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Penfolds

Das Weingut wurde vom gebürtigen Engländer Dr. Christopher Rawson Penfold (1811-1870) und seiner Frau Mary im Jahre 1844 bei Adelaide im Barossa Valley (South Australia) gegründet. Es handelt sich damit um eines der ältesten australischen Weingüter. Der Arzt hatte in London Medizin studiert und war von der positiven medizinischen Wirksamkeit von Wein überzeugt. Mit aus Frankreich mitgebrachten Rebstöcken pflanzte er in Magill in der Nähe seines als „The Grange“ (kleiner Gutshof) bezeichneten Steinhauses den ersten Weinberg. Über hundert Jahre lang produzierte man hauptsächlich gespritete Weine im Sherry- und Portweinstil und Brandys, die zum Großteil nach England exportiert wurden. Nach dem Tod des Gründers übernahm seine Frau Mary die Leitung des Betriebes. Diese wurde 1884 von ihrer Tochter Georgina und deren Ehemann Thomas Hyland abgelöst. Im Jahre 1881 umfasste die Jahresproduktion bereits rund 500.000 Liter.

Penfolds - Magill Estate

Der Familienbetrieb wurde 1921 in eine Gesellschaft umgewandelt. Die Rebflächen wurden umfangreich erweitert. Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) wurden wieder vermehrt gespritete Weine im Sherry- und Portweinstil produziert. Nach dem Krieg übernahm Jeffrey Penfold Hyland die Leitung des Unternehmens und stellte die Produktion wieder auf Tafelweine um. Die Familie blieb 1976 an der Spitze des Unternehmens. In diesem Jahr wurde Penfolds von der Brauerei Tooth & Co übernommen, die es dann im Jahre 1982 an die Firma Adelaide Steamship verkauften. Diese verkauften schließlich alle ihre Weingüter 1990 an den Multi Southcorp. Dieser wurde dann 2005 vom Getränkemulti Foster’s übernommen, der im Mai 2011 alle Weinaktivitäten in eine eigene Firma namens Treasury Wine Estates auslagerte, zu der nun auch die ehemalige Penfolds-Gruppe gehört.

Neben dem Stammhaus in Magill wird ein zweites Weingut in Nuriootpa im Barossa Valley betrieben. Die Weintrauben werden von über 200 Vertragswinzern angeliefert, die eine Gesamtrebfläche von rund 500 Hektar bewirtschaften. Diese befinden sich weit verstreut in zahlreichen australischen Weinbaugebieten wie zum Beispiel Barossa Valley, Clare Valley, Coonawarra, McLaren Vale, Hunter Valley und Riverina. Jährlich werden eineinhalb Millionen Flaschen Wein produziert. Der berühmte Weinpionier Max Schubert (1915-1994) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Chefwinemaker des Weinguts. Er bereiste im Jahre 1950 Spanien, um sich bezüglich der Sherrybereitung zu informieren und besuchte auch Bordeaux in Frankreich. Von dort nahm er Erkenntnisse bezüglich neuer Gärtechniken und Barrique-Ausbau in die Heimat mit, um sie dort umzusetzen.

Penfolds - Porträts C. R. Penfold und Max Schubert

Er kreierte 1951 den berühmten „Penfolds Grange“. Der als „Grange“ oder als „Bin 95“ bezeichnete Rotwein gilt als einer der besten und teuersten Weine der Welt und wird als „Premier Cru der südlichen Hemisphäre“ bezeichnet. Bis 1989 hieß er „Penfolds Grange Hermitage“, der Zusatz wurde wegen EU-Bestimmungen weggelassen. Er wird aus einem hohen zumeist über 90% liegenden Anteil von Shiraz aus verschiedenen Lagen mit etwas Cabernet Sauvignon cuvéetiert. Manche Jahrgänge werden auch sortenrein produziert (z. B. 1951, 1952, 1963, 1999, 2000 und 2001). Der Ausbau erfolgt 18 Monate in kleinen Fässern aus amerikanischer Eiche, die Vermarktung erst nach zumindest dreijähriger Flaschenreifung. Die ursprünglich 1.800 Flaschen wurden damals nicht verkauft, sondern verschenkt oder zur Probe verwendet. Es wird vermutet, dass es noch 35 Flaschen gibt, davon 15 in vollständigen Jahrgangskollektionen. Bei Auktionen werden für Flaschen dieses Jahrgangs 1951 regelmäßig Rekordpreise erzielt, das waren 2004 mit AU$ 52.211 ($ 35.767) und 2021 sogar mit AU$ 142.131 (€ 88.000).

Max Schubert entwickelte ab Anfang der 1960er-Jahre für die Bezeichnung der Weine ein ausgeklügeltes System durchnummerierter Fässer, so genannter Bins (Bin = Behälter), für die Lagerung/Reifung von Weinen. Die Produktpalette von Penfolds umfasst neben dem berühmten Grange eine Reihe weiterer Rotweine, wie Bin 707, RWT (Red Winemaking Trial), St. Henri und Magill Estate. Der Bin 389 wird auch oft als „Baby Grange“ bezeichnet, da er in zuvor für den Grange benutzten Fässern reift. Im Jahre 1998 wurde der erste weiße „Grange“ unter dem Namen „Penfolds Yattarna Chardonnay“ produziert. Weiters werden auch kleine Mengen Liköre erzeugt. Das Weingut führt als einer der wenigen das Spezial-Service einer Neuverkorkung durch, bei dem beste Produkte bzw. Jahrgänge nach frühestens 25 Jahren sensorisch geprüft, im Bedarfsfall mit Originalwein dieses Jahrgangs aufgefüllt und neu verkorkt werden. Dies wird als „Penfolds Wine Clinics“ bezeichnet.

Penfolds - Kalimna Block 42 - Cabernet Sauvignon Rebstock 1880er-Jahre

Ein ganz spezielles Projekt des Hauses Penfolds ist „Ampoule“, das ist ein Wein aus dem Weinberg „Kalimna“ im Moppa-Bereich des Barossa Valleys. Am Rande dieses Weinbergs befindet sich der zehn acres (4 ha) große „Block 42“, der mit Mitte der 1880er-Jahre gepflanzten wurzelechten Cabernet-Sauvignon-Reben bestockt ist, die von der Reblaus verschont geblieben sind. Die Erträge von diesen uralten Rebstöcken sind äußerst gering. Die Trauben besitzen eine außergewöhnliche Aromatik und werden im Normalfall im Wein „Bin 707“ mitverarbeitet. Nur in ganz besonderen Jahren wird davon in kleinsten Mengen ein wahrlich exquisiter Rotwein gekeltert, was bislang nur in den Jahren 1953, 1961, 1963, 1964, 1996 und 2004 erfolgt ist. Vom Jahrgang 2004 wurden nur 12 Einheiten in ganz speziellen Behältern mit dem Flaschenvolumen von 0,75 Liter abgefüllt.

Der Wein aus zu diesem Zeitpunkt 120 Jahre alten Reben ist in einer mundgeblasenen, zylinderförmigen Glasphiole enthalten. Diese Phiole wiederum ist in einer langgestreckten, konisch geformten Glasskulptur in Form eines Senklots fixiert, die in einem Behälter aus Jarrah-Holz (eines der edelsten Hölzer überhaupt) untergebracht ist. Die 12 Behälter wurden von vier namhaften australischen Künstlern bzw. Designern in Handarbeit geschaffen. Die Herstellung ist auf YouTube in einem Video (zur Ansicht anklicken) zu sehen. Im August 2012 wechselte so eine Einheit um sagenhafte € 160.000 den Besitzer. Der Käufer war ein Stammgast des österreichischen Fünfsterne-Hotels „Jagdhof“ in Neustift (Stubaital, Tirol). Den Verkauf eingefädelt hat der Chefsommelier des Hauses Matthias Tanzer. Diese außergewöhnliche Kreszenz zählt zu den absolut teuersten Weinen der Welt.

C. R. Penfold: State Library of South Australia
alle anderen Bilder: Penfolds

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Sigi Hiss

Es gibt unübersichtlich viele Quellen im Web, bei denen man sich Wissen über Wein aneignen kann. Doch keine hat den Umfang, die Aktualität und die Richtigkeit der Informationen des Lexikons von wein.plus. Ich benutze es regelmäßig und verlasse mich darauf.

Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen

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