Bezeichnung (Jungfernfrüchtigkeit, grch. parthenos = Jungfrau und karpos = Frucht) für die eingeschlechtliche Fortpflanzung bzw. Fruchtentwicklung ohne vorherige Befruchtung bei Pflanzen, die ohne Bildung von Samen bzw. Kernen erfolgt. Das Phänomen kommt auch bei Tieren, wie zum Beispiel der Reblaus vor und wird als Parthenogenese (Jungfernzeugung) bezeichnet. Durch bestimmte Hormone wird der unbefruchteten Eizelle eine Befruchtungssituation vorgespielt, worauf diese sich zu teilen beginnt und zu einem Organismus heranreift. Bei Pflanzen wird zwischen durch äußere Reize ausgelöster induktiver/stimulativer, spontan auftretender vegetativer, sowie Scheinparthenokarpie (Stenospermokarpie) unterschieden.
Die Neigung wird durch günstige Umgebungsbedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit gefördert. Induktive Parthenokarpie wird durch mechanischen Reiz des Fruchtblatts der Blüte ausgelöst. Sie kann auch als Folge von Blütenfrösten entstehen, wenn zwar die Samenanlage zerstört wird, das Fruchtknotengewebe aber intakt bleibt. Häufig ist die Echte Parthenokarpie bei Ananas, Äpfeln, Bananen, Birnen (siehe im Bild), Feigen und Zitrusfrüchten. Die Früchte weisen typischerweise keine oder nur rudimentär angelegte Samen auf. Parthenokarpie wird auch künstlich durch die Behandlung der Blüten mit Auxinen (Hormonen) herbeigeführt. So werden kernlose (kernarme) Auberginen, Gurken und Tomaten gezogen.
Vollkommen kernlose Weintrauben sind ein Zufallsprodukt, bzw. eine Laune der Natur. Fast alle traditionell gezüchteten kernlosen Traubensorten, wie das bei Tafeltrauben erwünscht ist, sind aber nicht gänzlich ohne Kerne. Neben einigen parthenokarpen (kernlosen) Beeren findet man einen hohen Anteil an Beeren mit verkümmerten, ganz weichen Kernen, die man deshalb beim Verspeisen gar nicht spürt. Die Bezeichnung lautet dann Stenospermokarpie. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird zwischen parthenokarpen und stenospermokarpen Samenanlagen nicht unterschieden und alle als „kernlos“ bezeichnet, obwohl „kernarm“ richtiger wäre. Kernlosigkeit ist aber kein statischer Zustand. Wenn das der Fall wäre, könnte man keine neuen kernlosen/kernarmen Rebsorten züchten, weil ja die Kerne für das Auskeimen des Sämlings unbedingte Voraussetzung sind (siehe auch unter Blüte). Das Verrieseln wird oft als Parthenokarpie bezeichnet. Dies ist aber falsch, weil bei der Weinrebe noch keine echte Jungfernfrüchtigkeit nachgewiesen werden konnte. Siehe zum Themenkomplex auch unter Weinrebe.
Birne: von Kopiersperre - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
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Dominik Trick
Technischer Lehrer, staatl. geprüfter Sommelier, Hotelfachschule Heidelberg