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Poe-Toaster

Mit diesem Spitznamen wird eine geheimnisvolle Person bezeichnet, die wahrscheinlich schon ab den 1930er-Jahren bis zumindest 2009 jährlich das Grab von Edgar Allan Poe (1809-1849) besucht. Sie trägt dabei einen schwarzen Mantel, einen weißen Schal und einen schwarzen Hut mit großer Krempe; das Gesicht ist verdeckt. Die Person erscheint immer in den frühen Morgenstunden des 19. Jänner, dem Geburtstag des Schriftstellers. Zuerst besucht sie die Westminster Hall in Baltimore (US-Staat Maryland) und begibt sich dann zum Grab. Dort hinterlässt sie drei rote Rosen und eine Flasche Cognac.

Es handelt sich nicht immer um dieselbe Marke, zum Beispiel Hennessy und Martell (viele dieser Flaschen sind von der Edgar Allan Poe Society gesammelt und aufbewahrt worden). Daraus wird ein Glas eingegossen, getrunken und ein Toast auf Poe ausgesprochen. Fallweise wurden Notizen hinterlassen, im Jahr 2004 wurde offensichtlich Frankreichs Opposition gegenüber dem zweiten Golfkrieg (Irakkrieg) kritisiert: „The sacred memory of Poe and his final resting place is no place for French cognac. With great reluctance but for respect for family tradition the cognac is placed“. Die Bedeutung des Cognacs ist unklar, in Poe’s Werken ist kein Bezug zu finden (Poe’s fallweise exzessiver Alkoholkonsum ist bekannt; siehe dazu auch unter Zitate).

Poe-Toaster - Rosen und Cognac vom Original und Poe-Toaster ab 2016

Erstmals wurde die mysteriöse Person im Jahre 1949 gesichtet, aber andere Zeugen behaupten, sie schon früher beobachtet zu haben. Schon mehrmals wurde versucht, die Identität zu lüften und einmal sogar, die Person festzuhalten. Dies ist aber nie gelungen und wurde aus Respekt auch nicht mehr gemacht. Trotzdem warten jedes Jahr viele Reporter und Poe-Fans, um zumindest einen Blick zu erhaschen. 1998 wurde dann eine sichtlich jüngere Person gesehen. Im folgenden Jahr wies eine hinterlassene Notiz auf den Tod des ursprünglichen Toasters im Vorjahr hin und dass eine Übergabe der Tradition vom Vater auf den Sohn erfolgt sei. Der bislang letzte Besuch war im Jahre 2009, die folgenden Jahre blieb der Toaster aus. Es wird gerätselt, warum es seit 2010 keinen Besuch mehr gab und befürchtet, dass dieser viele Touristen anlockende schöne Brauch damit nach 61 Jahren beendet ist. Möglicherweise gibt es in der dafür verantwortlichen Familie keinen Nachwuchs.

Es gab immer wieder Personen, die sich als angebliche Poe-Toaster outeten, wogegen aber immer verschiedene Fakten sprachen. Der damals 92-jährige Sam Porpora behauptete im Jahre 2007, der ursprüngliche Poe Toaster gewesen zu sein. Als Grund gab er an, dass er im Jahre 1967 die Aktion als PR-Maßnahme für die Westminster Presbyterian Church gestartet hätte, für die er als Historiker und Kurator tätig war. Seitens des Poe House and Museum wurde aber Porporas Behauptung zurückgewiesen, da bereits wesentlich ältere Berichte über den Poe Toaster existierten.

Im Jahre 2015 fand die Geschichte schließlich eine Fortsetzung. Die Maryland Historical Society suchte in einem Wettbewerb nach einem neuen Poe Toaster, der als Attraktion für die Fans die Tradition fortführen sollte. Die Identität des dann ausgewählten Darstellers wurde aber nicht offengelegt. Der „offizielle“ Nachfolger trat erstmals im Januar 2016 auf. Im Gegensatz zum ursprünglichen Poe Toaster erschien er drei Tage vor Poes Geburtstag nach öffentlicher Ankündigung bei hellichtem Tag und spielte auf einer Geige (Bild oben rechts). Zur Zeremonie hatten sich etwa 100 Zuschauer eingefunden, die teils selbst maskiert waren. Außerdem fand eine dramatische Lesung von Poes Erzählung „Das Fass Amontillado“ statt. Nachdem er den traditionellen Cognac-Toast zelebriert und die Rosen niedergelegt hatte, intonierte er „Cineri gloria sera venit“ („Der der Asche geschenkte Ruhm kommt zu spät“, aus einem Epigramm des römischen Dichters Martial) und ging.

Bild: Von Midnightdreary - Eigenes Werk, CC BY 3.0, Link 
bearbeitet von Norbert Tischelmayer Mai 2019
Text Hauptquelle: WIKIPEDIA Poe Toaster

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Hans-Georg Schwarz

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Hans-Georg Schwarz
Ehrenobmann der Domäne Wachau (Wachau)

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