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Rebschnitt

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Wichtiger Faktor für Ertrag und Qualität eines Weines. Ohne Schnitt würde der Rebstock unkontrolliert wuchern und aus den Knospen jedes letztjährigen Triebes alljährlich neue Stockwerke aufbauen, die sich etagenförmig immer weiter ausbreiten, während die unteren Stockwerke verholzten. Da die Trauben immer nur am einjährigen Holz gebildet werden, gewährleistet der Rebschnitt die Ausgewogenheit (physiologisches Gleichgewicht) zwischen Ertrag (generatives Wachstum) und Wachstum (vegetatives Wachstum), ohne dass allzu viel altes, unproduktives Holz gebildet wird. Die Wahl der geeigneten Methode hängt vom Bodentyp (fruchtbar-unfruchtbar), der Erziehungsform (Einzelstock, Drahtrahmen, Pergola), dem Klima (feucht-trocken), der Rebsorte (Fruchtbarkeit, Neigung zum Verrieseln), der Unterlage, sowie von spezifischen lokalen Gegebenheiten ab.

Rebschnitt -   Schneiden, Halbbogen biegen und am Draht befestigen

Zeitpunkt

Der ideale Zeitpunkt für den winterlichen Rebschnitt ist der letzte Abschnitt im jährlichen Vegetationszyklus, die Winterruhe (Saftruhe); auf der nördlichen Halbkugel an frostfreien Tagen im zeitigen Frühjahr von Januar bis Februar, auf der südlichen Halbkugel von Juli bis August. Danach beginnt mit dem Austrieb der jährliche Vegetationszyklus des Rebstocks wieder von Neuem. Es gibt verschiedene Methoden, hierzu gibt es in vielen Weinbauländern individuelle gesetzliche Vorschriften, hauptsächlich für die Produktion von Qualitätsweinen. Diese können je nach Weinbauregion oder auch in kleineren Bereichen (Appellationen) und Lagen unterschiedlich sein, so sind zum Beispiel in der Champagne vier Formen zugelassen. Im Friaul wurde die Simonit & Sirch-Methode entwickelt, die von einem Schnitt nur auf jungem Holz ausgeht.

Die aufwändigste Form ist das manuelle Schneiden der Triebe mit dem Rebmesser bzw. mit der Rebschere, die einzig und allein ein individuelles Arbeiten je Rebstock ermöglicht, da ja die Wuchsform zwischen den einzelnen Pflanzen sehr unterschiedlich ist. Dabei werden beim so genannten Winterschnitt im Jänner bis spätestens Ende März rund 80 bis 90% des einjährigen Holzes entfernt und bis auf maximal zwei Fruchtruten weggeschnitten. Das kann aber abhängig von der Witterung auch schon sehr frühzeitig im Dezember erfolgen; dies nennt man dann Adventschnitt. Wichtig dabei ist, dass die Anzahl der Augen (Knospen) nicht zu hoch wird, um den Rebstock später nicht durch übermäßigen Behang zu überlasten. Die Anzahl der am Stock belassenen Knospen richtet sich nach dessen Wuchskraft, was stark von Rebsorte und Umwelt abhängig ist.

Rebschnitt - Arbeiten im Weingarten

Rebschnitt-Arten

Einem wüchsigen Stock belässt man mehr Augen. Ist der Stock schwach wüchsig (viele, aber dünne, kurze Triebe), so bleiben beim nächsten Mal weniger Augen. Eine gute Maßeinheit ist das Schnittholzgewicht, man belässt pro kg geschnittenen Holzes 30 Augen. Je nach Augenanzahl eines Triebes wird dieser als Rute, Strecker oder Zapfen benannt (siehe dazu unter Bogen). Um ein möglichst optimales Verhältnis Qualität und Ertrag (~50 hl/ha) zu erreichen, gilt die Faustregel, pro Quadratmeter Rebenstandraum 6 bis 8 Augen (ea werden aber auch 4 bis 10 genannt) zu belassen. Aus den am einjährigen Holz belassenen Augen gehen im Frühjahr neue Fruchttriebe hervor. In einem Video (zur Ansicht anklicken) vom DWI wird das Schneiden und Heften (Befestigen) eines Halbbogens mittels Bindezange anschaulich demonstriert und erklärt.

Eine weitere Möglichkeit ist der gleichmäßige Rückschnitt aller Triebe, was auch maschinell erfolgen kann. Je nach Gerätetyp sind diese in der Lage, die einjährigen Triebe in der gewünschten Höhe auf längere Zapfen, Strecker oder Ruten zu schneiden. Voraussetzung ist ein stabiler, gut gespannter Drahtrahmen. Dies ergibt aber eher nur durchschnittliche Qualitäten. Beim Minimalschnitt (Minimal Pruned Cordon Trained) erfolgt nur ein sehr geringer oder überhaupt kein manueller Winterschnitt. Er wird vor allem in Australien bei bestimmten Rebsorten praktiziert. Nach der Blüte im Juni erfolgt der Sommerschnitt, dabei werden die Laubwände meist maschinell in Form geschnitten, seitlich abstehende Triebe werden gekappt, die aufrecht wachsenden Triebe gegipfelt, was das Längenwachstum des Haupttriebs durch Abschneiden der Triebspitzen beendet.

Das frühzeitige Entfernen der Blätter in der Traubenzone ist nicht mehr üblich, da die noch grünen Trauben durch den Blattschatten effektiv vor Sonnenbrand geschützt werden können (siehe unter Entblätterung). Man kann dies dann vor der Lese tun, um das Abschneiden der Trauben zu vereinfachen und um Botrytis-Befall vorzubeugen. Das früher übliche Ausgeizen, das heißt das Entfernen der Geiztriebe (die sich besonders nach dem Gipfeln des Haupttriebs massenhaft bilden) wird im modernen Weinbau nicht mehr prinzipiell empfohlen, da eine höhere Blattmasse durch gut belichtete Geiztriebe der Traubenqualität durch höhere Zuckereinlagerung sehr förderlich ist. Allerdings muss man in diesem Fall die Geiztrauben frühzeitig entfernen.

Grünschnitt

Bezeichnung (auch Grünlese; frz. vendange vert) für das Ausdünnen des Traubenbehanges. Dies wird im Juli oder August alternativ dann durchgeführt, wenn für die angestrebte Weinqualität eine zu hohe Traubenmenge vorhanden ist. Dabei wird ein Teil der noch grünen Trauben noch vor der Véraison (Reifebeginn) weggeschnitten, wodurch weniger Trauben und Beeren von den Blättern des Rebstocks mit Nährstoffen und Zuckern versorgt werden müssen, so dass insgesamt mehr Extrakt gebildet und mehr Zucker pro Traube eingelagert wird. Diese Reduktion des Ertrages wirkt sich somit qualitätssteigernd auf das verbliebene Lesegut aus. Auch die physiologische Reife wird dadurch positiv beeinflusst. Die Winterknospen reifen früher aus, das einjährige Holz verholzt rechtzeitig, so dass sich die Winterhärte der Triebe erhöht. Wenn durch Hagel, Frost, Blüteschäden oder dem gefürchteten Schädling Traubenwickler der Behang bereits reduziert wurde, kann das Ausdünnen entfallen. Speziell bei Tafeltrauben gibt es die besondere Technik des Ringelns, um frühere Reife und größere Beeren zu erhalten.

weiterführende Informationen

Siehe auch unter Bogenschnitt (verschiedene Trieblängen), sowie komplette Aufstellungen von relevanten Informationen unter den beiden Stichwörtern Erziehungsform (Systeme) und Weingartenpflege (Tätigkeiten).

Schneiden und Halbbogen biegen: Deutsches Weininstut
Arbeiten im Weinberg: Bassermann-Jordan - fotocredit by hans georg merkel fotografie

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Markus J. Eser

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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

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