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Planchon Jules Émile

Der französische Botaniker Jules Émile Planchon (1823-1888) studierte in Montpellier Pharmazie und Medizin und kehrte ab dem Jahre 1853 als Professor für Botanik an diese Universität zurück. In der Zwischenzeit hatte er in den Königlichen botanischen Gärten von Kew in England und als Lehrer in Gent und Nancy gearbeitet. Im Jahre 1868 wurde er mit dem Weinbergbesitzer Gaston Bazille (1819-1894) und dem Gartenbauer Félix Sahut beauftragt, die Ursache des in der Folge in ganz Europa auftretenden rätselhaften Rebstock-Sterbens zu untersuchen. Innerhalb von nur zwei Tagen gelang es diesen drei Experten, als Ursache die Reblaus zu identifizieren. Als sie nämlich einige Wurzelstöcke kranker Reben ausgraben ließen, schienen die Wurzeln ob der großen Menge an Rebläusen wie mit gelbem Lack überzogen.

Planchon Jules Émile - Porträt, Buchcover und Statue in Montpellier

Planchon vermutete sofort, dass es auch eine geflügelte Form dieser Insekten geben müsste und entdeckte tatsächlich mit der Lupe solche auf dem gewelkten Laub des Rebstocks. Diese Exemplare waren mit zwei Paaren transparenter Flügel ausgestattet und ähnelten auf erstaunliche Weise dem Eichen-Parasiten „Phylloxera quercus“ (die zwei Insektenarten sind aber nicht miteinander verwandt). Deshalb gab Planchon dem verheerenden Schädling den treffenden Namen „Phylloxera vastatrix“ (verwüstende/zerstörende Laus). Dass die Reblaus aus Amerika eingeschleppt worden war, wurde Planchon in Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten erst Jahre später bei einer USA-Studienreise im Jahre 1873 bewusst.

Die französische Regierung hatte schon im Jahre 1870 eine Kommission zur Bekämpfung der Reblaus geschaffen, die über 700 Vorschläge prüfte. Planchon hatte bei seiner USA-Reise den amerikanischen Entomologen (Insektenkundler) Charles Valentine Riley (1843-1895) kennengelernt. Mit diesem fand er die als Veredelung bezeichnete und noch heute gültige Lösung durch Aufpfropfen von Edelreisern auf amerikanische Unterlagen (Wurzelstöcke). Erwähnt muss jedoch werden, dass vorher auch schon andere wie zum Beispiel oben erwähnter Bazille und der Biologe Georg Engelmann (1809-1884) diese Lösung vorgeschlagen hatten. Es dauerte jedoch neun Jahre, bis die Einfuhr amerikanischer Reben erlaubt wurde, und jahrelange Versuche, um reblausresistente und mit den verschiedenen europäischen Bodentypen verträgliche Wurzelstöcke auszuwählen.

Entscheidende Arbeit leistete dabei unter anderem Pierre Viala (1859-1936), der eine vom französischen Landwirtschaftsministerium 1887 in die USA entsandte Delegation leitete und dort vom amerikanischen Botaniker Thomas Volnay Munson (1843-1913) wichtige Informationen bekam. Weitere Jahre vergingen, bis sich die von den „Amerikanisten“ vertretene Veredelung gegen die von den „Sulphuristen“ vertretene Lösung der chemischen Bekämpfung durchsetzte. Sehr wahrscheinlich hat sich mit dem umfangreichen Import amerikanischer Reben die große dritte Plage Falscher Mehltau verbreitet. Und wieder war es Planchon, der diesen gefährlichen Pilz im Jahre 1878 bestimmte. Im Jahre 1880 beschrieb Planchon die Rebenspezies Vitis berlandieri und benannte sie nach dem Schweizer Biologen Jean Louis Berlandier. Im Jahre 1893 wurde in Montpellier ein Denkmal mit seiner Büste errichtet und 1910 der Platz nach ihm benannt.

Porträt: Von wellcomeimages, wellcomecollectionCC-BY 4.0, Link
Statue: Par S. Rouchaléou - From Montpellier, photo by DePlusJean, CC BY-SA 3.0, Lien 

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Dr. Edgar Müller

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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach

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