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Pierce Disease

Die gefährliche Rebstock-Krankheit (kurz PD) wurde erstmals 1880 in Südkalifornien festgestellt, damals wurden in fünf Jahren 20.000 Hektar Rebfläche vernichtet. Sie wird auch als California Vine Disease, Mysterious Disease oder Anaham Disease (weil sie bis Anaham in Kalifornien verbreitet ist) bezeichnet. Zu dieser Zeit zog der Pflanzenpathologe Newton B. Pierce (1856-1916) nach Kalifornien. Wegen seiner Verdienste um ihre Erforschung wurde sie nach ihm benannt. Von 1933 bis 1940 lag die stärkste Verbreitung im kalifornischen Central Valley, von wo aus sie sich über den ganzen Süden der USA, Mexiko und Mittelamerika verbreitete. In den USA ist der gesamte Südgürtel von Kalifornien im Westen über Texas bis Florida an der Ostküste betroffen.

Pierce Disease - Blattsymptome und Glassy Winged Sharpshooter (Zikade)

Ende der 1990er-Jahre trat diese Krankheit wieder vermehrt auf. US-Vizepräsident Al Gore bewilligte Ende 2000 eine Soforthilfe von 36 Millionen Dollar und erklärte für Kalifornien den (landwirtschaftlichen) Ausnahmezustand. Im Jahre 2014 verursachte PD der kalifornischen Weinindustrie einen Verlust von 104 Mio US$. In Europa kommt die Krankheit noch nicht vor. Wahrscheinlich verhindert das kühlere Klima eine Ausbreitung nach Norden. Falls es einmal durch den Klimawandel doch so weit kommen sollte (was mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist), sind vorwiegend mediterrane Gebiete bedroht.

Symptome & Auswirkungen

Die Krankheit wird durch das Bakterium Xylella fastidiosa ausgelöst, bis 1978 hatte man Viren vermutet. Das Bakterium lässt die Fähigkeit der Reben, ihr Wasser zu transportieren, in ein bis drei Jahren gänzlich verkümmern und führt zum völligen Vertrocknen. Überträger sind verschiedene zur Familie der Zikaden zählende Grashüpfer (leafhopper). Die gefährlichste Spezies ist Homalodisca vitripennis, bekannt unter der Trivialbezeichnung Glassy-Winged Sharpshooter (GWSS). Diese kann gegenüber ihren Artgenossen besonders weit fliegen und viel mehr Pflanzen anstecken. Die ersten Anzeichen sind in der Regel ein leichtes Vertrocknen und „Verbrennen“ von Blattrandpartien. Es entsteht ein nekrotischer Blattrand mit einem chlorotischen, gelblichen Band bei Weißwein- oder einem rötlichen bei Rotweinsorten. Mit den ersten Symptomen vertrocknen auch die Früchte. Die noch kleinen Weintraubenbeeren fallen ab, sodass nur das Traubengerüst hängen bleibt. Die meisten infizierten Rebstöcke sterben innerhalb von einem Jahr ab, nur wenige treiben im folgenden Jahr wieder aus. Generell sind junge Pflanzen anfälliger. Die Auswirkungen sind stark witterungs- und sortenabhängig. Je wärmer die Region, desto stärker die Ausprägung.

Anfälligkeit & Resistenz von Rebsorten 

Besonders anfällig sind die Spezies Vitis vinifera, Vitis labrusca und Vitis riparia. Von den europäischen Sorten sind vor allem Barbera, Chardonnay und Pinot Noir gefährdet. Die University of California warnte bereits 1985 in einem Bericht davor, aber es wurde weiterhin Chardonnay forciert. Als mittelanfällig gelten Cabernet Sauvignon, Gray Riesling, Merlot, Napa Gamay, Petite Sirah, Ruby Cabernet, Sauvignon Blanc und Thompson Seedless. Als resistent gelten Sorten der Spezies Vitis aestivalis, Vitis arizonica, Vitis berlandieri, Vitis candicans und Vitis rupestris. Das sind unter anderem Ambulo Blanc, Blanc Du Bois, Caminante Blanc, Camminare Noir, Champanel, Errante Noir, Favorite, Orlando SeedlessPaseante Noir und Roucaneuf.

Bekämpfung von Pierce Disease & Flavescence dorée

Pierce Disease hat einen europäischen Verwandten, nämlich Flavescence dorée, die ebenfalls durch Grashüpfer übertragen wird und in Südfrankreich, Italien und Spanien vergleichbare Schäden hervorruft. Forschern der University of California ist es 2002 gelungen, unter Zuhilfenahme eines einfachen Virus ein Gen der Seidenraupe in das Erbgut von Rebstöcken einzupflanzen. Dieses veränderte Gen produziert das Eiweiß „Cecropin“, das den Erreger abtötet. Eine weitere Möglichkeit ist die Neuzüchtung von resistenten Rebsorten. Die Rebenspezies Vitis rotundifolia (2 x 20 = 40) ist widerstandsfähig gegen diese Krankheit. Diese hat aber einen anderen Chromosomensatz als die Spezies Vitis vinifera (2 x 19 = 38), weshalb Kreuzungen sehr schwierig sind. Es sind aber inzwischen solche gelungen. Siehe auch eine Aufstellung aller Schädlinge und Krankheiten unter Rebstock-Feinde.

Bild links: ©enbiotech s.r.l.
Bild rechts: By Reyes Garcia III, Link

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Markus J. Eser

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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

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