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Rebsorten-Bestimmung

Um eine Rebsorte eindeutig zu identifizieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Früher erfolgte dies ausschließlich auf Grund der äußeren Beschaffenheit des Rebstocks auf Basis des Phänotyps bzw. des Habitus, also den morphologischen Eigenschaften der Pflanzenteile Trieb, Blatt, Weintraube und Beere, sowie auch der Geschmack der Früchte. Weitere Kriterien sind die vegetationszyklusbedingten Eigenschaften wie Blüte-, Austriebs- oder Reifezeitpunkt. Bis Ende der 1980er-Jahre war dies die einzige Möglichkeit, die Identität festzustellen. Da diese Methode nicht 100%-ig ist, kam es oft zu Fehlinterpretationen.

Rebsorten-Bestimmung - 5 Rebsorten plus Blätter (Chardonnay, CS, Merlot, Riesling, Tempranillo

Bei der Identifikation einer Rebsorte ist die Kenntnis über die Identität der untersuchten Sorten eine unbedingte Voraussetzung. Ein signifikantes Beispiel für mögliche Fehler war die Sorte Müller-Thurgau. Die Ermittlung der Elternschaft zog sich über Jahrzehnte hin, bis sich 1996 die ohnehin immer wieder angezweifelte Vaterschaft von Silvaner als falsch erwies. Für falsche Ergebnisse bzw. Verwirrung sorgten falsch benannte Rebsorten (siehe im Detail unter Müller-Thurgau).

visuelle Identifikation mittels Phänotyp

Die visuelle Sortenerkennung erfordert ampelographische und morphologische Beschreibungen in einer anerkannten Fachliteratur, gegebenenfalls ein Herbarium für Vergleiche und last but not least eine profunde Sortenkenntnis. Hilfreich können auch im Zusammenhang mit dem Sortenschutz erstellte Informationen sein. Eine Koryphäe war der französische Ampelograph Pierre Galet (1921-2019), der hunderte von Rebsorten auf den ersten Blick zu erkennen vermochte.

genetische Identifikation mittels DNA

Seit Mitte der 1990er-Jahre werden Rebsorten zunehmend über die DNA-Struktur bzw. die Inhalte und den Aufbau der Chromosomenpaare identifiziert. Dazu benötigt man die DNA-Struktur der zu bestimmenden Sorte und für die Abgleichung die genetischen Vergleichsprofile von Rebstöcken, deren Sortenidentität bereits zweifelsfrei festgestellt wurde. Dabei nutzt man die genetische Information an bestimmten Genorten (Genlocus, Locus) innerhalb der DNA-Kette. In der Molekulargenetik nennt man solche Abschnitte bezeichnenderweise „Fingerprints“. Das bedeutet, dass nicht das gesamt Genom gecheckt werden muss, sondern nur gewisse Abschnitte (Allele). In Summe ergeben diese Abschnitte den Genotyp.

Für die Identifizierung reichen in der Regel sechs bis acht Genorte. Um aber die Abstammung bzw. verwandtschaftliche Beziehungen sicher nachweisen zu können, benötigt man etwa 25 Genorte. Der genetische Fingerabdruck kann die traditionelle Methode der visuellen Sortenidentifizierung nicht immer ersetzen, sondern basiert ergänzend darauf. Im Julius Kühn-Institut (JKI) und dem dort eingegliederten Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen (Pfalz) wird die internationale Rebsorten-Datenbank VIVC gepflegt. In dieser sind 24.000 Einträge über Rebsorten sowie viele DNA-Strukuren enthalten.

Für das Feststellen von Weinverfälschungen bzw. Manipulationen und für die Definition des prozentuellen Anteils verschiedener Rebsorten in einem Wein wurde 2002 vom Institut INRA das Verfahren Nuclear Magnetic Resonance entwickelt.

weiterführende Informationen

Siehe zu diesem Themenkomplex auch unter Abstammung, Blüte, Chromosom, DNA, Molekulargenetik, Rebenstammbaum, Reben-Systematik und Taxonomie sowie Aufstellungen relavanter Stichwörter unter Rebfläche und Weinrebe.

Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)

Stimmen unserer Mitglieder

Andreas Essl

Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.

Andreas Essl
Autor, Modena

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