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Lexikon
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Plinius

Plinio el Viejo (ES)
Pline l’Ancien (F)
Plinio il Vecchio (I)
Caio Plínio Secondo (PO)
Pliny the Elder (GB)

Plinius der Ältere

Der römische Universalgelehrte, Offizier und Verwaltungsbeamte Gajus Plinius Secundus Major (23-79), besser bekannt unter dem Namen Plinius der Ältere“, war unter anderem auch ein Weinbauexperte seiner Zeit. Er studierte in Rom Philosophie und die Rechte, schlug danach die staatliche Militärlaufbahn ein und errang hohe Dienstgrade unter Kaiser Titus (39-81). Er war Statthalter in mehreren römischen Provinzen und zuletzt Kommandant der römischen Flotte im Tyrrhenischen Meer. Ab dem 55. Lebensjahr hatte er seinen Wohnsitz in der Nähe von Pompeji und erlebte den Vesuv-Ausbruch. Er kam dann beim Versuch, einige der bedrohten Menschen beim Vesuvausbruch zu retten, ums Leben. Sein Tod ist durch einen Brief seines Neffen und Stiefsohns Plinius des Jüngeren (siehe letzter Absatz) an den Historiker Tacitus (55-120) detailliert überliefert.

Trinkfreudigkeit der Pompejaner

Über die Trinkfreudigkeit der Pompejaner kurz vor der Zerstörung beschrieb er ein plastisches Sittenbild (bei den Trinkgefäßen handelte es sich vermutlich um Kantharos mit beidseitig angebrachten Henkeln): Sie lassen sich im heißen Bad sieden, bis sie bewusstlos hinausgetragen werden, während es andere nicht abwarten können, bis sie an den Tisch kommen, nicht einmal ihre Kleider anlegen, sondern noch nackt und keuchend gewaltige Trinkgefäße hochstemmen, als wollten sie ihre Stärke zeigen und den ganzen Inhalt in sich hineinschütten, so dass ihnen sogleich alles wieder hochkommt und dann nehmen sie wieder einen tiefen Zug. So treiben sie es ein zweites und drittes Mal, als wären sie nur dazu geboren, Wein zu verschwenden und als könne man das Nass nicht anders wegschütten als dem Umweg durch den menschlichen Körper.

Plinius - Plinius der Ältere  und Naturalis historia (Florenz)

Naturalis Historia

Plinius war ein Zeitgenosse des ebenfalls ein Weinfachmann geltenden Columella (1. Hälfte 1. Jhdt), ob sie sich gekannt haben, ist nicht bekannt. Plinius widmete sich intensiv naturwissenschaftlichen Studien. Von seinen umfangreichen Werken ist die Kaiser Titus gewidmete Naturgeschichte „Naturalis Historia“ erhalten. In 37 Büchern umfasst sie einen Überblick über das gesamte Wissen der damaligen Zeit mit den Wissensgebieten Geographie, Zoologie, Botanik, Mineralogie, Metallurgie, Pharmakologie und Kosmologie. Das 14. Buch ist ausschließlich dem Thema Wein gewidmet, das 17. Buch enthält Beschreibungen über Weinbau-Techniken und am Anfang des 23. Buches sind Ausführungen über die Heilkraft des Weines enthalten. Darunter ist die Geschichte über den Romilius Pollio, der angeblich durch regelmäßigen Genuss des Honigweines Mulsum über 100 Jahre alt geworden sei. Kaum ein anderer Autor der Antike behandelt so umfassend die Weinbereitung.

Quellen 

Es war seine erklärte Absicht, ein enzyklopädisches Werk zu schaffen. Bei der Auswahl seiner Quellen berücksichtige er „nur die besten Autoren“. Dabei ging er bis auf den Karthager Mago (2. Jhdt. v. Chr.) zurück. Seine Hauptquellen waren jedoch Griechen, sowie der häufig zitierte römische Autor Varro (116-27 v. Chr.). Plinius ging dabei nach einem bis heute üblichen Prinzip in der Fachliteratur vor. Er sammelte die veröffentlichten Informationen und bearbeitete sie auf Grund seiner eigenen Erfahrung. Nicht gesicherte oder unzuverlässige Quellen wurden relativiert mit Bemerkungen wie „in Griechenland heißt es“, „wie Reisende erzählen“ oder „wie man sagt“. Das war ungewöhnlich für eine Zeit, wo jeder von jedem Texte übernahm. Das Werk erschien in immer neuen Ausgaben bis in das Mittelalter. Heute ist es vor allem aus historischer Sicht interessant.

antike Weine

Die wichtigsten antiken Weine Italiens sind darin nach Qualität gereiht. Plinius beschreibt Pucinum (Friaul), Caecubum, Caulinum, Falernum, Massicum, Surrentinum, Trebellicanum (Kampanien), Genoa (Ligurien), Hadrianum, Praetutium (Marken), Haluntium, Irziola, Mamertinum (Sizilien), Luna (Toskana) und Raeticum (Venetien), sowie auch Weine aus den französischen Gebieten Beaumes-de-Venise, Clairette de Die und (sein angeblicher Lieblingswein) Gigondas. Von den Vocontiern (einem zwischen Marseille und Lyon lebenden Volksstamm) berichtet er, dass diese eine besondere Technik beherrschten. Man drehte Trauben am Stiel um oder schnitt den Stengel bis ins Mark ein, sodass die Trauben eintrockneten. Auf diese Weise erzeugte man den einem Passito bzw. einer Trockenbeerenauslese ähnlichen Rosinenwein namens Passum.

antike Rebsorten

Seine Schilderung über eine spezielle Weinlese mit den Worten „Sie werden nicht eher gelesen, als bis es gefroren hat“ deutet auf ganz bewusste und nicht nur zufällige Produktion von Eiswein hin. Plinius erwähnt insgesamt 91 Rebsorten, als wichtigste nennt er Aminea, sowie Apiana, Biturica (auch Balisca oder Cocolubis, aus Spanien), Capna (siehe Prunesta) und Nomentana. Er kommt zur interessanten Schlussfolgerung, dass vor allem das Gebiet und der Boden die Weinqualität bestimmen und dass zum Beispiel Uva Rhetica (Sorte für den Raeticum) außerhalb ihres Anbaugebietes keinen guten Wein ergibt, sondern nur Quantität erzeugt. Plinius erwähnte die Technik des Schwefelns und gab den (fatalen) Rat, saure Jahrgänge mit Blei zu süßen. Holzfässer beschrieb er als seinen Zeitgenossen (noch) unbekannte Weingefäße. Und er beschäftigte sich auch theoretisch mit der Destillation (Erzeugung von Weingeist). Teile seiner Werke sind im landwirtschaftlichen Sammelwerk Geoponika enthalten.

Plinius der Jüngere

Sein Neffe und Stiefsohn Plinius Caecilius Secundus Minor (61-113) alias „Plinius der Jüngere“ war römischer Beamter, Schriftsteller und ein bedeutender Redner. Er beschrieb wie schon erwähnt den Vesuvausbruch im Jahre 79 n. Chr. mit der Zerstörung der Städte Pompeji, Herculaneum, Stabiae und Oplontis, von daher stammt der geologische Begriff „Plinianische Eruption“ (Graphik rechts). Grundlegendes Merkmal ist der langanhaltende Ascheausstoß, bei dem mächtige Decken aus Bims und Asche zu Boden fallen. Das Bild links stammt von Angelika Kauffmann (1741-1807) und zeigt Plinius den Jüngeren mit seiner Mutter beim Ausbruch des Vesuvs in Misenum. In einem Brief schwärmt Plinius vom „Bienenwein“ aus der Muscat-Traube im heutigen französischen Bereich Roussillon. Dies war sozusagen der Vorgänger des Muscat de Rivesaltes.

Plinius - Plinius der Jüngere mit Mutter beim Ausbruch des Vesuv (Angelika Kauffmann) und Plinianische Eruption

Bild links oben: Por Geoffrey Cesare Cantù, Milano 1859, Enllaz 
Bild rechts oben: Von Pliny the Elder - 2d copy, Gemeinfrei, Link  
Gemälde: Angelika Kauffmann
Graphik: 
Von © Sémhur / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0, Link

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Roman Horvath MW

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Domäne Wachau (Wachau)

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