Der französische Gerichtsvollzieher Benoît Raclet (1780-1844) heiratete in einer Winzerfamilie ein. Er gilt als Erfinder einer wirksamen Maßnahme zur Bekämpfung der Raupen des gefürchteten Rebstockschädlings
Traubenwickler, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Weinberge des
Mâconnais schwer beschädigten. Die Erfindung ist auf gute Beobachtung zurückzuführen. Die Rebparzellen der Raclets waren ebenso wie die der Nachbarn von den Raupen (Heuwurm, Sauerwurm) befallen, nur ein einziger
Rebstock war unversehrt. Dieser stand vor dem Küchenfenster, aus dem seine Frau nach dem Spülen stets das heiße Wasser ausschüttete. Dabei bekam der Stock regelmäßig einen Guss ab. Daraus schloss Raclet richtigerweise, dass die Schädlinge verbrüht wurden.
Nach einigen Experimenten baute er sich einen tragbaren Boiler, in dem das Wasser mit Holzkohle erhitzt wurde. Mit diesem besprühte er seine Reben im Winter mit siedendem Wasser und tötete auf diese Weise die unter der Rinde überwinterten Traubenwickler-Larven. Die abergläubische, ungebildete und erzkonservative Landbevölkerung misstraute zutiefst Raclets Aktivitäten. Als dieser dann im Jahre 1828 stolz die Lösung des Raupenproblems verkündete, nahm man ihn anfangs nicht ernst. Erst im Jahre 1842 fand die „Méthode Raclet“ endlich offizielle Anerkennung und Gerätehersteller begannen, handhabbare, tragbare Boiler zu entwickeln. Die Regierung verlieh Raclet posthum den Orden der Ehrenlegion. Im Jahre 1864 wurde seine Portraitbüste auf dem Dorfplatz von Romanèche-Thorins eingeweiht. Alljährlich wird die „Fête Raclet“ gefeiert.