wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Picolit

Die weiße Rebsorte stammt aus dem Grenzgebiet Italien (Gorizia)-Slowenien (Goricia). Es gibt über 30 Synonyme, einige davon sind Balafant, Kék Nyelli, Kiknyelue, Picciolito del Friuli, Piccoleto, Piccoleto Bianco, Piccolit, Piccolito, Piccolito Bianco, Piccolito del Friuli, Piccolito Friulano, Picolit Bianco, Piculit, Pikolit, Uva del Friuli, Weißer Pikolit, Weißer Blaustingel, Weißer Ranful. Die Abstammung (Elternschaft) ist unbekannt. Gemäß mehreren DNA-Analysen wurden die zwei bis dahin oft als identisch angesehenen ungarischen Sorten Balafánt und Kéknyelű als eigenständig erkannt. Bei der roten Sorte Piculit Neri (Picolit Nero) handelt es sich nicht (wie öfters vermutet) um eine farbliche Mutation. Ob eine genetische Verbindung zur weißen Sorte Picolit Giallo besteht, ist nicht bekannt. Nach einer Hypothese war die Sorte Picolit angeblich schon den Römern bekannt. Dafür gibt es aber keine historischen oder botanischen Belege. Auf jeden Fall handelt es sich aber um eine sehr alte Sorte.

Picolit - Weintraube und Blatt

Die Sorte wurde erstmals 1682 in einer Liste von Weinen erwähnt, die bei der Hochzeitsfeier des Dogen von Venedig Alvise Contarini (1601-1684) serviert wurden. Ein süßer Wein aus der Sorte Picolit wurde im 18. Jahrhundert vom Conte Fabio Asquini (1726-1818) hergestellt und in Flaschen aus Muranoglas abgefüllt. Dieser galt dem Château d’Yquem und dem Tokajer als ebenbürtig und wurde an die Herrscherhöfe in England, Frankreich, Holland, Österreich und Russland geliefert. Der Graf hinterließ auch eine detaillierte Beschreibung für die Herstellung. In einem Dokument aus 1765 wird bestätigt, dass Picolitwein auch am Hof von Papst Clemens XIII. (1693-1769) höchste Zustimmung fand. Vom österreichischen Ampelographen Franz Xaver Trummer (1800-1858) wurde sie 1855 als „Gelber Pikolit“ beschrieben (damals gehörte Friaul zum k.k. Habsburgerreich).

Die früher in Friaul-Julisch-Venetien weit verbreitete Sorte wurde durch die Reblaus stark reduziert und war vom Aussterben bedroht. Sie wurde von Giacomo Perusini in Corno di Rosazzo (Provinz Udine) reaktiviert. Der nach dem alten Rezept des Conte Fabio Asquini hergestellte Süßwein erlangte Ende der 1960er-Jahre einen Kultstatus. Es handelt sich um eine rein weibliche Rebsorte, deshalb wird sie zwecks Befruchtung gemeinsam mit Verduzzo Friulano angepflanzt. Die Rebe erbringt im süßen Ausbau Weine mit Aromen nach Aprikosen, Pfirsichen und Honig. Sie wird vor allem in den Provinzen Udine und Gorizia kultiviert und ist bestimmende Sorte im DOCG-Wein Colli Orientali del Friuli Picolit. In Italien belegt sie 121 Hektar. In Slowenien wird zwischen den Klonen Pikolit Italia und Pikolit Vienna unterschieden. Einen kleinen Bestand soll es auch in Australien geben. Im Jahre 2016 wurde aber nur der italienische Bestand ausgewiesen (Statistik Kym Anderson).

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: M.I.P.A.A.F - National Vine Certification Service

Stimmen unserer Mitglieder

Egon Mark

Das Lexikon von wein.plus ist für mich die umfangreichste und beste Informationsquelle über Wein, die es derzeit gibt.

Egon Mark
Diplom-Sommelier, Weinakademiker und Weinberater, Volders (Österreich)

Das größte Weinlexikon der Welt

26.382 Stichwörter · 46.989 Synonyme · 5.323 Übersetzungen · 31.716 Aussprachen · 202.680 Querverweise
gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER