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Pestessig

Populäre Bezeichnung für eine „Medizin“ bzw. ein Abwehrmittel gegen die Pest. Die innere und äußere Anwendung von Essig gegen verschiedene Krankheiten und als Schutzmittel war schon in der Antike gebräuchlich. Nach einer der Versionen geht die „Erfindung“ des Pestessigs auf das Jahr 1720 zurück, als die Seuche in Südfrankreich wütete. Nach der Überlieferung zogen vier Diebe umher, die die Sterbenden und Toten ausraubten. Man sicherte ihnen Straffreiheit zu, falls sie das Geheimnis ihrer anscheinenden Immunität gegen die Epidemie preisgeben würden. Dies taten sie dann auch. Deshalb wird er auch Räuberessig, Vierräuberessig oder Giftessig; lat. Acetum pestilentiale prophylacticum genannt. Zum Schutz gegen Infektionskrankheiten sollte man sich mit dem Pestessig den Mund ausspülen, verschiedene Körperteile damit waschen oder ein paar Löffel davon täglich einnehmen. Außerdem trugen zum Schutz vor der Pest die Ärzte ein Ledergewand mit Überwurf und eine Maske. In dem schnabelartigen Fortsatz befanden sich Kräuter oder Essigschwämme zum „Filtern“ der Luft (mittleres Bild aus dem 17. Jhdt).

Pestessig - Schnabelmaske, Pestdoktor im Schutzgewand, Gemälde Die Pest

Die Rezeptur verbreitete sich schnell in ganz Europa. In England war der Pestessig als „The four Thieves Vinegar“, in Frankreich als „Vinaigre de quatre voleurs“ bekannt. Für den Pestessig sind viele Rezepturen überliefert. Meist extrahierte man Duftstoffe mittels Alkohol oder Weinessig und fügte Kampfer hinzu. Im Meyers Konversationslexikon Ausgabe 1888 wird angegeben, dass der Pestessig zum Räuchern bzw. zur Desinfektion von Krankenzimmern mit folgendem Rezept benutzt werde: „Man behandelt Wermut, Raute, Pfefferminze, Rosmarin, Salbei, von jedem 22,5g, Lavendelblüten 30g, Engelwurzel, Kalmuswurzel, Knoblauch, Zimt, Muskatnuß, Gewürznelken, von jedem 3,75g, mit 2kg Weinessig und 120g konzentriertem Essig, preßt nach einigen Tagen ab und setzt 11g Kampfer, in 30g Alkohol gelöst, hinzu.“ Siehe auch unter Brauchtum im Weinbau und Spezialweine.

Pesthaube: von Anagoria - Eigenes Werk, CC BY 3.0, Link 
Pestdoktor: von I. Columbina, Dr. Schnabel, Gemeinfrei, Link 
Die Pest: von Arnold Böcklin - Kunstmuseum Basel Gemeinfrei, Link

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Hans-Georg Schwarz

Als Ehrenobmann der Domäne Wachau ist es für mich der einfachste und schnellste Weg, bei Fragen in das wein.plus-Lexikon einzusteigen. Die Gewissheit, hier fundierte und aktuelle Informationen zu erhalten, machen die Benutzung zu einem unverzichtbaren Ratgeber.

Hans-Georg Schwarz
Ehrenobmann der Domäne Wachau (Wachau)

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