wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Pestizide

pesticidas (ES)
pesticide (F)
pesticide (GB)
pesticida (I)
pesticidas (PO)

Bezeichnung (lat. pestis = Seuche, caedere = töten) für chemische Substanzen, die lästige oder schädliche tierische und pflanzliche Lebewesen töten, vertreiben oder in Keimung, Wachstum oder Vermehrung hemmen. Dazu zählen im Bereich des Pflanzenschutzes die Pflanzenschutzmittel und im Bereich der Schädlingsbekämpfung die Biozide. Im engeren Sinne sind Pestizide Mittel zur Bekämpfung tierischer Schädlinge, wobei in diesem Sinn der Begriff vor allem in den englischsprachigen Ländern verwendet wurde (pests). Zum Teil werden die Pestizide mit den Insektiziden gleichgesetzt. Im weiteren Sinne werden als Pestizide jedoch sämtliche Pflanzenschutzmittel sowie die Mittel zur Schädlingsbekämpfung bezeichnet. Gemäß EU-Verordnungen gibt es eine Begriffsbestimmung für „Pestizid“, nach der sowohl Pflanzenschutzmittel als auch Biozid-Produkte darunterfallen. In den gesetzlichen Bestimmungen der deutschsprachigen Länder wird der Begriff „Pestizid“ aber nur selten verwendet. Im Bild links ein mittels konventionellen Pflanzenschutzes (chemisches Spritzmittel) behandelter Rebstock.

Pestizide - Traube, Totenkopf und Biene

Unterschied Pestizide und Biozide

Was ist nun eigentlich der Unterschied zum Begriff Biozide (bios = Leben, caedere = töten)? Unter Bioziden versteht man im engeren Sinne in der Schädlingsbekämpfung im nicht-agrarischen Bereich eingesetzte Wirkstoffe, Chemikalien und Mikroorganismen gegen Schadorganismen (wie Ratten, Insekten, Pilze, Mikroben), also Desinfektionsmittel, Rattengifte oder Holzschutzmittel. Beim Anbau von Pflanzen verwendete Produkte hingegen werden nicht nicht als Biozide, sondern als Pflanzenschutzmittel bezeichnet. Biozide werden zwecks Unterscheidung auch nichtlandwirtschaftliche Pestizide genannt.

Unter Biopestiziden versteht man nicht-synthetische Pflanzenschutzmittel. Im Vergleich zu chemisch-synthetischen Pestiziden zeichnet sie geringere Toxizität, höhere Selektivität, eine bessere Vereinbarkeit mit Biologischem bzw. Integriertem Pflanzenschutz aus. Ein solches Biopestizid wurde gegen das Bienensterben entwickelt und besteht aus dem Gift einer Vogelspinne und den giftigen Stoffen des Schneeglöckchens. Es hat im Gegensatz zu herkömmlichen Pestiziden (angeblich) keine negativen Auswirkungen auf die Bienen. Der Einsatz solcher Stoffe ist aber zumeist komplizierter und ein spezielles Know-how erforderlich. Im Weinbau gibt es Versuche, Biopestizide als Alternative zum Kupfersulfat einzusetzen.

Pestizide-Gruppen

Obwohl bezüglich der Zuordnung der vielen Wirkstoffe klar geregelte Bestimmungen existieren, wird in der Realität oft kein Unterschied gemacht, bzw. die Begriffe Biozide und Pestizide auch verwechselt oder gleichgesetzt. Ein Fungizid kann je nach Einsatzgebiet sowohl den Pestiziden als auch den Bioziden zugeordnet werden. Nach den Zielorganismen bzw. nach ihrer Wirkung auf bestimmte Lebewesen pflanzlicher, tierischer oder sonstiger Herkunft werden Pestizide wie folgt unterteilt:

Neben den gezielt gegen bestimmte Schädlinge bzw. Schadorganismen eingesetzten gibt es auch Kombinations-Pestizide mit einem sehr breiten Wirkungsspektrum. Der Zugang zum Organismus erfolgt über die Atemwege, als Fraßgift über den Magen und Darm, als Kontaktgift bei Insekten oder bei Pflanzen über die Blätter und Wurzeln. Die Wirkstoffe können anorganisch (Arsen-, Kupfer-, Schwefel-, Metallverbindungen), organisch-pflanzlichen Ursprungs (Nikotin, Pyrethrum, Neem-Samenextrakt), chemisch-synthetisch (Dichlordiphenyltrichlorethan = DDT, Hexa, Lindan, Round Up) oder aber auch biotechnologisch (Bacillus thuringiensis-Präparate) hergestellt sein. Als erstes chemisch-synthetisches Pflanzenschutzmittel gilt das im Jahre 1938 entwickelte Insektizid Nirosan, das zum Verbot von Arsen im Weinbau führte.

Anwendung

Zumeist werden sie mittels Lösungsmittel (Wasser) verspritzt oder versprüht oder auch als Staub oder in fester Form eingesetzt. Im Rahmen des Pflanzenschutzes zählt der Einsatz von chemisch-synthetischen Bioziden zu den konventionellen Verfahren. Solche chemischen Stoffe können aber (auch bei kontrollierter Anwendung) zu schweren Umweltschäden führen, die sich erst langfristig durch Störung des Ökosystems auswirken. Diese Schäden können sehr subtil sein, zum Beispiel dünnere, brüchige Schalen bei Vogeleiern, Orientierungs-Störungen bei Fischen, hormonelle Beeinflussung der Geschlechtsausprägung bis hin zur Ausrottung eines Nahrungsketteglieds, wobei Letzteres zu einer Kettenreaktion führen kann. Die synthetischen Stoffe sind hinsichtlich ihrer Auswirkungen im Naturhaushalt vollkommen unerprobt, die langfristigen Wirkungen nicht vorhersehbar.

Deshalb sind chemische Mittel in der öffentlichen Meinung zunehmend negativ unter Beschuss geraten. Man versucht, den Einsatz von Pestiziden auf das absolut notwendige Minimum zu reduzieren oder bestenfalls ganz zu verzichten. Es wird nur bei Befallsdruck gespritzt, wenn das Überschreiten der Schadensschwelle droht. Verstärkt kommen deshalb biotechnologische, umweltschonende Verfahren zum Einsatz. Im Rahmen der Ökologischen Landwirtschaft und des Biologischen Pflanzenschutzes sind chemische Mittel und damit auch Pestizide nicht zulässig. Beim Integrierten Pflanzenschutz werden sie nur dann eingesetzt, wenn ökologische Maßnahmen nicht greifen. Pestizide werden im Biologischen Weinbau nur in möglichst geringem Umfang, im Biodynamischen und Bioenergetischen Weinbau kaum oder nicht verwendet bzw. sind zum Teil sogar verboten.

weiterführende Informationen

Bezüglich der Produktion von alkoholischen Getränken siehe unter Champagner (Schaumweine), Destillation (Destillate), Spezialweine, Spirituosen (Typen), Weinbereitung (Weine und Weintypen) und Weingesetz (weinrechtliche Belange). Alle Arbeiten und Hilfsmittel im Weinberg während des Vegetationszyklus sind unter Weingartenpflege angeführt. 

Weintraube: Von Hans Braxmeier auf Pixabay
Totenkopf: Von OpenClipart-Vectors auf Pixabay 
Biene: Von rostichep auf Pixabay
Tunnelspritzgerät: Von Karl Bauer - eigenes Foto, CC BY 3.0 at, Link

Stimmen unserer Mitglieder

Hans-Georg Schwarz

Als Ehrenobmann der Domäne Wachau ist es für mich der einfachste und schnellste Weg, bei Fragen in das wein.plus-Lexikon einzusteigen. Die Gewissheit, hier fundierte und aktuelle Informationen zu erhalten, machen die Benutzung zu einem unverzichtbaren Ratgeber.

Hans-Georg Schwarz
Ehrenobmann der Domäne Wachau (Wachau)

Das größte Weinlexikon der Welt

26.381 Stichwörter · 46.989 Synonyme · 5.323 Übersetzungen · 31.715 Aussprachen · 202.661 Querverweise
gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER