Der italienische Pomologe (Obstbaukundler) Alberto Piròvano (1884-1973) war Professor am Forschungszentrum „Istituto di Frutticoltura ed Elettrogenetica di Roma“ in Rom. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Thema Rebenzüchtung, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf Tafeltrauben lag. Ab dem Jahre 1912 begann er mit experimentieller Bestrahlung des Züchtungs-Pflanzenmaterials mit Röntgen- und UV-Strahlen, sowie deren Aussetzung mit Magnetfeldern, um Veränderungen im Zellmaterial und damit eine Mutation herbeizuführen. Man kann ihn somit als frühen manipulativen Gentechniker bezeichnen. Er veröffentlichte die Zucht-Ergebnisse unter der Bezeichnung „La Mutazione Elettrica delle Specie Botaniche e la Disciplina dell’Ibridazione“ (Erbgutveränderungen bei Pflanzen durch elektrische Bestrahlung). Zu diesem Thema veröffentlichte er in der Folge rund 50 Dossiers. Im Jahre 1923 gründete Pirovano das „Forschungsinstitut für Fruchtbäume“.
Auch sein Vater Luigi Piròvano war bereits als Rebenzüchter tätig. Rund 150 der Neuzüchtungen tragen den Namen Pirovano plus Nummer, die aber zumeist nur als Zuchtmaterial dienten. Piròvano nahm bereits im Alter von 15 Jahren Kreuzungen vor. Die Pirovano-Sorten dienten für die kommerzielle Nutzung, das waren unter anderem Agostenga Rosa (P. 14), Angelo Pirovano (P. 2), Aromatica (P. 393), Aurora (P. 100), Ciclopica (P. 60), Delizia di Vaprio (P. 46a), Formosa (P. 245), Golia (P. 137), Ignea (P. 185), Italia (P. 65), Latina (P. 711), Marengo (P. 205), Maria Pirovano (P. 165), Mendel (P. 532), Moscato d’Adda, Pardina (P. 130), Perlona (P. 54), Primus (P. 7), San Martino (P. 215), Servabilis (P. 221), Solferino (P. 316), Sultana Moscata (P. 75), Victor (P. 314) und Volta (P. 105). Die Pirovano 1 war Kreuzungspartner für Schönburger, die Pirovano 62 für die von Giovanni Dalmasso (1886-1974) in Conegliano (Venetien) kreierten vier Neuzüchtungen Giovanna, Liana, Teresita und Viola.
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)
