wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Preußische Lagenklassifikation

Bis Mitte des 17. Jahrhunderts waren in Deutschland Lagennamen zur Hervorhebung besonderer Weinqualität bzw. der Herkunft eher unbekannt bzw. nicht üblich. Eine erste Klassifizierung erwähnt Friedrich Bassermann-Jordan (1872-1959) in seinem Werk „Geschichte des Weinbaus“ aus dem Jahre 1644, als der Rat von Würzburg (Franken) die Weinberge der Stadt in vier Gruppen einstufte. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Qualität des Rheinweins nach Orten und auch Lagen unterschieden. Ab Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Weinqualität zunehmend zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor der deutschen Weine gegenüber der großen Konkurrenz aus Frankreich. Kaiser Napoleon (1769-1821) ließ um 1804 eine „Classification des Vines“ erarbeiten. Da das Rheinland zu dieser Zeit zu Frankreich gehörte, galten dieselben Bewertungsgrundsätze wie für die weltberühmten französischen Lagen. Die besten wurden als Grand Cru klassifiziert. Nach der Niederlage Napoleons bei Waterloo im Juni 1815 wurde auf dem Wiener Kongress das Rheinland zur preußischen Provinz.

Auch die Preußen waren an einer Klassifikation der Lagen zwecks Steuerbemessung interessiert. Die „Preußische Lagenklassifikation im Bureau der Königlichen Regierung“ erfolgte auf der Grundlage der Parzellenvermessung von 1818 bis 1832 und der französischen Richtlinien. Die Weinberge wurden in acht Bonitätsklassen eingeteilt. Die Klassifikation erfolgte zunächst 1868 für den Bezirk Trier und erst 1897 für den Bezirk Coblenz. Das Anbaugebiet Mosel (Mosel-Saar-Ruwer) umfasste zu dieser Zeit rund 6.100 Hektar Rebfläche (heute 10.000). Nur 9% davon (560 ha) waren in die ersten drei Klassen aufgeteilt.

Die hochwertigsten Weinbergs-Lagen sind von Süden bis Südwesten ausgerichtet. Die besten Weine wachsen an den schwer zu bewirtschaftenden Hang- bzw. Steillagen, wo die Sonneneinstrahlung (Exposition) nahezu senkrecht ist. Die preußische Klassifikation ist heute natürlich entsprechend kritisch zu sehen, da sich die Gegebenheiten zum Teil sehr stark verändert haben. Sie hat aber große historische Bedeutung. Beim im Jahre 2006 verabschiedeten VDP-Klassifikationsmodell wurde sie als Referenz für die klassifizierten Einzellagen der beiden Anbaugebiete Mosel und Nahe genutzt.

Lagen des Weinguts Van Volxem

Die Karte der Grossen Lagen (VDP) von Van Volxem ist ein Ausschnitt aus der preußischen Lagenklassifikationskarte „Saar und Mosel“ von 1868. Sie beruft sich auf die Ergebnisse einer von 1816 bis 1832 durch die Preußischen Steuerbehörden durchgeführten Bewertung der Weinbergslagen von Mosel, Saar und Ruwer. Diese ist eine der beiden ältesten Weinbergsklassifikationen der Welt und zugleich Grundlage der heutigen Lagenklassifikation durch den VDP. 

Preußische Lagenklassifikation - Lagen des Weinguts Van Volxem

weiterführende Informationen

Eine Aufstellung aller Klassifizierungssysteme für Bereiche/Weine gibt es unter Grand Cru. Die innerhalb der EU gültigen Weinqualitätsklassen sind unter Qualitätssystem beschrieben. Eine Aufstellung aller flächenrelevanten Stichwörter findet man unter Rebfläche. Eine Auflistung aller relevanten Stichwörter zum Thema Weinbewertung gibt es unter Weinverkostung.

Karte mit Erläuterungen: Weingut Van Volxem, Wiltingen

Stimmen unserer Mitglieder

Thorsten Rahn

Das Weinlexikon hilft mir, auf dem Laufenden zu bleiben und mein Wissen aufzufrischen. Vielen Dank für dieses Lexikon das an Aktualität nie enden wird! Das macht es so spannend, öfter vorbeizuschauen.

Thorsten Rahn
Restaurantleiter, Sommelier, Weindozent und Autor; Dresden

Das größte Weinlexikon der Welt

26.387 Stichwörter · 46.995 Synonyme · 5.323 Übersetzungen · 31.721 Aussprachen · 203.075 Querverweise
gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER