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Parker Robert

Der aus Baltimore/USA stammende Anwalt Robert McDowell Parker jr. (*1947) war einige Jahrzehnte einer der einflussreichsten Weinjournalisten und Weinkritiker der Welt. Ende der 1970er-Jahre entmachtete der damals in der Weinwelt Unbekannte die tonangebenden britischen Weinjournalisten. Angeblich war seine „Nase“ (Verkostungsvermögen) auf eine Million Dollar versichert, deshalb wurde er „The Million Dollar Nose“ oder „Wine Pope“ genannt. Den Anstoß für die Beschäftigung mit Wein war eine Reise im Alter von 20 Jahren in das Elsass.

The Wine Advocate

Im Jahre 1978 erschien die erste Ausgabe der seitdem zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift The Wine Advocate, in der Beurteilungen über einzelne Weine enthalten sind. Heute gibt es über 45.000 Abonnenten in rund 40 Ländern weltweit. Im Jahre 2013 verkaufte Parker Anteile an eine von Soo Hoo Khon Peng repräsentierte Investorgruppe aus Singapur und zog sich aus der Chefredaktion des Wine Advocate zurück. Seine Nachfolgerin ist die US-Journalistin Lisa Perrotti-Brown. Mai 2019 erfolgte der endgültige Rückzug von Robert Parker.

Wine Advocate - Robert Parker und Rating-Tabelle

100-Punkte System

Für die Weinbewertung führte Parker das in den US-Schulen übliche 100-Punkte-System ein, was dann durch seinen stark zunehmenden Einfluss zum internationalen Standard wurde. Seine Zielsetzung war, „ein Anwalt des Konsumenten“ zu sein, der im Gegensatz zu vielen Weinautoren in keiner Weise im Weinhandel verbunden war und dadurch keinerlei Interessens-Konflikte hatte. Parker erfuhr erstmals weltweite Aufmerksamkeit, als er den 1982er von Bordeaux als herausragenden Jahrgang ausrief. Dies war völlig konträr zur Meinung vieler Kollegen, nach deren Ansicht das Jahr viel zu säurearm ausgefallen war. Es gab eine lange Debatte, ob 1982 denn ein alterungsbeständiges Jahr sei oder nicht.

Wiederverkostung

Da sich ja ein Wein während bei der Alterung bzw. der Flaschenreifung kontinuierlich verändert bzw. weiterentwickelt, belässt es Parker nicht bei einer einmaligen Bewertung, sondern führt stadardmäßig Wiederverkostungen durch. Der neueste Jahrgang wird „en Primeur“ im April-Heft mit einer Punktespanne (zum Beispiel 92 bis 96 Punkte) bewertet, dies sind Parkers „first thouhgts“ (erste Gedanken). Ein Jahr später bewertet Parker den Jahrgang erneut „prior to bottling“ und dann mit Erscheinen der Weine auf dem Markt noch ein Mal „from the bottle“.

Darüber hinaus kann es durchaus der Fall sein, dass bei der Bewertung eines Weines ältere Jahrgänge des gleichen Weines noch ein weiteres Mal erwähnt und bewertet werden. Eine Zusammenfassung der Wine-Advocate-Bewertungen erfolgt im „Parker`s Wine Buyer’s Guide“. Dieser erscheint in unregelmäßigen Abstanden, bis jetzt in den Jahren 1987, 1989, 1993, 1995, 1999, 2002 und 2007. Im Durchschnitt werden darin etwa 8.000 Weine bewertet, darunter nur sehr wenige deutsche und noch weniger österreichische (die Tendenz ist aber steigend).

Parker Robert - im Weinkeller

Schwerpunkt französische Weine

Parkers besonderes Interesse galt eindeutig französischen Weinen, über die er mehrere erfolgreiche Bücher schrieb. 1985 erschien „Bordeaux“, 1987 „The Wine of the Rhône Valley and Provence“ und 1990 „Burgund“. Parker verkostete in seiner aktivsten Zeit regelmäßig über 100 Weine per Tag, was sich dann später durch Vergrößerung seines Teams stark reduzierte. Im Zeitraum 1978 bis 2010 waren es insgesamt rund 300.000 vom Team verkostete Weine. Nur rund 160 davon bekamen die Höchstbewertung mit 100 Punkten. Es ist ein Phänomen, dass gut bewertete Weine nach Bekanntgabe der Bewertung beträchtlich im Preis gestiegen sind (was sich auch nach Parkers Rückzug nicht änderte).

Kritik an der Bewertung

Seine Kritiker kreideten ihm an, dass er säurearme, fruchtbetonte Weine (Fruchtbomben) oder Weine mit hohem Alkoholgehalt und ausgeprägten Tanninen bevorzuge. Parker selbst bestritt dies immer. Dies führte dazu, dass viele Weingüter ihre Techniken im Weinberg und Keller auf den „Parker-Stil“ änderten. Dies Phänomen wird als Parkerisieren bezeichnet. Die Bewertungen sind deshalb nicht unumstritten, aber es ist Faktum, dass er die Weinwelt positiv beeinflusst hat. Der 2004 gezeigte Dokumentarfilm „Mondovino“ vom Us-Filmemacher Jonathan Nossiter zeigt die Auswirkungen der Globalisierung. Darin werden Robert Parker und der befreundete Berater Michel Rolland (*1947) als diabolische Protagonisten einer weltweiten Weinuniformierung (Coca-Cola-Weine) dargestellt.

großer Mitarbeiterstab

Schließlich konnte er nicht mehr alleine die Vielzahl der Weine persönlich verkosten, sondern bediente sich der Hilfe von Mitarbeitern, die für bestimmte Länder bzw. Regionen verantwortlich sind. Ea gab häufig personelle Veränderungen. Ende 2014 bestand die Crew aus Jeb Dunnuck, Luis Gutierrez, Monica Larner, Neal Martin, Lisa Perrotti-Brown, Stephan Reinhardt, David Schildknecht und Mark Squires. Parker selbst hatte sich Bordeaux und Nordkalifornien vorbehalten. Früher tätig für Parker waren unter anderem Antonio Galloni, Jay Miller, Daniel Thomases und Pierre Rovani.

Ehrungen

Parker bekam für seine Leistungen viele Ehrungen und Auszeichnungen. Das waren 1992 der Orden „Chevalier de l’Ordre du Mérite National“, 1993 der „Wine and Vine Communication Award“ von Moët Hennessy (LVMH) für seine französischen Ausgaben über Burgund und Bordeaux und 1995 die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Châteauneuf-du-Pape im Rhônetal. Der Höhepunkt war dann das im Jahre 1999 vom französischen Präsidenten Jacques Chirac (1932-2019) unterzeichnete Dekret, das Parker zum Ritter der Ehrenlegion erhob. Siehe auch unter Weinbaupersönlichkeiten.

alle Bilder: The Wine Advocate

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Thorsten Rahn

Das Weinlexikon hilft mir, auf dem Laufenden zu bleiben und mein Wissen aufzufrischen. Vielen Dank für dieses Lexikon das an Aktualität nie enden wird! Das macht es so spannend, öfter vorbeizuschauen.

Thorsten Rahn
Restaurantleiter, Sommelier, Weindozent und Autor; Dresden

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