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Lexikon
Das größte Weinlexikon der Welt mit 26.367 ausführlichen Einträgen.

Die weiße Rebsorte stammt vermutlich aus Deutschland. Es gibt über 150 Synonyme, die das hohe Alter und die weltweite Verbreitung in nahezu allen weinbaubetreibenden Ländern bezeugen. Die wichtigsten alphabetisch nach Ländern gruppiert sind Risling (Bulgarien); Edler Riesling, Gelber Riesling, Gräfenberger, Hochheimer, Johannisberger, Kleinriesling, Klingelberger, Rissling, Rüsseling, Weißer Riesling (Deutschland); Raisin du Rhin, Rhin, Riesling Rhénan (Frankreich); Riesling Renano (Italien); Rajinski Riesling (ehemaliges Jugoslawien); Rizling Rajnski (Kroatien); Rislinoc (Moldawien); Rheinriesling, Ritzling (auch Riedenname), Weißer Riesling (Österreich); Riesling de Rhin (Rumänien); Johannisberg, Johannisberg Riesling, Petit Rhin (Schweiz); Rizling Rýnsky (Slowakei); Renski Rizling (Slowenien); Lipka, Ryzlink Rýnský, Starovetski (Tschechien); Beyaz Riesling (Türkei); Рислінг, Rislinok (Ukraine); Fehér Rajnai, Rajnai Rizling (Ungarn); Rhine Riesling, White Riesling (Kalifornien-USA).

Riesling - Traube und Blatt

Abstammung (Elternschaft) & Herkunft

Gemäß von Dr. Ferdinand Regner im Jahre 1998 durchgeführte DNA-Analysen ist der Riesling aus einer vermutlich natürlichen Kreuzung zwischen (Vitis vinifera sylvestris x Traminer) x Weißer Heunisch (Gouais Blanc) entstanden. Von der Wildrebe stammen die kleinen Beeren und die Frosthärte, vom Traminer die würzigen Noten und der Heunisch brachte späte Reife, Robustheit und Säurepotential ein. Zu bemerken ist, dass zwar Gouais Blanc, jedoch die Beteiligung von Wildrebe und Traminer nicht gesichert sind. Gemäß zuletzt erfolgter DNA-Analyse im Jahre 2021 handelt es sich um eine Kreuzung zwischen unbekannter Muttersorte x Gouais Blanc. Die seltene Spielart Roter Riesling ist gemäß DNA-Analysen kein Vorläufer, sondern eine Mutation des Weißen Riesling und die Sorte Blauer Riesling stammt vom Traminer ab. Der Weiße Riesling darf auf Grund morphologischer Ähnlichkeiten nicht mit den Sorten Crouchen, Menu Pineau, Pedro Ximénez, Räuschling oder Sauvignonasse verwechselt werden. Es gibt keine genetische Beziehung zum Welschriesling (Graševina), dessen Abstammung aber unbekannt ist. Der prestigeträchtige Name Riesling wurde weltweit oft irreführend und zum Teil missbräuchlich verwendet:

  • Bánáti Rizling = Kreaca (Serbien)
  • Black Riesling = Pinot Meunier (USA)
  • Breisgauer Riesling = Knipperlé (Deutschland)
  • Budai Riesling = Berbecel (Rumänien?)
  • Cape Riesling, Paarl Riesling, Riesling Vert, South African Riesling = Crouchen (Südafrika)
  • Frankenriesling = Silvaner und Grüner Veltliner (Deutschland, Österreich)
  • Grauer Riesling = Pinot Gris (Deutschland)
  • Gray Riesling = Trousseau Gris (Kalifornien)
  • Gros Riesling = Orléans und Silvaner (Frankreich)
  • Großriesling = Elbling (Deutschland, Österreich)
  • Hunter Riesling oder Hunter River Riesling = Sémillon (Australien)
  • Mainriesling = Rieslaner (Deutschland)
  • Missouri Riesling = Vitis labrusca x Vitis riparia (USA)
  • Monterey Riesling = Silvaner (Kalifornien)
  • Okanagan Riesling = Vitis labrusca (Kanada)
  • Riesling de Caldas = Dutchess (Brasilien) - ID A. Jung
  • Riesling de Wuerzbourg = Sauvignon Blanc (Frankreich) - ID A. Jung
  • Riesling Italico = Welschriesling (Italien)
  • Riesling Jaune de la Moselle = Auxerrois (Frankreich) - ID A. Jung
  • Scheuriesling = Scheurebe oder Sämling 88 (Deutschland)
  • Schwarzriesling oder Müllerrebe = Pinot Meunier (Österreich, Deutschland)
  • Sonoma Riesling = Silvaner (Kalifornien)
  • Würzburger Riesling = Sauvignon Blanc (Deutschland)

Wahrscheinlich stammt der Riesling aus dem Rheintal. Eine erstmalige Erwähnung erfolgte Mitte des 15. Jahrhunderts. In einem Dokument aus dem Jahre 1435 in Rüsselheim (Frankfurt) scheint ein Rechnungsposten für Rieslingreben auf. In einem anderen Dokument wird im Jahre 1348 ein „Rüsseling“ im Elsass erwähnt. Ob es sich aber dabei um den Riesling handelt, ist unklar. Der bekannte deutsche Botaniker Hieronymus Bock (1498-1554) schreibt in seinem „Kreütter Buch“ der Ausgabe 1546, dass „Rissling wachsen an der Mosel/Rhein und in Wormbs“. Der Ursprung wird aber auch von Winzern der österreichischen Wachau reklamiert, weil es dort einen im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnten Weinberg namens Ritzling gibt, was aber kein Beweis ist.

Die Sorte stand wahrscheinlich sehr häufig gemeinsam mit anderen Heunisch/Traminer-Abkömmlingen wie Elbling, Fütterer und Räuschling im Gemischten Satz im Weinberg. Erst relativ spät, ab dem 19. Jahrhundert wurde er dann in reinen Sätzen angepflanzt. Eine Ausnahme war Fürstabt von Fulda, der bereits im Jahre 1716 auf dem gerade erworbenen Johannisberg ausschließlich Riesling anbauen ließ. Aber die Sorte war lange umstritten. In einem Dokument aus dem Jahre 1747 wird berichtet: „Im Rhingau haben sie: Gutedel und Elbling als beste Sorte, Heinisch als Mittelgattung und Rußling als die schlechteste der Trauben.“ Dies erklärt sich auch durch die damals üblichen, amtlich verordneten, frühen Lesetermine. Die rund dreihundertjährige Klimaphase der Kleinen Eiszeit war einfach nicht warm genug für eine späte Lese, denn man musste früh einsetzende Nachtfröste fürchten. Die Geschichte vom Spätlesereiter aus dem Jahre 1775 sorgte wohl auch dafür, dass der Lesetermin von Mitte/Ende September zum November-Beginn verschoben wurde. Mit zunehmender Erwärmung ab Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich der Riesling durchgesetzt und zählt heute zu den weltweit allerbesten - den Cépages nobles. Auf Grund der Langlebigkeit und Finesse der Weine wird er auch als „weißer Cabernet Sauvignon“ bezeichnet.

direkte Nachkommen

Auf Grund ihrer hervorragenden Eigenschaften wurde die Sorte für rund 200 Neuzüchtungen herangezogen. Besonders die drei Institute Geilweilerhof (Pfalz), Geisenheim (Rheingau) und Weinsberg (Württemberg) waren aktiv. Die wichtigsten Nachkommen sind Alb de Yaloven, Aris, Arnsburger, Aromriesling, Augustriesling, Aurelius, Bacchus, Bouquetriesling, Breidecker, Comtessa, Dalkauer, Dalmasso 12-40, Diamantmuskat, Donauriesling, Dr. Deckerrebe, Edelmuskat, Ehrenfelser, Elbriesling, Emerald Riesling, Feinmuskat, Feinriesling, Firnriesling, Floricica, Frühriesling, Goldriesling (1), Grando, Gyöngyrizling, Hibernal, Hölder, Johanniter, Jo Rizling, Kerner, Klosterneuburg 44-8, Kocsis Zsuzsa, Lafayette, Louisette, Madeleine x Angevine 7672, Manzoni Bianco, Marienriesling, Merzling, Misket Varnenski, Morava, Müller-Thurgau, Multaner, Muscat de la Republique, Muscat Dore de Semis, Muskatblume, Muskatbouquet, Muskatduft, Muskatriesling, Naumburg 5016-37, Negritienok, Noblessa, Noria, Optima, Osiris, Oraniensteiner, Osteiner, Panonia, Président Carnot, Primera, Prinzipal, Quanbai, Quanyu, Rabaner, Rieslaner, Rieslina, Riesliner, Riesling Bulgarski, Riesling Forte, Riesling Lion, Riesling Magaracha, Romeo, Rotberger, Ruling, Sauvignon Cita, Sauvignon Gryn, Sauvignon Sary, Scheurebe, Siegfriedrebe, Therona Riesling, Thurling, Witberger und Zähringer.

Eigenschaften

Die spät reifende Rebe ist widerstandsfähig gegen Frost und Falschen Mehltau und nur leicht anfällig für Echten Mehltau und Botrytis. Besonders gut gedeiht sie in relativ kühlen Anbauzonen über Schiefer und Urgestein an sonnenreichen Steilhängen. Die Weine zeichnet in der Regel ein harmonischer Geschmack mit hohem Säure- und Extrakt-, aber eher moderatem Alkoholgehalt, sowie vielfältigen, fruchtigen Aromen nach Äpfeln, Aprikosen, Grapefruits, Passionsfrüchten, Pfirsichen, Rosen und Zitronen aus. Im Rahmen einer Weinansprache werden sie oft als stahlig, rassig und mineralisch beschrieben. Es kommt jedoch auf die Bodenverhältnisse an, welche davon ausgeprägt sind. Dem Riesling sagt man nach, dass er den Charakter eines Bodens (Terroir) besonders gut zum Ausdruck bringen kann. Im Alter entwickeln sich ein Mandel- und auch der Petrolton, ein von Fans geschätztes Aroma. Die grünlich-gelbe Farbe wandelt sich zu schimmerndem Goldton. Riesling-Weine haben in der Regel eine potentiell extreme Haltbarkeit, Prädikatsweine halten 20, 30, 40 Jahre und länger. Ein besonders beeindruckendes Exemplar ist ein 421 Jahre alter Würzburger Stein, der noch genießbar war (siehe auch unter älteste Weine).

Riesling - Rebstock und Aromenglas

Anbauflächen

Als häufigste Sorte in Deutschland belegt der Riesling insgesamt 23.960 Hektar Rebfläche mit weiterhin steigender Tendenz. Die Anbaugebiete mit dem größten Anteil sind Mosel mit einem Drittel der Gesamtfläche, sowie Rheingau und Mittelrhein. Die Sorte ist aber in allen 13 Anbaugebieten vertreten. Idealbedingungen gibt es an der Mosel, wo es nach Meinung vieler Experten die besten Rieslinge gibt. Die Bedeutung der Sorte zeigt sich auch im VDP-Klassifikationsmodell. Die Vereinigung Pro Riesling (Mosel) bemüht sich erfolgreich um die Förderung der Rebe. Die Bezeichnung Klingelberger ist vor allem in Baden im Bereich Ortenau für spezielle Riesling-Klone gebräuchlich und hat dort besondere Bedeutung.

Weitere Länder in Europa sind Bulgarien, England, Frankreich vor allem Elsass (4.025 ha), Griechenland (1,5 ha), Italien (1.461 ha), Kasachstan (111 ha), Kroatien (625 ha), Luxemburg (162 ha), Moldawien (1.701 ha), Nordmazedonien (900 ha), Österreich (1.986 ha), Portugal (13 ha), Rumänien (6.121 ha), Russland (2.232 ha), Schweiz (19 ha), Serbien (1.361 ha), Slowakei (620 ha), Slowenien (607 ha), Spanien (184 ha), Tschechien (1.172 ha), Türkei (3 ha), Ukraine (1.350 ha) und Ungarn (1.261 ha).

In Übersee sind das Argentinien (93 ha), Australien (3.114 ha), Brasilien (6 ha), Chile (413 ha), China (1.600 ha), Japan (22 ha), Kanada (1.188 ha), Neuseeland (767 ha), Südafrika (152 ha) und Uruguay (12 ha). In den USA sind dies insgesamt 4.952 ha in den Bundesstaaten Kalifornien (1.600 ha), Michigan, New York, Oregon und Washington (2.600 h). In San Francisco (Kalifornien) wurde im Jahre 2007 die International Riesling Foundation gegründet. Im Jahre 2016 wurden insgesamt 59.805 Hektar Rebfläche mit steigender Tendenz ausgewiesen. Das ergibt im weltweiten Rebsortenranking den Rang 14 (Kym Anderson).

Traube und Blatt: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI) 
Aromenglas: Info@faberpartner.de - 100 verschiedene auf dibond, acryl etc
alter Rebstock: von Ove123 auf Pixabay

Stimmen unserer Mitglieder

Dr. Christa Hanten

Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.

Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien

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gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

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