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Rasch Johann

Der Geistliche Johann Rasch (1540-1612) studierte an der Universität zu Wittenberg, blieb aber dem katholischen Glauben treu. Im Jahre 1570 wurde er Organist am Schottenstift in Wien und verfasste eines der ältesten Weinbücher in deutscher Sprache, das 1580 unter dem Titel „Weinbuch: Von Baw, Pfleg und Brauch des Weins“ erstmals erschien und als Klassiker der Wein-Literatur gelten kann. Es enthält zahlreiche Regeln, Vorschriften und Ratschläge für den Weinbau im Allgemeinen, die Kellerwirtschaft, die Weinlagerung und die Weinverkostung. Darin wird aber auch die Herstellung von Bier, Branntwein, Essig, Met und Wermut beschrieben. Den damals beliebten aromatisierten Kräuterweinen ist ein eigenes Kapitel gewidmet und es werden dabei exotische Getränke wie Hirschzungenwein, Rosenwein und Rosmarinwein angeführt. Rasch schöpfte dabei auch aus den Werken von Arnaldus de Villanova (1240-1311) und zitiert auch den antiken römischen Autor Palladius.

Rasch Johann - Buch und Kalender

theologische Bedeutung

Als Geistlicher geht er im ersten Teil auf die theologische Bedeutung des Weins im Rahmen der Eucharistie ein und nimmt zum Alkoholverbot des Islam Stellung. Nach seiner Meinung kann nur ein rechter Christenmensch auch ein guter Hauer sein und er zitiert häufig die Bibel. Der zweite Teil ist der Praxis gewidmet und er beschreibt, wie man prüft, wie man roten Wein weiß macht, wie man am Tisch weißen Wein rot macht oder wie man einen trüben Wein durch Zugabe von frisch gemolkener, kuhwarmer Milch wieder zurechtbringt; eine frühe Form des Schönens. Im Kapitel „Reben schneiden“ weist er auf darauf hin, die weingartlichen Tätigkeiten im richtigen Monat bzw. bei den dafür optimalen Mondphasen (abnehmend oder zunehmend) durchzuführen: „Das best schneiden ist im Christmonat“. Er empfiehlt „im wachsenden Mond“ den Wein abzuziehen.

Rasch Johann - Arbeiten im Weinberg 1180 und Pergelsystem 1375

Weinbereitungstechniken

Damals war eine Spontangärung (Wildgärung) prinzipiell üblich und die Hefen als Ursache unbekannt. Bei Gärproblemen gibt Rasch folgenden Rat: „Nimm das Erdreich, da der Wein gewachsen und wirf´s in das Fass, so gärt er auch.“ Zum Schutz des Weines gegen Donner (der als schädlich galt) wurden die Fässer mit Blechen abgedeckt. Auch der Nordwind galt als ungünstig, deshalb durfte es im Weinkeller keine Fensteröffnung nach Norden geben. Manche Winzer setzten die Weine aber absichtlich der Witterung aus, die dann als Wetterwein bezeichnet wurden. Die Weine wurden mit Wacholderbeeren und Hopfen versetzt, um sie geschmacklich zu verbessern und haltbarer zu machen, was Rasch so begründet: „Wenn durch den Hopfen das Wasser in dem Bier vor Gebrechen bewahrt wird, warum sollte dann nicht viel mehr der Wein fast kräftiger behalten werden?Dem damals bevorzugten Geschmack nach süßen Weinen wurde durch Zugabe von Honig, Pfeffer, Zimt und Gewürznelken entsprochen. Und Weißweine wurden durch Zugabe von Sauerkirschen, Heidelbeeren oder Kornblumen zu Rotweinen gemacht.

Weinverfälschung, Trinkkultur, Weinbaugebiete

Rasch erklärt, wie man Weinverfälschungen zum Beispiel durch „Strecken“ mit Wasser auf die Spur kommt. Er wettert auch vehement gegen die damalige Trinkkultur im Kapitel „Weinsucht - von der argen Sucht der Trunckenheit“. Damals wurde in vielen Ländern der uralte Brauch des Zutrinkens verboten. Die Weinbaugebiete von „Underösterreich“ teilt er in fünf Weinbauregionen ein, die sich nahezu mit dem heutigen Niederösterreich, Teilen vom Burgenland und dem südlichen Teil von Oberösterreich decken. Als beste Weinbaulagen klassifiziert er das „Wiennergebürg“, welches sich über den Wienerwald bis zum Fluss Piersting erstreckt. Das „Stainfeld“ erstreckt sich von Salzburg über Steyr und entlang der steirischen Grenze bis in das Burgenland. Er erwähnt das Tullnerfeld mit dem Hauptort Krems, das Marchfeld und die Wachau. Erstaunlicherweise wird die Wachau in seiner Einschätzung eher schlecht beurteilt. Rasch schreibt nämlich, „dass der Wein dem vom Wiennergebürg an Größe und Güte nit gleichet“. Er erwähnt in seinem Buch auch die steirische Spezialität Schilcher (aus der Sorte Blauer Wildbacher). Weiters preist er den im Mittelalter recht häufig erwähnten Wein namens Reinval (Rainfal).

Rotweinbereitung im Mittelalter

Kalender und Bauernregeln

Als gelernter Kalendermacher hat Rasch auch einen Hauerkalender mit vielen Bauernregeln als Hilfe für die Weinbautreibenden eingearbeitet. Beim 6. September steht zum Beispiel: „Warme Nacht macht süßen Wein (aber ungesund), kühle Nacht sauren Wein (und gesund)“. Er beschreibt auch die Einflüsse von Boden, Wetter und klimatischen Bedingungen auf die Weinqualität. Abgeschlossen wird das Werk durch ein Gedicht (das unter dem Stichwort Zitate enthalten ist). In seiner Lebenszeit erfolgte die Einführung des Gregorianischen Kalenders im Jahre 1582, wodurch zehn Tage gestrichen wurden.

Dies bewirkte auch große Veränderungen in der Weingartenbewirtschaftung. Rasch verfasste zum Thema mehrere Schriften, die unter anderem die Bauernregeln, Lostage, Osterzyklus, Weissagungen und Astrologie behandelten. Im Jahre 1584 erschien das Buch „Ein new alljähriger Calender“. Die Briefmarke oben rechts wurde nach einer darin enthaltenen Darstellung von Johann Rasch gestaltet. Im Jahre 1994 wurde in Wiener Bezirk Hietzing eine Gasse nach ihm benannt. In Österreich wird vom Landesverband der Weinbautreibenden Niederösterreichs für besondere Verdienste im Weinbau die Johann-Rasch-Plakette verliehen. Unter anderem erhielt sie Franz Kober (1864-1943), der die Unterlagsrebe Kober 5 BB kreierte.

Weinbuch: Norbert F. J. Tischelmayer
Kalender: Von scanned by NobbiP - Gemeinfrei, Link

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Sigi Hiss

Es gibt unübersichtlich viele Quellen im Web, bei denen man sich Wissen über Wein aneignen kann. Doch keine hat den Umfang, die Aktualität und die Richtigkeit der Informationen des Lexikons von wein.plus. Ich benutze es regelmäßig und verlasse mich darauf.

Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen

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