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Resistenz

resistancy (GB)
résistance (F)
resistenza (I)

Widerstandsfähigkeit eines lebenden Organismus gegen Schädigungen, insbesondere durch Infektionen und Vergiftungen, aber auch Umwelt-Bedingungen. In deutscher Sprache ist statt „Resistenz“ der Begriff „Widerstandsfähigkeit“ zu bevorzugen bzw. die korrekte Bezeichnung, denn Resistenz bedeutet in deutscher Sprache ja die vollkommene Widerstandsfähigkeit. Im Unterschied dazu bedeutet „Immunität“ einen kompletten Abwehrmechanismus bzw. Unempfindlichkeit. In englischer Sprache bedeutet „resistence“ nicht 100% widerstandsfähig. Oft wird in diesem Zusammenhang stattdessen auch der Begriff Toleranz verwendet.

Relevanz im Weinbau

Im Weinbau ist (abhängig von Standort und Klima) eine Widerstandsfähigkeit der Rebsorten sehr wichtig. Das sind vor allem Pilze, Frost, Reblaus und Trockenheit bzw. Dürre und Wasserstress. Pflanzen entwickeln oft in sehr langen Zeiträumen bis mehreren Jahrmillionen eine natürliche Resistenz gegen ihre Feinde, ein gutes Beispiel ist die Widerstandsfähigkeit bestimmter amerikanischer Rebsorten gegen die Reblaus, die mehrstufig ausgeprägt ist, oder gegen beide Arten des Mehltaus. Das Bild zeigt den Unterschied zwischen einer nichtresistenten und resistenten Rebe beim Anstich einer Reblaus am Blatt. Links eine beutelähnliche Galle mit darin befindlicher Reblaus und von dieser gelegten Eiern sowie rechts eine schwache Reaktion ohne Gallenbildung. Bei extrem resistenten Reben erfolgt bei einem Anstich überhaupt keine Reaktion.

Resistenz Blattreblaus - Galle mit Reblaus und Eiern und Blatt ohne Gallenbildung

Abwehrmechanismen

Eine Resistenz hängt einerseits davon ab, ob Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren, Gifte oder auch Lebewesen die erforderlichen Lebensbedingungen vorfinden, sowie anderseits von Abwehreinrichtungen bzw. durch automatisch unmittelbar nach dem Befall erfolgende Abwehrmechanismen des betreffenden Organismus. Sie kann vollkommen bis schwach ausgeprägt sein. Pilztoleranz bezeichnet den Sachverhalt, dass sich der pilzliche Erreger auf der Wirtspflanze zwar vermehren kann, diese jedoch nicht oder nur in geringem Maße schädigt. Die Ursache sind Glucanasen und Chitinasen, das sind Teile des komplexen Abwehrmechanismus von Pflanzen. Sie spalten die Zellwandbausteine Glucan und Chitin, die in vielen pilzlichen Zellwänden vorkommen und hemmen bzw. unterbinden dadurch das Pilzwachstum. Eine ähnliche Wirkung haben die Phytoalexine, die bei Befall durch Mikroorganismen wie Pilzen oder Bakterien vom Rebstock als Abwehrreaktion selbst gebildet werden.

Reblaus - Europäerrebe nach Anstich, Rebläuse, Amerikanerrebe

Züchtung widerstandsfähiger Rebsorten

Bei der Züchtung neuer Rebsorten oder Unterlagen wird unter anderem großer Wert auf eine hohe Resistenz gegen Pilze und Virenstämme, gegen Schädlinge (bei Unterlagsreben vor allem bezüglich der Reblaus) und Frost-Beständigkeit gelegt. Das Bild zeigt den Unterschied zwischen Europäer- und Amerikanerrebe beim Anstich einer Reblaus an der Wurzel. Bei den extrem widerstandsfähigen Amerikanerreben werden keine Anschwellungen (Nodositäten oder Tuberositäten) erzeugt und damit der Reblaus die Nahrung entzogen. Vielmehr wird ein schützendes Korkgewebe gebildet und dadurch das Eindringen von Nässe und Mikroorganismen und die durch diese Einflüsse darauf folgende komplette Vernichtung des Rebstocks verhindert.

PIWI-Sorten

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten sind besonders im Biologischen (Ökologischen) Weinbau gefragt und werden als PIWI-Sorten bezeichnet. Neue Möglichkeiten eröffnet die Gentechnik. Zum Beispiel wurden erfolgreiche Versuche durchgeführt, der Sorte Riesling zwei Gene der Gerste einzupflanzen und damit eine Widerstandsfähigkeit gegen Pilze zu verleihen. Neben den großen Einsparungen an Rebschutz-Aufwendungen durch nicht erforderliche Bekämpfung mit Pestiziden und eingesparter Arbeitszeit sind die erzielbaren positiven Umweltschutz-Leistungen hervorzuheben.

weiterführende Informationen

Siehe zu diesem Themenkomplex auch unter Biologischer Weinbau, Chromosom, Kreuzung, Pflanzenschutz, PIWI, Rebstock-Feinde und Züchtung, sowie eine komplette Aufstellung relavanter Stichwörter unter Weinrebe.

Blatt: Von Joachim Schmid, Geisenheim - Selbst fotografiert, CC BY 3.0 de, Link
Wurzel: Von Abesadze, Makarevskaja und Zchakaja, Georgien 1930 - aus Joachim Schmid, Frank Manty, Bettina Lindner:
Geisenheimer Rebsorten und Klone, ISBN 978-3-934742-56-7GFDL 1.2Link und Link 
Europäer- und Amerikanerrebe: J. Schmid, F. Manty, B. Lindner, ISBN 978-3-934742-56-7, GFDL 1.2, Link 1 / Link 2 
Rebläuse: von unbekannt -  Meyers, Gemeinfrei, Link

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Markus J. Eser

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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

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