Die weiße Rebsorte stammt aus Frankreich. Es gibt rund 150 Synonyme, die ein hohes Alter und die weltweite Verbreitung in vielen Weinbauländern bezeugen. Die wichtigsten davon alphabetisch nach Ländern gruppiert sind Drusen, Druser, Grauburgunder, Grauer Burgunder, Grauer Clevner, Kleiner Traminer, Rheingrauer, Ruländer, Speyerer (Deutschland, Österreich); Arnaison Gris, Arnoison Gris, Auvernat Gris, Auxerrois Gris, Beurot, Friset, Fromenteau Gris, Griset, Malvoisie, Moréote Gris, Muscade, Noirien Gris, Pineau Cendre, Pineau Cendrée, Pinot Beurot (Frankreich); Edelklevner, Tokay bis zum Jahre 2007; dann verboten (Elsass); Pinot Grigio, Rulander Grigio (Italien); Râjik (Moldawien); Griset, Musler (Schweiz); Burgundské Sivé, Rulandské Sivé (Slowakei); Sivi Pinot (Slowenien); Rulandské Šedé, Burgundské Šedé (Tschechien); Hamvas Szoeloe, Skürzebarát (Ungarn). Es handelt sich um eine farbliche Mutation des Pinot Noir. Aus dem Pinot Gris ist dann der Pinot Blanc mutiert (oder umgekehrt). Die Sorte Pinot Gris zählt damit zu den Pinot-Sorten (siehe dort im Detail). Sie darf trotz morphologischer Ähnlichkeiten bzw. scheinbar darauf hinweisender Synonyme nicht mit Savagnin Rose (Traminer-Spielart) verwechselt werden.
Die drei Spielarten Pinot Noir, Pinot Blanc und Pinot Gris haben ihre Gene durch natürliche Kreuzungen (häufig mit dem Kreuzungspartner Gouais Blanc bzw. Heunisch) weitergegeben. Diese drei Sorten besitzen aber ein nahezu identisches DNA-Profil, weshalb bei natürlichen Kreuzungen durch DNA-Analysen nicht festgestellt werden kann, welche dies war. Deshalb wird bei DNA-Bestimmungen nur Pinot als Elter angegeben (siehe dort eine Aufstellung aller direkten Pinot-Nachkommen). Bei Neuzüchtungen ist ja die Sorte explizit bekannt; Pinot Gris war Kreuzungspartner bei den Sorten Astra, Columna, Deckrot, Freisamer, Gesztus, Hecker, Hölder, Johanniter, Merzling, Nosztori Rizling, Odysseus, Pelso, Ruling, Schantlrebe, Vulcanus.
Nach einer Legende brachte Kaiser Karl IV. (1316-1378) die Rebe bereits 1375 von Frankreich nach Ungarn, wo sie von Zisterzienser-Mönchen am Plattensee angebaut wurde. Deshalb lautet der ungarische Name Szürkebarát (Grauer Mönch). Von Ungarn fand sie dann angeblich den Weg zurück in das Elsass und wurde hier als Tokay bezeichnet. Über die Entstehung des seit 2007 verbotenen Synonyms wird vermutet, dass die elsässischen Winzer vom berühmten Namen profitieren wollten. Die Sorte ist seit dem 12. Jahrhundert bekannt. Die erste zuverlässige Erwähnung stammt aber erst aus dem Jahre 1711 in Speyer in Rheinland-Pfalz (Deutschland). In diesem Jahr wurde sie hier vom Kaufmann Johann Ruland (1683-1745) aus aufgelassenen Weinbergen gerettet und verbreitet. Deshalb erhielt sie den in Deutschland gebräuchlichen Namen Ruländer. In Frankreich wurde sie 1712 als Auvernat Gris, 1770 als Pinot Beurot und erst 1783 in Flavigny an der Côte d’Or als Pinot Gris erwähnt.
Die früh austreibende und auch früh reifende Rebe ist anfällig für Falschen Mehltau und Botrytis. Die Beerenfarbe liegt zwischen graubläulich bis rötlichbraun, nicht selten kommen alle Schattierungen auf einer einzigen Traube vor (siehe zu diesem Phänomen unter Chimäre und Mutation). Sie erbringt duftige, extraktreiche, aber eher säurearme Weißweine mit Aromen nach Äpfeln, Mandeln und Honig. Diese besitzen bei entsprechendem Ausbau auch Lagerungspotential und werden auf Grund hohen Zuckergehalts in den Beeren speziell im französischen Elsass häufig auch süß ausgebaut.
In Frankreich beträgt die Anbaufläche insgesamt 2.867 Hektar, davon alleine 90% im Elsass, wo sie eine der zugelassenen Sorten für die 51 Grands Crus ist. Der Rest befindet sich vor allem im Burgund und an der Loire. Deutschland belegt sie 6.713 Hektar vor allem in den Anbaugebieten Baden, Rheinhessen und Pfalz mit stark steigender Tendenz, sowie in Österreich 226 Hektar. In Italien ist die Sorte vor allem im Nordosten in den Regionen Emilia-Romagna, Friaul-Julisch-Venetien, Lombardei, Südtirol und Venetien verbreitet und belegt 18.831 Hektar mit stark steigender Tendenz.
Weitere europäische Länder sind England (44 ha), Kroatien, Luxemburg (196 ha), Moldawien (1.208 ha), Portugal (5 ha), Rumänien (1.561 ha), Russland (78 ha), Schweiz (230 ha), Serbien (112 ha), Slowakei, Slowenien (508 ha), Tschechien (826 ha), Ukraine und Ungarn (1.594 ha). In Übersee gibt es Bestände in den Ländern Argentinien (401 ha), Australien (3.652 ha), Brasilien (7 ha), Chile (437 ha), China, Japan, Kanada (649 ha), Neuseeland (2.422 ha), Südafrika (369 ha) und Uruguay (9 ha), sowie in den USA hauptsächlich in Kalifornien und kleinere Mengen in den Bundesstaaten Michigan, New York, Oregon, Virginia und Washington (7.462 ha). Im Jahre 2016 wurden insgesamt 48.570 Hektar Rebfläche mit weiterhin stark steigender Tendenz ausgewiesen. Sie liegt damit im weltweiten Rebsortenranking auf Rang 20 (Statistik Kym Anderson).
Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Pinot Sorten: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)
Pinot Gris: www.rebschule-freytag.de
Seriöse Quellen im Internet sind rar - und das Weinlexikon von wein.plus ist eine solche. Bei der Recherche für meine Artikel schlage ich regelmäßig im wein.plus-Lexikon nach. Dort erhalte ich zuverlässige und detaillierte Informationen.
Thomas Götz
Weinberater, Weinblogger und Journalist; Schwendi