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Proles

Lateinische Bezeichnung für Sprössling oder Nachkommenschaft, die der russische Forscher Dr. Alexander Mikhailovic Negrul (1900-1971) als Name für seine Rebsorten-Einteilung verwendete. Es gab immer wieder Versuche, auf Grund der geographischen Herkunft, der Verwendung (Kelter- und Tafeltrauben) oder der äußeren Merkmale eine Gruppierung zu finden. Auch Negrul beschäftigte sich damit und schuf schließlich von 1946 bis 1958 auf Grund von Untersuchungen an russischen Sorten drei ökologisch-geographische Gruppen, die er Proles nannte. Diese Einteilung basiert unter anderem auf der Unterscheidung der Behaarung der Blattunterseiten während des Austriebes. Dieser Systematik liegt aber keine botanische, sondern eine geographische Basis zugrunde. Das heißt, es wurde der (vermutete) Ursprung bzw. das Vorkommen verwendet.

Die erste Gruppe Proles pontica umfasst das Gebiet vom Balkan über Kleinasien und den Schwarzmeerraum bis in den westlichen Kaukasus mit Bessarabien (das sind das heutige Moldawien sowie Teile der Ukraine), Georgien, Griechenland, Kleinasien (Anmatolien, Teil der Türkei), Rumänien und Ungarn. Das sind zum Beispiel die Sorten Clairette, Furmint, Hárslevelű und Korinthiaki. Die zweite Gruppe Proles orientalis umfasst Sorten östlich des Kaukasus aus Afghanistan, Iran und dem Mittleren Osten (Subproles Caspica) und eine Gruppe von mediterran verbreiteten Tafeltrauben, die hauptsächlich von den Arabern gezüchtet und verbreitet wurden (Subproles antiasiatica). Zum Großteil sind es Tafeltrauben wie zum Beispiel die beiden Sorten Muscat d’Alexandrie und Sultana aber auch die Keltertraube Cinsaut. Die dritte Gruppe Proles occidentalis umfasst Mitteleuropa, Italien, Frankreich und Spanien. Dazu zählen zum Beispiel Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Riesling.

Diese Gruppierung in regionale Leitsorten mit bestimmten gemeinsamen Gruppen-Merkmalen kann jedoch nicht befriedigen, da zu viele Sorten nicht in dieses Schema passen. Auch wenn Negrul’s Klassifizierungsschema für einen Kern ausgelesener Regionalsorten zutreffen mag, sind zu viele Sorten über die Jahrtausende in neue Anbaugebiete verbracht worden, wo sie sich ausgebreitet und weiter eingekreuzt haben. Typisches Beispiel hierfür ist die wohl dem pontischen Proles zugehörige Sorte Gouais Blanc bzw. Weißer Heunisch, die sich über mehrere Jahrhunderte mit zahlreichen europäischen verbreiteten Sorten gekreuzt hat, so dass die über 100 daraus hervorgegangenen Sorten wie Blaufränkisch, Chardonnay oder Riesling inklusive deren Nachkommen kaum noch in ein regionales Differenzierungsschema einzuordnen sind. Deshalb wird diese Typisierung in Proles heute kaum noch berücksichtigt. Der französische Ampelograph Pierre Galet (1921-2019) schlug 1988 eine Weiterführung dieser Einteilung vor, die geographische Gesichtspunkte außer Acht läßt und nur noch auf drei Arten von Behaarung (wollbehaart, anliegend, spinnwebig) beruht. Siehe auch unter Reben-Systematik und Weinrebe.

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Thorsten Rahn

Das Weinlexikon hilft mir, auf dem Laufenden zu bleiben und mein Wissen aufzufrischen. Vielen Dank für dieses Lexikon das an Aktualität nie enden wird! Das macht es so spannend, öfter vorbeizuschauen.

Thorsten Rahn
Restaurantleiter, Sommelier, Weindozent und Autor; Dresden

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