten Versuchs-Pflanzungen in Laumersheim (Pfalz), wobei als Basis sieben alte Rebstöcke aus dem Zisterzienser-Kloster Eberbach verwendet wurden. Der Rüdesheimer Winzer Bernhard Breuer legte 1995 und 1996 einen kleinen Weinberg mit 500 Stöcken an. Der Jungfernwein kam im Jahre 2002 auf den Markt und war eine weinhistorische Rarität. Ebenso wird ein Wein aus der Sorte Orléans vom Weingut Knipser (Anbaugebiet Pfalz) erzeugt. Im November 2008 wurden vom Biologen Andreas Jung in der Einzellage Kloster Disibodenberg des Weinguts Racknitz (Anbaugebiet Nahe) fünf verwilderte alte Stöcke des Orléans gefunden, die vermutlich über 500 Jahre alt sind und damit zu den ältesten Reben weltweit zählen. Im Jahre 2016 wurden aber keine Bestände ausgewiesen (Statistik Kym Anderson).

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)

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Roman Horvath MW

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Roman Horvath MW
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